Interview

Shermin Voshmgir vom Krypto-Institut: „Ich bringe die Blockchain in die Köpfe der Wissenschaftler“

Shermin Voshgmir. © Alexander Koch
Shermin Voshmgir © Alexander Koch
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„Es fühlt sich noch alles surreal an“, sagt sie zu Beginn des Interviews mit Trending Topics. Nach 15 Jahren kehrt sie an den Ort zurück, den sie deswegen verlassen hatte, da ihr das Forschen einer einzigen Disziplin zu einseitig war, und sie Ihren vielfältigen, anderen Interessen nachkommen wollte. Doch der Kreis schliesst sich nun. Shermin Voshmgir wird in Zukunft gemeinsam mit Alfred Taudes, der die wissenschaftliche Leitung verantwortet, das Institut für Kryptoökonomie in Wien leiten. Es soll ein großer Brückenschlag und ein Zukunftsprojekt werden.

Wir haben uns mit Voshmgir über die alte und neue Liebe Wien, Super Mario und interdisziplinäres Forschen unter den Ägiden der Kryptoökonomie unterhalten.

Trending Topics: Ist die Rückkehr nach Wien ein Ankommen oder ein neuer Aufbruch, Frau Voshmgir?

Shermin Voshmgir: Ich bin noch nicht wirklich da und nicht wirklich weg. Nach wie vor pendle ich zwischen den beiden Städten hin und her. Langfristig wird das allerdings nicht haltbar sein. Im ersten Schritt ist es aber sinnvoll, weil sich die Arbeit komplementär mit unseren Aktivitäten im BlockchainHub Berlin gestaltet. Es wäre auch nicht sinnvoll für das Institut, wenn ich meine Connections in Berlin abbreche, da dort der Nukleus der internationalen Krypto-Szene sitzt.

Was waren ihre ersten Eindrücke nach der Rückkehr an die WU? 

Es ist kaum zu glauben, dass ich wieder in Wien bin. Als ich vor 15 Jahren die WU verlassen habe, dachte ich nicht, dass ich jemals zurückkehren würde, schon gar nicht mit einem interdisziplinären Institut das ich selber mitgestalten kann. Es gibt sehr viele spannende Forscher auf der WU, die überhaupt nicht dem einseitigen Klischee entsprechen, das viele von der WU haben. Es ist ein Hotpot von Forschern, die verdammt viel drauf haben und ich denke, dass wir durch unseren interdisziplinären Ansatz erst einmal zeigen werden, was die WU an Diversität überhaupt zu bieten hat.

Wie kann man sich die Berliner Krypto-Szene vorstellen? 

Berlin ist die Krypto-Hauptstadt schlechthin, nicht nur in Europa, sondern auch weltweit. Viele Deep-Stack-Entwickler sind dort. Dagegen ist die Wiener Szene relativ klein, was auch normal ist, da Österreich ein viel kleineres Land ist. Berlin ist ein komplett anderes Ökosystem. Im Unterschied zu Österreich wird in Berlin oftmals ausschließlich Englisch gesprochen, da viele internationale Entwickler hinziehen. Ethereum, BigChainDB, die Web3-Foundation, viele Bitcoin Entwickler, ein grosser Teil der Krypto-Intelligenzia ist dort vertreten. Es herrscht ein ganz anderer Austausch, und an manchen Abenden gibt es mehrere konkurrierende Krypto- Veranstaltungen. Mein Ziel ist es ,mit dem Institut für Kryptoökonomie und in Zusammenarbeit mit der gesamten österreichischen Blockchain-Community, mehr internationale Sichtbarkeit für die spannenden Aktivitäten in Österreich zu bringen, und hierbei auch die wichtige Brücke nach Berlin schlagen.

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus Berlin mit nach Wien? 

Wie haben vor drei Jahren im BlockchainHub Berlin begonnen, Blockchain für eine Allgemeinheit aufzuarbeiten und relevante interdisziplinäre Forschungsfragen zu definieren, sowie ein weltweites Netzwerk von interessierten Forscherinnen und Praktikern zu bilden. Was ich mit dem BlockchainHub begonnen habe, kann ich nun in einem viel institutionellerem Umfeld mit einer Vielzahl von Forscherinnen auf der WU weiterführen.

Welche Projekte sind Ihnen in Wien bislang ins Auge gestochen? 

