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Wie verlässlich sind Prediction Markets? Wettquoten vs. Umfragen im US-Wahlkampf

Polymarket-Wetten. © Canva
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Wenn man nach den Zockern von so genannten „Prediction Markets“ wie Polymarket oder Kalshi geht, dann ist das Rennen schon gelaufen. Bei Polymarket, wo Nutzer:innen den Stablecoin USDC auf das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl wetten, stehen die Zeichen mit 58% der Wetten klar auf Donald Trump. Bei Kalshi, das nur US-Nutzer:innen zur Verfügung steht und ebenfalls USDC unterstützt, stehen die Quoten 53% für Trump.

Die Vorhersage-Märkte haben sich in den vergangenen Monaten nicht nur zu einem Freizeitvertreib für Wettliebhaber entwickelt, sondern werden auch von all jenen beobachtet, die stets auf der Suche nach neuen Daten zum möglichen Ausgang der wichtigen US-Wahl sind. Wett-Plattformen sind da durchaus interessant. Denn historische Untersuchungen zeigen, dass jene Präsidentschaftskandidaten mit den besten Quoten auf den Wettmärkten in den meisten Fällen auch ins Weiße Haus einzogen – Ausnahmen bestätigen die Regel.

So stehen aktuell die Wetten bei Polymarket – insgesamt wurden bereits mehr als 3 Milliarden Dollar auf den Ausgang der Wahl gewettet:

Im Falle der aktuellen US-Wahl ist die Angelegenheit den Umfragen zufolge sehr sehr knapp. Der Analyse-Dienst FiveThirtyEight, der viele verschiedene Umfrageergebnisse aus unterschiedlichen Quellen aggregiert, sieht derzeit Harris mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,7 Prozentpunkten. Allerdings gibt es bei den letzten Umfragen etwa der New York Times in den Swing States Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin keine statistisch signifikante Führung weder für Trump noch Harris – das Pendel könnte also so oder so ausschlagen.

Hier die Trend-Entwicklung bei Wahlumfragen in den USA. Deutlich sichtbar: Der Vorsprung von Harris ist zuletzt doch deutlich zusammen geschmolzen:

Beide Grafiken zeigen aber vor allem eines: Es gibt deutliche Unterschiede zwischen jenen, die Geld auf das Wahlergebnis setzen und jenen, die auf der Straße, am Telefon etc. nach ihrer Stimmabgabe befragt werden. Beiden Zahlen blind zu vertrauen, ist aber auch problematisch, denn auch wenn sie historisch gesehen oft richtig lagen, gibt es Ungenauigkeiten.

Wie Betting Whales das Bild verzerren können

Bei Polymarket etwa ist es so, dass etwa 25 Prozent der Wetteinsätze auf das US-Wahlergebnis von nur vier Nutzern kommen. Noch krasser: 40 Prozent der Wetten auf Trump gehen auf das Konto dieser vier „Betting Whales“ zurück. Einer davon ist der User „Fredi9999“, der mehr als 30 Mio. Dollar auf den Sieg Trumps gesetzt hat. Geht seine Wette auf, dann könnte er mehr als 80 Mio. Dollar nach Hause bringen; wenn Harris siegt, dann verliert er die 30 Millionen. Hinter Fredi9999 steckt, wie das Wall Street Journal herausfand, ein französischer Trader mit dem Vornamen Théo.

Das zeigt: Es sind nur wenige Personen, die die Polymarket-Wetten sehr stark in Richtung Trump gedreht haben. Fredi9999 gab zu Protokoll, dass er „absolut keine politische Agenda verfolge“, es gehe ihm rein darum, Geld zu gewinnen. Nun argumentieren manche: Geld – in manchen Fällen viele Millionen – auf etwas zu setzen, sei ein viel stärkeres Signal als die einfache Beantwortung einer kurzen Frage auf der Straße oder am Telefon. Andererseits: Meinungsforscher:innen haben über die Jahrzehnte komplexe Verfahren entwickelt, und es werden dutzende Umfragen durch unterschiedliche Institute und Medien gemacht – ein Durchschnitt daraus kann sehr aussagekräftig sein.

„In Amerikas polarisiertem politischen Klima sind die meisten Wahlen knapp“

Dass auch die Meinungsforscher:innen falsch liegen können, zeigte das Jahr 2016. Damals überschätzten viele Analysten den Vorsprung von Hillary Clinton vor Donald Trump, weswegen so viele vom Wahlsieg Trumps überrascht wurden. „Natürlich sind schon seltsamere Dinge passiert, als dass ein Kandidat, der in den Umfragen zurückliegt, gewinnt. Und in Amerikas polarisiertem politischen Klima sind die meisten Wahlen knapp und ein Kandidat ist selten aus dem Rennen“, heißt es etwa seitens Nate Silvers „Silver Bulletin„, das die Wahlumfragen trackt (Anm.: Nate Silver hat früher FiveThirtyEight gegründet und ist dann ausgestiegen, um „Silver Bulletin“ zu starten; Silver berät auch Polymarket).

Wie es letztendlich ausgeht, wird die Welt ab Mittwoch Früh ab etwa 5 Uhr morgens erfahren – da werden die ersten Hochrechnungen der großen TV-Sender in den USA erwartet.

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