Interview

N26 CEO Valentin Stalf: „Klarna hat das sehr gut gemacht“

N26-Mitgründer Valentin Stalf. © N26
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Jetzt gibt es sie auch bei N26, die bis zu 4% Zinsen – zumindest für jene, die sich das Metal-Konto um 16,90 Euro pro Monat leisten. Damit ist die Berliner Neobank wie andere Neobanken und Neobroker auch ins Zinsrennen eingestiegen, um Bestandskunden zu halten und Neukunden zu gewinnen. N26-CEO-Valentin Stalf will die neuen Zinsen aber nicht nur als Lockangebot ansehen – auch wenn er damit rechnet, dass dann Nutzer:innen, wenn sie ihr Vermögen bei seiner Bank haben, auch die Karte öfter nutzen.

Während Stalf den Namen der seit kurzem als Vollbank tätigen Trade Republic nicht in den Mund nehmen will, hat er Lob für Klarna aus Schweden – aber nicht für deren Banking-Produkt, sondern für den Einsatz von ChatGPT im Kunden-Support.

Trending Topics: Jetzt habt auch ihr euch dazu durchgerungen, bis zu 4% Zinsen anzubieten. Warum habt ihr euch dafür entschieden?

Valentin Stalf: Wir haben ein bisschen anderes Geschäftsmodell als andere Player am Markt, die 4% anbieten. Viele von denen waren ja gar keine Banken, sondern waren teilweise Trading-Anbieter und haben das eigentlich sehr stark als Lockangebot, glaube ich, positioniert. Bei uns ist es so: Wir haben heute über 7 Milliarden Euro an Kundeneinlagen und über die letzten sechs Monate verschiedene Zinsprodukte in verschiedenen Ländern getestet, um zu verstehen, zu welchen Preisen Kunden ihr Geld umziehen. Wir können heute Konten zu einem sehr günstigen Preisniveau insgesamt anbieten.

Also wir haben einen Kostenvorteil gegenüber anderen Banken und deswegen können wir jetzt auch längerfristig auf den Markt gehen mit einem nachhaltigen Angebot von 4% für unsere Metal-Kunden und 2,8% für die anderen Konten. Wir wollen diese Zinssätze auch langfristig anbieten können – natürlich vorbehaltlich dessen, dass die EZB vielleicht ihre Zinssätze wieder ändert. Aber wir haben schon den Anspruch, dass wir uns mit der EZB sozusagen auf und ab bewegen.

Die 4%, bekommen nur die Metal-Kund:innen?

Wir entwickeln uns von den Produkten derzeit weg von Transaktions-orientiert, wo wir bisher unsere Produkte drauf aufgebaut haben, also Karte, Konto, Zahlungsverkehr zu wirklich anlegen. Wir haben ja in Österreich auch unser ETF-Trading-Produkt gelauncht, das wird jetzt auch erweitert und geht dann in den nächsten Monaten auch mehr Richtung Stock-Trading. Wir haben ja immer noch das Gratis-Angebot und auch die Smart- und You-Angebote, dort wird es zukünftig 2,8% Zinsen geben.

Mit Metal wollen wir ein Produkt schaffen, wo man für die Ausgaben von einem bis zwei Drinks das ganze finanzielle Leben abhaken kann, wo man den besten Zinssatz kriegt, wo man sich in Zukunft auch keine Gedanken mehr darüber machen muss, ob man vielleicht den einen oder anderen Trade mehr macht. Das wird man bei der Produktevolution bei uns sehen, dass wir wirklich so Top-of-the-Market-Angebote immer stärker in unsere Metal-Produkte reinbündeln, und eins davon und sind diese 4% Zinsen

Trotzdem nochmal die Frage: Warum später als die Konkurrenz bei Trade Republic, Scalable Capital oder bunq, die diese 4% oder sogar auch mehr Prozent zu unterschiedlichen Bedingungen in unterschiedlichen Märkten schon länger haben. War das auch Inspiration, sich das Produkt zu überlegen?

