Österreichs Elektronikindustrie kämpft mit anhaltender Wirtschaftsschwäche

Die österreichische Elektronikindustrie verzeichnet für 2024 Rückgänge in allen wirtschaftlichen Bereichen. Zu diesem Schluss kommt der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). Demnach sank der Produktionswert um 4,4 Prozent auf 23,43 Milliarden Euro, während die Auftragseingänge um 5,0 Prozent einbrachen.
Besonders alarmierend gestaltet sich auch die Beschäftigungssituation: Die Branche baute rund 1.600 Stellen ab, was einem Minus von 2,2 Prozent entspricht. Auch die Exportzahlen gingen zurück – der im Ausland erwirtschaftete Umsatz lag mit 19,2 Milliarden Euro drei Prozent unter dem Vorjahreswert. Die EU blieb mit 62,2 Prozent der wichtigste Absatzmarkt, gefolgt von Deutschland (29,2 Prozent) und den USA (6,7 Prozent).
Die ersten Monate des Jahres 2025 bestätigen den negativen Trend. Im März 2025 lag der Produktionswert weiterhin 4 Prozent unter dem Vorjahreswert, der Gesamtumsatz ging um 3,5 Prozent zurück. Auch die Beschäftigtenzahl sank weiter um 2,8 Prozent. Ein leichter Hoffnungsschimmer zeigt sich lediglich bei den Auftragseingängen, die in den ersten drei Monaten 2025 erstmals wieder anstiegen (März: +8,0 Prozent). Dennoch erscheint eine langfristige Trendwende unwahrscheinlich.
Inflation und US-Zölle belasten die Branche
FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun identifiziert die überdurchschnittlich hohe Inflation als Hauptursache für die wirtschaftliche Misere. Mit 3,6 Prozent liegt diese in Österreich deutlich über dem EU-Durchschnitt von 2 Prozent. „2024 sehen wir die Auswirkungen der letzten Jahre deutlich: In der Elektro- und Elektronikindustrie kam es erstmals zu einem merkbaren Stellenabbau. Die Arbeitskosten in Österreich liegen EU-weit an dritter Stelle – nur Belgien und Dänemark sind noch teurer“, erklärt Hesoun.
Zusätzlich belasten die kürzlich verhängten US-Importzölle von 15 Prozent auf europäische Produkte die exportstarke Branche. Hesoun warnt: „Die Fokussierung auf den Wirtschaftsstandort Österreich bzw. Europa wird in Zeiten fragiler werdender Handelsbeziehungen und weiter andauernder Konflikte und Kriege immer bedeutender.“
Um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, fordert die Branche eine zielgerichtete Industriestrategie mit konkreten Entlastungsmaßnahmen: Bürokratieabbau, Investitionsanreize und Senkung der Lohnnebenkosten. Besonders wichtig seien Investitionen in Forschung und Innovation mit dem Ziel einer 4-prozentigen F&E-Quote bis 2030. Die Schwerpunkte sollen auf Schlüsseltechnologien wie Mikroelektronik, Quantentechnologie und KI liegen. Als positive Beispiele für erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Industrie und Politik nennt der FEEI den European Chips Act und den „Made in Europe“-Bonus.
Fachkräftemangel trotz Stellenabbau
Trotz des aktuellen Stellenabbaus bleibt der Fachkräftemangel ein zentrales Problem. FEEI-Geschäftsführerin Marion Mitsch betont: „Die Elektro- und Elektronikindustrie ist und bleibt die Branche der Zukunft. Sie liefert Technologien und Produkte, um die Digitalisierung und Dekarbonisierung voranzutreiben. Sie sichert die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur.“ Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat der FEEI im Herbst 2023 die Kampagne #JoinTheFuture gestartet. Die Maßnahmen zeigen Wirkung: Die Zahl der Lehrlinge in der Branche stieg von 1.156 im Jahr 2022 auf 1.327 im Jahr 2024 – ein Plus von fast 15 Prozent.
Der FEEI vertritt den drittgrößten Industriezweig Österreichs mit rund 300 Unternehmen und 72.500 Beschäftigten. Gemeinsam mit Netzwerkpartnern wie der Fachhochschule Technikum Wien, der Plattform Industrie 4.0 und dem Verband der Bahnindustrie arbeitet der FEEI daran, die Position der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie im globalen Standortwettbewerb zu stärken.
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