Revolut könnte Doppel-IPO in London und New York machen

Das britische Fintech-Unternehmen Revolut prüft nach Medienberichten eine gleichzeitige Börsennotierung in London und New York. Wie die Sunday Times unter Berufung auf Finanzkreise berichtet, könnte der Börsengang bei einer Bewertung von rund 75 Milliarden US-Dollar erfolgen.
Historische Premiere geplant
Sollte das Vorhaben realisiert werden, wäre Revolut das erste Unternehmen, das gleichzeitig an der New Yorker Börse gelistet ist und in den britischen Leitindex FTSE 100 aufgenommen wird. Dies könnte dem Finanzplatz London wichtiges Vertrauen zurückgeben, nachdem in den vergangenen Jahren mehrere große Unternehmen ihre Börsennotierung in die USA verlagert hatten.
Das 2015 gegründete Unternehmen hat sich von einer reiseorientierten Prepaid-Karte zu einer umfassenden Finanzplattform entwickelt, die Aktien- und Kryptohandel, Hotelbuchungen sowie Geschäftskonten anbietet. Weltweit nutzen 65 Millionen Kunden die Dienste von Revolut, davon 12 Millionen im Vereinigten Königreich.
Regulatorische Änderungen begünstigen Pläne
CEO Nik Storonsky hatte einen Londoner Börsengang zuvor aufgrund der 0,5-prozentigen Stempelsteuer auf Aktiengeschäfte abgelehnt. Seine Haltung scheint sich jedoch zu wandeln. Neue Regelungen ermöglichen es großen Unternehmen seit diesem Monat, bereits fünf Tage nach dem Börsengang in den FTSE 100 aufzusteigen. Diese Änderung könnte erhebliche Nachfrage von Indexfonds freisetzen und die Liquidität steigern.
Bei der Eröffnung der neuen Revolut-Zentrale in London bezeichnete Storonsky Großbritannien als „Heimatland“ des Unternehmens. An der Veranstaltung nahmen auch Finanzministerin Rachel Reeves und Revolut-Aufsichtsratsvorsitzender Martin Gilbert teil.
Seit der Gründung hat Revolut 3,77 Milliarden US-Dollar an Kapital eingesammelt. Anfang des Jahres suchte das Unternehmen Berichten zufolge weitere eine Milliarde US-Dollar bei einer Bewertung von 65 Milliarden US-Dollar.
Ehrgeizige Wachstumspläne treiben Expansion
Die Börsenpläne fügen sich in die umfassende Wachstumsstrategie von Revolut ein. Das Unternehmen hat angekündigt, in den kommenden fünf Jahren 11,5 Milliarden Euro zu investieren und dabei 10.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Allein im Vereinigten Königreich sollen 3,4 Milliarden Euro in über 1.000 neue Stellen fließen.
Mit jährlichen Investitionen von etwa 2,3 Milliarden Euro plant Revolut eine aggressive Expansion. 2024 erzielte das Unternehmen bereits einen Gewinn von 934 Millionen Euro, jedoch deutet das geplante Investitionsvolumen darauf hin, dass zusätzliches Kapital durch Finanzierungsrunden oder einen Börsengang erforderlich sein wird.
Globale Expansion in vier Kernregionen
Revolut verfolgt eine systematische internationale Expansion in vier Schlüsselregionen:
- Europa: Ein neuer Hauptsitz für Westeuropa entsteht in Paris, parallel dazu plant das Unternehmen die Beantragung einer französischen Banklizenz.
- Lateinamerika: Der Start als Bank in Mexiko ist für Anfang 2025 vorgesehen, weitere Expansionen nach Kolumbien und Argentinien sind geplant.
- Asien-Pazifik: Nach Erhalt einer Zahlungslizenz bereitet sich Revolut auf den Markteintritt in Indien vor und errichtet einen neuen Technologie-Hub auf den Philippinen.
- Afrika und Naher Osten: Die Expansion beginnt mit dem Markteintritt in Südafrika, während in den Vereinigten Arabischen Emiraten bereits eine vorläufige Zahlungslizenz erteilt wurde.
100 Mio. Kunden als Ziel
CEO Nik Storonsky erläutert die Vision: „Unsere Mission war es schon immer, den alltäglichen Umgang mit Geld für unsere Kunden so einfach wie möglich zu machen, und unsere Vision, die weltweit erste wirklich globale Bank zu werden, ist der ultimative Ausdruck davon.“ Das Unternehmen strebt an, bis Mitte 2027 die Marke von 100 Millionen Kunden zu erreichen und bis 2030 in mehr als 30 neue Märkte einzutreten.
Geschäftskunden als Wachstumstreiber
Revolut Business entwickelt sich zu einem bedeutenden Geschäftsbereich. Die B2B-Sparte erreichte einen Jahresumsatz von einer Milliarde US-Dollar und verarbeitet monatlich über vier Millionen Zahlungen für Händler. Parallel dazu verarbeitet die gesamte Revolut-Plattform monatlich über eine Milliarde Transaktionen.
Strategische Partnerschaften ergänzen die Wachstumsstrategie. Eine globale Kooperation mit dem zukünftigen Audi F1 Team, einschließlich spezieller Co-Branding-Karten, soll die internationale Markenbekanntheit weiter steigern.