Wir haben, wie ich vorher erwähnt habe, 7 Milliarden Kundeneinlagen bei uns schon heute auf den Konten. Wir haben in verschiedenen Märkten zuerst getestet, also Mitte letzten Jahres schon in Spanien und jetzt war der Rollout für Österreich reif, und mehr gibt es da gar nicht so im Hintergrund dazu zu sagen. ETF zum Beispiel ist für uns wichtiger gewesen im ersten Schritt, jetzt kommt das Sparprodukt und als nächstes werden wir dann verschiedene Aktienthemen  sehen. Wir haben eine Priorisierung und es kommt immer darauf an, auf was wir gerade den Fokus legen.

Jetzt hängt es natürlich auch stark damit zusammen, wie hoch dieser Zinssatz bleibt, was die EZB in Frankfurt entscheidet. Wovon gehst du aus dieses Jahr?

Wir können uns natürlich die Swap-Sätze anschauen für die nächsten zwölf Monate und auch längerfristig. Das heißt, längerfristig ist die Erwartung des Marktes ja die, dass der Zinssatz wieder nach unten gehen wird, eher in Richtung von 2,5 Prozent. Heute sind wir ja noch bei 4 Prozent. Wann genau die nächste Zinssetzung kommt oder ob das vielleicht sogar noch länger auf 4 Prozent bleibt, das kann ich nicht vorhersagen. Ich würde schon sagen, dass wir in den nächsten Jahren sicher wieder einen Zinssatz sehen werden, der nach unten geht. Ich glaube nicht, dass wir wieder einen sehen werden wie vor fünf Jahren, wo wir bei 0 Prozent oder sowas sind, sondern wir werden in ein natürliches, normales Zinsniveau zurückkehren.

Und mit unserem Produkt ist es so: Wir bezahlen diese 4 Prozent. Wenn langfristig der Zinssatz wieder auf 2 Prozent geht, also in den nächsten Jahren, dann werden wir natürlich irgendwann auch unseren Zinssatz nach unten anpassen. Wir haben uns auch lange überlegt: Gehen wir mit 4 Prozent raus? Wir haben auch diskutiert, ob wir mit 3,5 Prozent rausgehen. Weil für uns war wichtig, dass wir das auch langfristig darstellen können. Aber es wird nicht so sein, dass wir komplett in eine andere Richtung gehen als die EZB.

N26 🏦 4% Zinsen 📈 IPO 💸 Trading-Boom 📊 Konkurrenz 🤺 – mit CEO Valentin Stalf

Womit rechnet ihr bei den Usern? 4 Prozent haben auch bei anderen Anbietern ordentlich gezogen. Was ist deine These?

Ich glaube, ich kann es mittlerweile gut vorhersagen, weil wir das ja in anderen Ländern auch schon haben, wenn auch mit ein bisschen weniger aggressiven Zinssätzen, muss man sagen. Also in Spanien haben wir mit 2,26 Prozent gestartet im Standardprodukt. Ich gehe davon aus, dass wir so wie in den anderen Ländern auch sehen werden, dass existierende N26-Kunden, die vielleicht noch 5.000, 10.000 Euro bei einer traditionellen Bank liegen haben, dass sie das als Grund nehmen, dieses Geld jetzt zu N26 zu verschieben. Und dann ist es natürlich ein klar kommunizierbarer Benefit für Neukunden auch, wo die sagen können, okay, neben den anderen Vorteilen, die N26 bringt, ganz klar, ich kriege dort auch jetzt 4 Prozent. Also wir sehen schon diese Verschiebung bei Neukunden, dass es wirklich ein Anreiz ist, dass die ihr Geld zu uns legen und von existierenden auch umziehen werden. Wir werden aber auch, und das haben wir auch in anderen Ländern gesehen, mehr Aktivität der Kunden sehen. Sie haben dann ihr Grundvermögen oder auch ihre Einkünfte bei uns. Und das führt natürlich dazu, dass der Kunde dann am Ende die Karte auch mehr verwendet.

Andere Player am Markt, also die angesprochenen Neobroker, haben die 4 Prozent ganz stark als Lockangebot positioniert, eben um viele Einlagen der User anzuziehen mit dem Hintergedanken Wenn die das Geld dort liegen haben, dann werden sie es vielleicht in ETFs, Aktien anlegen. Auch bei euch ein Hintergedanke?

