Nationalratswahl 2017: So reagieren Vertreter der Startup-Szene auf den Ausgang der Wahl

Schwarz-Blau, Schwarz-Rot oder Rot-Blau? Wie sich die kommende Regierung zusammensetzt, das werden die Koalitionsverhandlungen der nächsten Wochen zeigen. Wie aber ist das Wahlergebnis aus Sicht der Startup-Branche zu werten? Im Wahlkampf waren zwar andere Themen viel präsenter, doch haben sich fast alle Parteien in ihren Wahlprogrammen auch dazu geäußert, wie es mit Digitalisierung, Wirtschaft, Steuern und eben auch Startups in Österreich weitergehen soll.
Trending Topics hat sich in der Szene umgehört, wie das Wahlergebnis, das auch international viel Beachtung findet, zu werten ist (alphabetische Sortierung nach Nachnamen, Anm.):
Berthold Baurek-Karlic, Venionaire

„Sebastian Kurz spricht einem Unternehmer mit seinem Versprechen, die Steuerlast zu senken, grundsätzlich aus der Seele. Er hat in den vergangenen Jahren die internationale Arbeit von Startups und Investoren als Außenminister stärker unterstützt (z.B. OpenAustria im Silicon Valley) als alle vor ihm. Ich bin guter Dinge, dass Österreich als Wirtschaftsstandort mit ihm als Kanzler einige Plätze nach oben springen kann – die Frage wird aber sein, wie sich eine mögliche Partnerschaft mit der FPÖ auf Österreich in der internationalen Wahrnehmung auswirken wird.“
Dominik Greiner, weXelerate

„Wir gratulieren dem Wahlsieger und wünschen uns, dass die neue Regierung die positive, weltoffene Aufbruchstimmung in der heimischen Startup-Branche nutzt, um ausländische Talente und deren Unternehmen in Österreich noch stärker anzusiedeln als bisher.“
Hansi Hansmann, Business Angel

„Ich hätte mir ein Mitwirken von Kleinparteien in der kommenden Regierung gewünscht. Insgesamt hätte es aber schlimmer kommen können.“
Hermann Hauser, Startup-Investor

„Wir haben in Österreich die Chance, im Bereich Innovation in den nächsten Jahren viel zu erreichen und in verschiedenen Bereichen Vorreiter zu werden. Gerade mit dem EIC (European Innovation Council, Anm.) bietet sich eine hervorragende Gelegenheit, die exzellente Forschung in Österreich zu unterstützen. Wenn wir jetzt eine Regierung haben, die von jungen und aufgeschlossenen Persönlichkeiten geführt wird, die sich darauf verstehen, das zu nützen, kann sich das durchaus positiv entwickeln.“
Bernhard Lehner, startup300

„Die Wähler haben bei der Nationalratswahl tendenziell die Parteien gestärkt, die für ein wirtschaftsfreundlicheres Klima in Österreich eintreten. Jede Initiative, die hilft, in Österreich bessere Rahmenbedingungen insbesondere für Startups, aber natürlich auch KMU zu schaffen, ist mir willkommen. Vielleicht erleben wir im nächsten Parlament ja tatsächlich projektbezogene Zusammenarbeit über Parteigrenzen; es zeichnet sich ja eine Verfassungsmehrheit von drei Parteien ab, die Phantasie bei der Gestaltung von wirtschaftsfördernden Rahmenbedingungen auslöst. Mal sehen, was am Ende des Tages am Ende der realpolitischen Entscheidungsfindung tatsächlich überbleibt. Lasset den Worten Tagen folgen. Zu tun gäbe es ja genug.”
Heinrich Prokop, Clever Clover

“Ich bin überrascht über das durchaus gute Abschneiden von Christian Kern. Ich glaube, dass er weiter im Spiel bleibt. Kurz hat einen klaren Auftrag. Ideologische Bedenken gegen Investoren könnten jetzt verschwinden, und das könnte der Startup-Szene helfen, etwa was das Thema steuerliche Begünstigungen in Startups angeht. In dem Sinne freue ich mich drauf.”
Markus Raunig, AustrianStartups

„Wir hoffen, dass sich eine Regierung bildet, die den technologischen Wandel als Chance sieht und die Herausforderungen der Zukunft mutig angeht. Dazu gehört ein Verständnis für Startups als zentraler Innovationstreiber und ein klares Nein zu Protektionismus jeglicher Art.“
Christoph Richter, Gründer

(zitiert aus einem offenen Brief an Sebastian Kurz)
„Österreich hat viele große Aufgaben vor sich, um für die Zukunft, deine Generation und die Folgenden, gerüstet zu sein. Dazu benötigt es eine Regierung, die diese echten Probleme angeht. Eine Regierung, die Europa stärkt, statt sich ständig einen Sündenbock für Probleme zu suchen. Die Menschen als an die erste Stelle setzt, anstatt einige wenigen mehr Reichtum zu beschaffen. Die auf fundiertes Wissen setzt, anstatt der eigenen Meinung zuträgliche Studien fördert. Dies ist deine Chance das zu ändern. Den ÖsterreicherInnen den Glaube an die Zukunft wiederzugeben. Ein wahrer Bundeskanzler hilft anderen ihr Bestes zu geben mit seinem Vorbild, und stellt sicher, dass dieses Bild bleibt, auch wenn er nicht da ist.“
Matthias Ruhri, Up to Eleven

„Ich erwarte mir von einer Regierung in jeglicher Konstellation, dass konstruktive Arbeit im Sinne der österreichischen Gründerszene geleistet wird. Die zahlreichen Erleichterungen, die im Vorfeld ankündigt wurden, müssen nun auch umgesetzt werden. Daran wird die kommende Regierung schließlich gemessen werden.“
Romy Sigl, Coworking Salzburg

„Solange Angstmache und Gier als Wahlmotiv so perfekt funktionieren, bleibt das Startup-Thema in Österreich ein Randthema. Denn diese Werte liegen nicht in der DNA von Startups. Ganz im Gegenteil: Wer die Chancen in dieser Zeit voller Möglichkeiten nicht erkennt, sondern lieber anderen Schuld gibt, wird kein großer Unternehmer werden. Was ich einer Startup-Nation Österreich wünsche: kreative Menschen mit offener Geisteshaltung, einer positiven Einstellung und Opportunismus.“