„Dual-Hub-Modell“: Revolut eröffnet zweites Hauptquartier in Paris

Revolut geht nach Paris: Die führende europäische Neobank plant Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro in Frankreich und strebt eine lokale Banklizenz an, wie am Montag bekannt wurde. Laut Berichten gaben Revolut-Vertreter diese Initiative während des von Präsident Emmanuel Macron in Paris ausgerichteten Wirtschaftsgipfels „Choose France“ bekannt. Die in London ansässige Neobank beabsichtigt zudem, ihren neuen Hauptsitz für den europäischen Markt in Paris einzurichten.
Das Unternehmen verspricht, innerhalb von drei Jahren eine Milliarde Euro in Frankreich zu investieren und mindestens 200 neue Mitarbeiter einzustellen. Bisher wurden für Kunden in der EU eine Niederlassung in Litauen genutzt. Das Unternehmen erhielt Ende 2018 eine Banklizenz in Litauen, die es ihm ermöglicht, Kunden im Europäischen Wirtschaftsraum zu bedienen. Bedeutet: Kunden in Deutschland oder Österreich werden derzeit von Litauen aus betreut.
Der neue französische Standort wird die Revolut-Geschäfte in Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, Irland und Deutschland beaufsichtigen, während die litauische Struktur weiterhin für andere europäische Märkte zuständig sein wird – also die kleineren Märkte wie etwa auch Österreich.
Banklizenz in Litauen reicht nicht
Revolut teilte mit, dass das Unternehmen dabei ist, einen Antrag bei der französischen Bankenaufsichtsbehörde (Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution) einzureichen. Berichten zufolge drängt die Aufsichtsbehörde das Fintech-Unternehmen aufgrund seiner Popularität in Frankreich zu diesem Schritt. Möglich ist aber auch, dass man sich nicht komplett auf die Lizenz im kleinen Litauen verlassen will.
Derzeit beschäftigt Revolut etwa 300 Mitarbeiter in Frankreich und betreut fünf Millionen Kunden im Land. Damit ist Frankreich der wichtigste Markt des Unternehmens innerhalb der Europäischen Union.
„Unser Dual-Hub-Modell, bei dem Litauen weiterhin unser wichtigster Standort für Osteuropa bleibt, ermöglicht uns ein schnelleres Wachstum, eine vertiefte regulatorische Zusammenarbeit und bessere, stärker lokal ausgerichtete Finanzdienstleistungen für Millionen von Kunden im Europäischen Wirtschaftsraum“, so Antoine Le Nel, Chief Growth Officer bei Revolut.
IPO könnte 2026 kommen
Revolut strebt an, bis Ende des kommenden Jahres 10 Millionen Nutzer zu gewinnen und diese Zahl bis 2030 zu verdoppeln. Das Unternehmen bietet bereits Kredite, Handelsdienstleistungen und Unterstützung für Kryptowährungen in seiner mobilen Banking-Plattform an. Das Unternehmen wurde kürzlich mit 45 Milliarden Dollar bewertet und bedient nach eigenen Angaben mehr als 55 Millionen Kunden. 2024 wies man einen Milliardengewinn aus, auch ein IPO steht schon länger im Raum. Dieser könnte 2026 erfolgen, wobei Berichten zufolge man dafür aktuell eher zu einer US-Notierung als zu einer in London tendiert.
Revolut erhielt Ende Juli 2024 seine britische Banklizenz, wo 11 Millionen seiner Kunden ansässig sind. Nun bemüht sich die Neobank intensiv um ähnliche Genehmigungen in anderen Rechtsordnungen, mit derzeit zehn laufenden Anträgen.