Wir denken ganz stark darüber nach: Was müssen wir eigentlich als Company auch gesellschaftlich in den nächsten Jahren erreichen? Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir in den europäischen Ländern, auch in Österreich, Education zum Thema machen. Eines ist eben das Sparprodukt, das andere war das ETF-Produkt, das wir Anfang des Jahres gebracht haben und jetzt geht es weiter Richtung Shares. Also ich würde unsere Angebote nicht nur jetzt als Lockangebote zu positionieren, sondern langfristig durchzuhalten.

Es gibt eine lange Liste an Märkten, wo diese bis zu 4% angeboten werden. Die großen europäischen Märkte, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien habe ich in der Liste vermisst. Was ist Grund dafür?

Das hat hauptsächlich den Grund, dass wir jetzt mit diesem Produkt mal in die, wie wir sagen, Rest-of-Europe-Markets gehen, wo wahrscheinlich Österreich der führende Markt ist, weil wir in Österreich einen sehr hohen Kundenstock haben pro Einwohner. Der Rest der Märkte hat ein nicht angepasstes Produkt, das eigentlich diesem Produkt, das wir in Österreich launchen, folgt. Für die Märkte Deutschland, Spanien, Italien und auch Frankreich, die wir intern als unsere großen Kernmärkte definiert haben, haben wir normalerweise spezielle Angebote und die passen sich, je nachdem wie die regionale Competition  ist, auch an.

Dort berücksichtigen wir zum Beispiel auch verschiedene Steuerproblematiken stärker mit, die es jetzt in Österreich zum Beispiel nicht gibt. In Deutschland zum Beispiel war eins der großen Themen für Sparprodukte auch das Thema, wie muss ich eigentlich Zinsen versteuern? Je nach Kirchenzugehörigkeit in Deutschland ist es unterschiedlich, wie man das pro Bundesland versteuern muss. Deswegen haben wir da ein spezielles Produkt für Deutschland gelauncht und wir werden aber in den nächsten Monaten auch den Launch der Tagesgeldkonten in Frankreich und auch in Spanien sehen.

Diese bis zu vier Prozent, die können, müssen aber nicht notwendigerweise in diesen vier großen Märkten kommen?

Man muss auch sagen, dass das Zinsniveau in den verschiedenen europäischen Ländern sehr unterschiedlich ist. Wir haben in Deutschland zum Beispiel einen Markt, der sehr kompetitiv ist. Wir haben in Spanien einen Markt, der deutlich weniger kompetitiv ist. Wir haben in Österreich einen Markt, der aus meiner Sicht nicht sehr kompetitiv ist, weil die großen Player auch in Österreich nicht so hohe Zinsen bezahlen. Wir sehen schon, dass wir die Zinsniveaus pro Land anpassen können, um den idealen Preispunkt zu bekommen, damit wir attraktiv für Kunden sind, aber trotzdem noch eine gute Marge realisieren können. Und deswegen passen wir für die großen Länder das Pricing an. Für die kleineren Länder, Rest of Europe, wie wir das nennen, gibt es ein Produkt, das für alle gleich ist.

Ihr habt ja vor ein paar Wochen ein Trading-Angebot in Kooperation mit Upvest gestartet. Wie ist der Launch verlaufen? Hat er eure Erwartungen erfüllt?

Der Launch ist sehr gut verlaufen bis heute. Wir werden das Produkt jetzt in den nächsten Wochen und Monaten dann in weiteren Ländern sehen, zusätzlich dann mit Aktien. Es gibt eine große Nachfrage am Markt nach einfach zugänglichen Depot-Angeboten, Und wir haben, wie ich vorher schon gesagt habe, den Auftrag glaube ich auch als N26 gesellschaftlich einfach unseren Kunden, aber auch den Europäern insgesamt zu zeigen, dass man auch aus Kapitalanlage Geld verdienen kann. Und wenn ich mir überlege, dass in Österreich und auch Deutschland zwischen 10 und 20 Prozent überhaupt mit Aktien in Kontakt kommen und Aktien halten, dann müssen wir diesen Prozentsatz auf 60, 70 Prozent raufbringen.

