Roam: Österreicher bekommt 3,3 Mio. US-Dollar für Start-up, das eine Flatrate für globales Wohnen bietet
Es ist eine Wette auf die Zukunft des Wohnens, die aufgehen kann oder auch nicht: Der gebürtige Österreicher Bruno Haid (38) hat sich mit seinem in New York ansässigen Start-up Roam.co dem Thema „Co-Living“ verschrieben und dafür eine Finanzierungsrunde von 3,3 Millionen US-Dollar aufgestellt. Angeführt wird die Runde von CRV, außerdem sind Collaborative Fund, NextView, Corigin und Angel-Investoren wie SoundCloud-Gründer Eric Wahlforss, Sean Park (Vorsitzender der Anthemis Group) und Teleport-CEO Sten Tamkivi mit an Bord gekommen. Die Bewertung soll laut Haid bei einer zweistelligen Millionensumme liegen.
Roam.co soll den wachsenden Markt der digitalen Nomaden bedienen – also Menschen, die mit ihrem Notebook von jedem Ort der Welt aus arbeiten können oder wollen. Für sie stellt Haid, der im Bergdorf Hochgurgl aufwuchs und in Österreich (mittlerweile wieder verschwundene) Start-ups wie System One oder Work.io mitgründete, ein neuartiges Abonnement für Wohnräume bereit: Gegen eine monatliche Gebühr von rund 1.800 US-Dollar pro Monat (oder 500 US-Dollar pro Woche) kann der Nutzer in sämtlichen Wohnhäusern von Roam.co unterkommen. Standorte gibt es derzeit in Bali und Miami, Madrid ist für den Juni geplant, Buenos Aires und London sollen im Sommer folgen. Einfach um den Globus reisen und überall zu Hause sein – das ist die Vision von Roam.co, die man den potenziellen Kunden schmackhaft machen will.
Auf der ganzen Welt zu Hause
„Zielgruppe sind Leute, die ortsunabhängig leben und arbeiten wollen“, sagt Haid, der selber ein Rucksack-Leben zwischen New York, San Francisco und Wien führt. Ansprechen will er sehr verschiedene Menschen, etwa die junge Designerin aus Ostlondon genauso wie das vitale Seniorenpärchen, das jetzt endlich die Welt sehen kann und will. „Dadurch, dass wir höherpreisig anfangen, sind es Leute mit entsprechendem Einkommen, aber der gemeinsame Nenner ist mehr Neugierde und Lust am Abenteuer, sowie der Wunsch, in neue Orte schnell und unkompliziert eintauchen zu können.“ Weltweit, so glaubt Haid, gebe es rund 1,2 Millionen Menschen, die für das Angebot in Frage kämen.
Die Zimmer, die der Roam-Gast bekommt, sind laut Haid voll ausgestattet und möbliert und haben ein eigenes Badezimmer. Küche und Waschraum hingegen werden mit den anderen Bewohnern geteilt, einige Anlagen sollen auch Pools und Event-Räumlichkeiten bieten. Zudem sind alle Betriebskosten (inklusive dem lebenswichtigen WLAN) inkludiert, die Verpflegung muss man extra zahlen. Zu berücksichtigen ist auch, dass Zimmer frei sein müssen, um sie beziehen zu können, ansonsten muss man an einen anderen Roam-Standort ausweichen.
Warum kein Hotel oder Airbnb?
Mit einem monatlichen Preis von 1800 US-Dollar ist Roam.co sehr kostspielig. Versprochen wird dem Kunden, dass er an den Standorten der Co-Living-Plattform immer ein qualitatives Zimmer mit allem Drum und Dran bekommt – in Bali etwa einen Pool oder ein Sonnendeck für morgendliche Yoga-Stunden. Der Unterschied zum Hotel oder einer Airbnb-Unterkunft liege aber vor allem in der Community, die man aufbauen wolle – in diese soll ein Roam-Kunde aufgenommen werden wie in eine global verteilte Familie.
„In einem Hotel würdest du nicht einfach in die Küche gehen und dir ein Omelette kochen. Solche Details, am zweiten Tag mit einer Nachbarin ganz natürlich in der Küche ins Gespräch zu kommen, die schon seit Monaten in der für dich neuen Stadt wohnt, macht einen unglaublichen Unterschied“, so Haid. „Und AirBnB ist ein abstrakter Marktplatz für zumeist einzelne Wohnungen, bei dem du auch nie so genau weißt, was du am Ende bekommst. Beim Urlaub ist ein Fehltritt ok, aber Wohnen und Arbeiten sind extrem intime und essenzielle Dinge. Darum glauben wir, dass das Roam-Modell dafür wesentlich besser geeignet ist.“
Für Roam arbeiten derzeit rund 15 Personen, an den verschiedenen Standorten werden zusätzliche Arbeitskräfte beschäftigt. Ob die Idee des globalen Wohnens aufgeht, werden die nächsten Jahre zeigen. Wie viele Gäste man bis dato begrüßt hat, dazu gibt es keine offiziellen Zahlen. Auch, ob man den Preis senken wird können, um eine größere Zielgruppe ansprechen zu können, ist offen. Haid: „Die gesamte Entwicklung steht erst ganz am Anfang. Erst müssen wir ein Grundmodell finden, das funktioniert, um es dann zu optimieren.“