Social Enterprise

myAbility: „Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil“

Unternehmen lernen eine angenehme Kommunikationsebene schaffen. © myAbility
Unternehmen lernen eine angenehme Kommunikationsebene schaffen. © myAbility
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Gegen Vorurteile kämpft die soziale Unternehmensberatung myAbility mit Sitz in Wien jeden Tag. Unternehmen haben oft große Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderungen. Um diese zu nehmen, haben Gregor Demblin und Wolfgang Kowatsch 2009 die Online-Jobinitiative Career Moves gegründet. Inzwischen heißt die Jobplattform für Menschen mit Behinderung myAbility. Arbeitgeber können Jobanzeigen auf der Plattform aufgeben und Beratung in Anspruch nehmen.

Laut einer Erhebung der Statistik Austria im Jahr 2015 leben 18,4 Prozent der österreichischen Bevölkerung mit einer Behinderung. Damit sind sie für die Wirtschaft eine relevante Gruppe. Der Zuspruch wächst nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei unseren Lesern. myAbility wurde beim Trending Topics Voting mit über 1.000 Stimmen zum spannendsten Social Enterprise Österreichs gewählt. Trending Topics sprach mit den Mitarbeitern über ihren Job.

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Wenn Unternehmen Menschen mit Behinderung nicht ansprechen, würden sie sich nicht nur einen relevanten Talente-Pool entgehen lassen, sondern auch eine große Kundenanzahl und ihr Netzwerk, erklärt myAbility-Consultant Fides Raffel. Sie ist unter anderem für die sogenannte „Sensing Journey“ verantwortlich. Dabei lernen Mitarbeiter von Unternehmen, wie der Arbeitsalltag für eine Person mit Behinderung aussieht und wie sie unterstützen können. Ein eigens entwickelter Stationenbetrieb ermöglicht einen Perspektivenwechsel. „Meistens geht es mehr um ein Bewusstmachen als um große Veränderungen“, ergänzt Raffel.

„Der ist ja ganz normal“

Dass es zur Normalität gehört, sei noch nicht erreicht. Wenn Kollegen mit einer sichtbaren Behinderung beglückwünscht werden, ihr Leben zu meistern oder Aussagen wie „der ist ja ganz normal“, findet Raffel schon manchmal komisch. Das Social Enterprise will Unternehmen helfen, die Potenziale von Menschen mit Behinderung als Kunden und Mitarbeiter zu nutzen. Dabei steht die Fähigkeiten im Vordergrund, nicht die Behinderung. Daher auch der Name „myAbility“.

Die größte Herausforderung sei, unbewusste Vorurteile abzubauen, sagt myAbility-Mitarbeiterin Julia Moser, verantwortlich für Innovation und Qualität. Die langjährige Trainerin zitiert gern Albert Einstein: „Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil.“ Viele hätten so große Angst, im Umgang mit dem Thema Behinderung Fehler zu machen, dass sie lieber gar nichts machen, erklärt Moser, Trägerin des Wundsam-Hartig Preises. „Das ist allerdings das Falscheste überhaupt.“ Durch Fehler lerne man, und myAbility unterstütze den Prozess.

Eine angenehme Kommunikationsebene und ein „Stück Menschlichkeit“ sei extrem wichtig, appelliert myAbility-Mitarbeiter Daniel Schörghofer. Wenn die Kommunikation stimmt, können Arbeitgeber oder Kollegen leichter fragen, was gebraucht wird und Menschen mit Behinderung leichter äußern, was sie brauchen.

Karriereprogramm in Wien, Berlin und München

Schörghofer betreut das DisAbility Talent Programm, das aktuell zum vierten Mal in Wien ausgeschrieben ist. Das Karriereprogramm vernetzt Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung mit Unternehmen. Während des Sommersemesters 2019 können Studierende bei Unternehmen schnuppern und erhalten auf die Arbeitswelt abgestimmte Coachings.

Viele wollen ihre Behinderung verstecken, erzählt Schörghofer. Das Programm helfe den talentierten Studierenden, ihre Stärken und Schwächen zu finden und sich besser zu präsentieren. Nicht nur in Österreich will das Social Enterprise wachsen. Heuer wird erstmals das DisAbility Talent Programm in Berlin gestartet. Für das Wintersemester 2019 ist auch ein Programm in München geplant.

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„Unternehmen brauchen aufgrund des Arbeitskräftemangels mehr gut ausgebildete Mitarbeiter“, so Schörghofer. Zwölf Prozent der Studierenden seien Personen mit Behinderung. Unternehmen könnten sich nicht vor dem „Markt der zwölf Prozent“ verschließen.

Unter anderem kooperiert myAbility in Wien mit PwC Österreich, Air Liquide, Mondi, der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und Raiffeisen Bank International. In Berlin und München sind unter anderem PwC, Sanofi, Robert Koch Institut, BASF und Allianz mit von der Partie. „Wir sind wirtschaftlich orientiert“, sagt Raffel. „Förderung vom Staat erhalte myAbility nicht mehr. Wir wollen das Thema aus dem Zusammenspiel Behinderung ist gleich Mitleid, ist gleich Charity herausbringen.“

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