N26: Neobank startet mit Depotfunktion für Aktien und ETFs

Sind das auch die genannten 10 bis 20 Prozent bei euren Usern, die dieses Angebot anspricht? Oder sind es mehr?

Unsere Ziele sind ein bisschen ambitionierter. Wir hoffen schon auf eine Adaption, die höher ist als diese 10 oder 20 Prozent. Die Frage ist, wie schnell wir auf diese Adaption kommen.

Bitcoin kürzlich ein neues Allzeithoch erreicht bei mehr als 70.000 Dollar. Auch andere Kryptowährungen haben ordentlich zugelegt. Spürt ihr das auch in der Nachfrage? Denn bisher hatte man den Eindruck, dass vor allem institutionelle Investoren ganz starke Nachfrage haben, eben durch die Bitcoin-Spot-ETFs. Seht ihr, dass jetzt auch die Retail-Masse wieder zu Krypto kommt?

Ich sehe das Krypto-Produkt schon noch als ein Nischenprodukt insgesamt. Ich sehe es auch weniger als ein langfristiges Anlageprodukt, sondern als ein Produkt, das vor allem für Leute, die noch nie mit Aktien zu tun hatten, ein erster Schritt sein kann, sowas mal auszuprobieren. Diese Erfahrung zu machen, dass ich damit Geld gewinnen kann, aber auch Geld verlieren kann, ist, glaube ich, ganz wichtig, um die Leute langfristig zu educaten, auch Risikos abzuschätzen. Bevor ich jetzt hergehe und gleich 10.000 Euro in eine ETF lege oder eine Aktie damit kaufe, kann man mal mit den ersten 10, 20 Euro ein bisschen probieren. So habe ich zumindest gesehen, wie viele User das machen. Das Krypto-Geschäft ist auch extrem zyklisch. Wir haben die letzten sechs Monate wieder einen Zyklus nach oben gesehen. Jetzt mit dem neuen Höchststand von Bitcoin haben wir auch gesehen, dass die Trading-Aktivität bei uns sich verdreifacht oder sogar vervierfacht hat.

Es gibt jetzt wieder den Hype, aber es ist ein sehr zyklisches Geschäft. Das heißt, für uns ist es ein Produkt, wo wir die Leute heranführen. Langfristig wird es schon innerhalb von N26, innerhalb der App, die verschiedenen Asset-Klassen geben. Wir werden sicher auch Commodities irgendwann anbieten und im Endeffekt wollen wir unseren Kunden die Möglichkeit geben, ihr Risiko zu splitten und einfach alle Möglichkeiten transparent zu haben.

Bitcoin, Crypto ist ein bisschen die Einstiegsdroge für die „erwachsenen“ ETF- und Aktienprodukte?

Ich würde sagen, es ist ein Einstiegsprodukt. Man muss auch sagen, Crypto ist jetzt nicht das langfristigste Anlageprodukt, das es gibt, aus meiner Sicht zumindest heute. Vielleicht ändert sich das in Zukunft noch, aber es ist ein Produkt, wo eben eine junge Generation schon Interesse daran hat, die ersten Erfahrungen macht und ich glaube, unser Ziel muss sein, diese Education zu schaffen und zu sagen, was ist eigentlich langfristig, wenn ich bis, je nachdem, was die Leute für einen Anlagehorizont haben, aber wenn ich für eine langfristige Anlage machen will, Vermögensvorsorge machen will und auch Risikoabsicherung in Zukunft, was nehme ich da für Produkte ganz transparent?

Traditionell war es so: Man die Lebensversicherung verkauft bekommen, hat man 100 Jahre einbezahlt, am Ende hat man vielleicht doch nichts zurückbekommen und die Pricing-Struktur war auch sehr schwierig. Ich glaube, wir sind heute da, wo man eigentlich viel Kontrolle selber haben will und will genau transparent sehen, was man hat. Wenn man sagt, okay, man glaubt an Deutschland, kauft man sich vielleicht den DAX und legt ihn ins Portfolio. Wenn man sagt, man glaubt an den weltweiten Aktienmarkt und das Wachstum, dann kauft man sich vielleicht einen MSCI World. Gleichzeitig ist es aber auch sehr wichtig, den Leuten auch zu erklären, wo die Risiken sind. Und es ist ganz wichtig, glaube ich, einen langfristigen Anlagehorizont zu haben.

