CO2-Reduktion

Shell hat Millionen von „Phantom“-Emissionsgutschriften verkauft

Shell verkaufte Emissionsgutschriften, die doppelt so hoch waren wie die Menge an CO₂, die tatsächlich durch ihre Kohlenstoffabscheidungsanlage reduziert wurde. © Unsplash
Shell verkaufte Emissionsgutschriften, die doppelt so hoch waren wie die Menge an CO₂, die tatsächlich durch ihre Kohlenstoffabscheidungsanlage reduziert wurde. © Unsplash
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Eigentlich sollte der Verkauf von CO₂-Gutschriften Unternehmen dabei helfen, die eigenen Emissionen zu kompensieren. Dafür werden im Normalfall Zertifikate verkauft, deren Handel in den letzten Jahren immer mehr kritisiert wurde. Der Ölkonzern Shell hat nun durch ein Subventionsprogramm in der kanadischen Provinz Alberta Emissionsgutschriften registriert und diese einfach doppelt so hoch angesetzt als das, was die eigentliche Menge ausmachte.

Geschäfte mit Kanadas größtem Ölsandunternehmen

Die Teersandregion Alberta ein Naturressourcen-Paradies und zählt als bedeutende Quelle großer Vorkommen an unkonventionellen Ölressourcen. Um die Industrie anzukurbeln, hat die Provinzregierung von Alberta Shell die Registrierung und den Verkauf von Emissionsgutschriften gestattet. Das Problem: Shell verkaufte Millionen CO2-Gutschriften an große Ölsandunternehmen in Kanada, die der doppelten Menge an Emissionen entsprachen, als tatsächlich durch die Quest-Anlage zur CO₂-Abscheidung vermieden wurden. Bei der Quest-Anlage handelt es sich um eine große CO₂-Abscheidungs- und Speicheranlage (CCS) im Besitz von Shell Canada. Sie wurde entwickelt, um bei der Herstellung von Wasserstoffgas freigesetztes CO2 abzutrennen und unterirdisch zu speichern. Die Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum 2015 bis 2021 und gehen aus dem Register der Provinz Alberta hervor, wie die Financial Times berichtete.

5,7 Mio. CO2-Gutschriften abgesetzt

Die Subvention wurde über die Jahre reduziert und lief 2022 aus. In diesen sechs Jahren konnte Shell 5,7 Mio. CO2-Gutschriften registrieren, ohne eine entsprechende Reduktion der angegebenen Menge an Treibhausgasemissionen erzielt zu haben. Ein Credit entspricht in der Regel einer Tonne CO2. Verkauft wurde an führende Ölsandproduzenten sowie deren Tochtergesellschaften. Zu den größten Käufern zählen unter anderem Chevron, Canadian Natural Resources, ConocoPhillips, Imperial Oil und Suncor Energy. Laut dem Jahresbericht von Quest betrugen die Gesamtkosten pro vermiedener Tonne Kohlenstoff im Jahr 2022 auf 167,90 Dollar. Im Vergleich dazu betrug der Preis für eine Tonne Kohlenstoffemissionen, den große industrielle Emittenten in Alberta 2022 im Rahmen der staatlichen Kohlenstoffbepreisung zahlen mussten, 50 Dollar pro Tonne. Die Kosten der CO₂-Abscheidung und -Speicherung durch die Quest-Anlage war also drei Mal so hoch wie jener, den Industrieunternehmen in der Region Alberta für ihre Emissionen zahlen.

Kritik von Greenpeace

Große Kritik zu dem Skandal um die Phantom-Gutschriften kommt von Greenpeace Canada. „Der Verkauf von Emissionsgutschriften für Reduktionen, die nie stattgefunden haben, verschlimmert buchstäblich den Klimawandel“, so Keith Stewart, leitender Energiestratege bei Greenpeace Canada. Shell selbst sagte nur, dass die Kohlenstoffabscheidung „eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der Industrie und der Sektoren, in denen Emissionen nicht vermieden werden können“ spielt. Der Ölkonzern will zusätzliche Marktanreize sehen, um ihr Potenzial in puncto Dekarbonisierung auszuschöpfen.” Laut dem Umweltministerium von Alberta habe der CO2-Gutschriften-Skandal von Shell nicht zu „zusätzlichen Emissionen“ durch industrielle Verschmutzer geführt.

Nicht die Lösung aller Probleme: Kohlenstoffabscheidung und -speicherung

Nach Angaben der Energieforschungsgruppe Wood Mackenzie verfügt Kanada über eines der großzügigsten Anreizsysteme für die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung. Dennoch kämpft die Branche noch um ihre wirtschaftliche Rentabilität. Daher setzen sich Energieunternehmen in Kanada und auf der ganzen Welt für eine stärkere staatliche Unterstützung der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung ein. Ursprünglich soll sich Sheel für einen Drei-für-Eins-Deal mit Emissionsgutschriften durch ihre Quest-Anlage eingesetzt haben. Fakt ist, bei der Öl- und Gasproduktion wird eine große Menge an Treibhausgasemissionen freigesetzt. Um die Verschmutzung einzudämmen, wird laut der Internationalen Energieagentur eine „unvorstellbare“ Menge an Kohlenstoffabscheidung und -speicherung erforderlich sein. Kanadas Minister für Energie und natürliche Ressourcen, Jonathan Wilkinson, äußerte sich zum Thema folgendermaßen:  „Letzten Endes müssen der Öl- und Gassektor und insbesondere die Ölsandfirmen mit der Emissionsreduzierung beginnen.“

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