In der Welt der Neobanken und Neobroker, ist zumindest meine Wahrnehmung so, dass der Wettbewerber doch immer schärfer wird. Also es gibt N26, bunq, Monzo, Revolut, dann kommt Trade Republic auch in den Sektor rein, die traditionellen Banken schlafen auch nicht mehr. Wie kann man da den Status als Challenger-Bank noch aufrechterhalten? Weil aktuell wirkt es auf mich eher so, als wenn N26 eher auf den Markt reagiert als ihn wirklich zu challengen.

Ich sehe das ein bisschen anders. Wir haben insgesamt die letzten Jahre sehr viel auf regulatorische Themen konzentriert. Seit Mitte letzten Jahres sind wir wieder voll am Innovation bringen. Man hat das in der App in den letzten Wochen gesehen. Wir haben etwa das ganze Thema, wie kann man Karten managt, in der App komplett neu gestaltet. Auch mit der Anwendung von der AI kommen wir in einen Bereich, wo wir technisch gut aufgestellt sind. Bis zum untersten Layer im Tech haben wir wirklich die modernsten Systeme. Für Traditionelle Banken, die nur vorne eine neue App gebaut haben, für die ist es, glaube ich, ein bisschen schwieriger. Wenn ich die Daten in fünf Datensilos habe, kann ich auch keine gute AI drauflassen und gute Resultate erzielen. Ich sehe diesen Gap zwischen traditionellen und Neobanken immer größer werden, und mit den AI-Anwendungen wird der Gap wieder größer werden.

Am Ende können wir ein Produkt zur Verfügung stellen zu viel niedrigeren Kosten, wahrscheinlich zu einem Fünftel der Kosten einer traditionellen Bank. Und am Ende geht es nicht nur um die Kosten, aber diese Kostenvorteile können wir natürlich in ein besseres Produkt, ins Team, in mehr Vorteile für den Kunden investieren.

Noch ein Wort noch zu den anderen Neobanken oder Playern. Wir haben eigentlich verglichen mit der Größe des Marktes geringe Competition im Neobanking-Bereich. Ein paar Player hast du genannt, viele davon sind nur in UK tätig. Einer ist in UK tätig und ein bisschen in Osteuropa und auch in anderen europäischen Märkten. Wir sind heute der klare Marktführer überregional in den großen europäischen Märkten, also Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien. Im E-Commerce oder in anderen Bereichen gibt es immer fünf, sechs Player oder mehr, die konkurrieren. Im Neobanken-Bereich fällt mir jetzt ad hoc nur einer ein, der in Europa noch mit uns konkurriert. Und wir haben die Neobroker, die versuchen, irgendwie auch Banken werden…

…also Trade Republic zum Beispiel…

weil sie gesehen haben, dass sie das Problem haben, dass Trading halt nicht jeden Tag interessiert. Es gibt einen kleinen Teil an Kunden, die jeden Tag in der App schauen, ob die Aktie nach oben oder nach unten geht. Um langfristig im Finanzbereich erfolgreich zu sein, im Retail-Bank erfolgreich zu sein, muss man die App sein, die Kunden öfter pro Woche öffnen. Und das geht eigentlich nur über das Zahlungsprodukt, über die Karte und über den täglichen Kontoumsatz oder Kontotätigkeit, die der Kunde macht. Das Kontogeschäft ist, glaube ich, der Schlüssel zum Erfolg, um den Kunden finanziell an sich zu binden. Das ist ein ganz traditionelles Modell, jede traditionelle Bank hat das auch so gemacht, und dann hast du die Produkte rundherum gebaut. So haben wir es auch gemacht.

AI ist derzeit ein Thema, um das man nicht umhinkommt. Klarna aus Schweden etwa kann bereits heute 700, 800 Menschen im Kundensupport durch die Integration von ChatGPT in ihre App. Gibt es auch bei N26 den Plan ChatGPT und Co. einzubauen, etwa im Kundensupport, der ja auch für euch wichtig ist?

Wir machen ganz viele Themen heute schon im Bereich Datenmodelle, Datenanalyse. Wir weiten das auch jetzt auf AI-Modelle aus. Ich glaube, man muss ein bisschen vorsichtig sein, welche AI-Modelle man da überhaupt in Europa verwenden kann. Also ChatGPT ist zum Beispiel schwierig zu verwenden in Europa, weil wir die Daten auf anderen Servern auch sind. Aber es gibt genug andere Anbieter, die man auch verwenden kann und Modelle, die man füttern kann. Ich glaube, das, was Klarna announced hat, sind gute Themen, die wir auch sehen. Die Frage ist: Wie viel hätte man davon schon ohne AI machen können? Ich glaube, es geht bei uns auch nicht um Personalreduktion, sondern es geht darum, um das steigende Wachstum mit dem gleichen Personal auch darzustellen.

Wir haben ja auch einen Chatbot, der bei N26 im Hintergrund arbeitet, den erweitern wir ständig. Ich sehe riesiges Potenzial bei AI-Anwendungen, um noch präziser und noch besser Customer Service machen zu können. Wir sehen es aber auch zum Beispiel im ganzen Thema Geldwäscheprävention. Dort haben wir heute wahrscheinlich eines der führenden Modelle im Einsatz in ganz Europa, um wirklich Geldwäsche-Fälle proaktiv zu erkennen. Auch beim Risikomanagement und Kredit sehen wir sich das Thema AI extrem spannend und das wird am Ende zu, glaube ich, weniger diskriminierenden Modellen führen, weil einfach mehr Daten mit einbezogen werden können.

Klarna hat das sehr gut gemacht, und gutes Bewusstsein dafür geschaffen, was AI auch positiv darstellen kann in dem Bereich. Wir werden da schon sehr viel Impact sehen. Um darauf zurück zu kommen, was ich vorher gesagt habe: Nur die Unternehmen, die bis auf die Datenstruktur integriert sind und nicht nur einen Layer oben drauf gebaut haben, werden den Benefit bei AI-Anwendungen haben.

Klarna: KI-Chatbot soll Mitarbeiter:innen ersetzen und Börsengang vorbereiten

Aber das klingt danach, dass GPT-4 nicht bei euch zum Einsatz kommen könnte. Mistral AI aus Paris wäre ganz charmant, mal bei euch zu integrieren, oder?

Ich habe mich jetzt nicht in die Detailmodelle reingefuchst, aber es gibt ganz viele Themen, die bei uns noch viel dazu beitragen werden, noch einen besseren Service unseren Kunden anzubieten.

Das IPO-Fenster hat sich 2024 zumindest ein wenig wieder geöffnet. Revolut, Chime, Stripe, Klarna, vielleicht sogar Bitpanda gelten als Börsenkandidaten. Von N26 wird diesbezüglich nicht mehr so viel zu hören wie vielleicht noch in den Vorjahren. Woran liegt es? Gibt es noch IPO-Pläne und wenn ja, wann könnte es soweit sein?

Wir werden im zweiten Halbjahr dieses Jahr die Profitabilität als Gesamtunternehmen erreichen. Das heißt, wir sind da sehr relaxed, wann wir den IPO-Zeitpunkt wählen. Ich glaube, es ist ganz wichtig, nicht nur den IPO-Zeitpunkt im Hinterkopf zu haben, sondern wann können wir auch zeigen, dass Resultate nachhaltig diesen Plan erfüllen, den wir beim IPO vorstellen. Und wann ist auch der richtige Zeitpunkt zwischen Umsatz, Wachstum, also ich würde zum Beispiel sagen, wenn man über 30%iges Umsatzwachstum noch darstellen kann jedes Jahr, ist vielleicht es fast noch zu früh, um an die Börse zu gehen. Und bei uns wird es sicher noch ein paar Jahre dauern, bis wir an die Börse gehen.

Valentin, vielen Dank fürs Interview.

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