Es gibt ein paar Hidden Champions in Österreich, wie zum Beispiel Bitpanda, eine der grössten Krypto-Exchanges in Europa – wenn nicht die größte. Riddle & Code, die Blockchain Lösungen für das Internet der Dinge machen, oder das RIAT – einer Institution die sich schon seit Jahren mit dem Thema interdisziplinär befasst und neben dem BlockchainHub in Graz hier auch sehr viel Community-Arbeit geleistet haben. Das sind aber nur Beispiele. Es gibt eine Vielzahl an Startups, Einzelpersonen, und Initiativen die sich mit dem Thema beschäftigen. Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt. Vor lauter Hype um das Thema sollte man nicht vergessen, genau hinter die Kulissen zu sehen.

Wie wird die neue Disziplin an der WU aufgenommen? 

Das Interesse der Leute im Haus ist wahnsinnig groß. Menschen, die sich noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt haben, beginnen sich zu fragen, was die Blockchain für ihren Bereich bedeutet. Aber wir bekommen nicht nur hausintern Aufmerksamkeit. Eine Vielzahl von Firmen, Einzelpersonen und internationalen Institutionen hat sich schon bei uns gemeldet und ist an Forschungskoorpationen interessiert.

Was sind Ihre ersten Aufgaben im Institut für Kryptoökonomie?

Wir haben bereits 23 Forscherinnen und Forscher, die sich mit uns treffen. In einer ersten Phase sind wir dabei die unterschiedlichen Forschungsfragen, die sich stellen, zu mappen und die interdisziplinären Schnittstellen zu definieren. Bei Rechtsfragen müssen Juristen mit Softwareentwicklern zusammenarbeiten um das Thema erörtern zu können. Bei den Anreizmechanismen müssen Entwickler mit Spieltheoretikern/Ökonometrikern zusammenarbeiten um neue, alternative Konsensmechanismen zu erforschen, um zum Beispiel das Problem des zu hohen Stormverbrauchs zu lösen.

Was wird die interessierte Öffentlichkeit zuerst vom Institut mitbekommen? 

Viel! Wir werden in der Veranstaltungsreihe Crypto Monday an der WU regelmässig relevante Themen beleuchten. In Partnerschaft mit anderen Institutionen organisieren wir ausserdem eine Vielzahl von Konferenzen. Unter anderem die Cryptoasset Conference, die wir gemeinsam mit der Fintech Academy von Elfriede Sixt veranstalten, oder die Academic Publishing on Blockchain-Konferenz im Mai die wir gemeinsam mit Blockchain for Science veranstalten. Das Forschungsinstitut soll hierbei eine Schnittstelle zwischen Konzernen, Startups und Wissenschaftlern werden. Gemeinsam mit anderen österreichischen Forschungseinrichtungen sind wir außerdem dabei, eine Förderung für einen K1-Zentrum für ein Austria Blockchain Center zu beantragen. Am 1. März findet hierzu eine Infoveranstaltung auf der WU statt. Das Ziel des Forschungsclusters ist es, österreichweit angewandte Forschung gemeinsam mit einer Vielzahl an Unternehmen und Institutionen zu betreiben.

Wie wird die Zusammenarbeit mit Firmen ausgestaltet sein? 

Ziel ist es, gemeinsam mit Unternehmen Forschungsprojekte einzureichen, einerseits für Grundlagenforschung, andererseits um gemeinsam mit unseren Partnern aus der Wirtschaft Pilotprojekte zu lancieren – klassische Public-Private-Partnerships: Ein Unternehmen kommt, interessiert sich für eine Fragestellung, gibt Geld und der Staat gibt nochmal etwas dazu.

Wie wird die Zusammenarbeit mit Alfred Taudes ablaufen? 

Wir bilden eine partnerschaftliche Doppelspitze. Er ist der wissenschaftliche Leiter und kümmert sich derzeit vor allem um das Forschungs-Cluster, ich bin für die interne Koordination des Forschungsinstituts an der WU zuständig und für die Kommunikation mit unseren Partnern.

Wie gehen Sie mit dem aktuellen Hype um? 

Wichtig ist es, vor überhöhten Erwartungen zu bremsen. Obwohl ich mich freue, dass so eine euphorische Stimmung herrscht, muss ich davor warnen, sich nicht zu früh zu viel von einer Technologie zu erwarten, die noch in den Kinderschuhen steckt. Obwohl Bitcoin und die zugrundeliegende Technologie ein unglaubliches Potenzial haben, werden sich viele Anwendungen erst in mehreren Jahren in der Masse durchsetzten. Auch ist zu betonen, dass jede Technologie letztendlich nur eine Werkzeug ist, und wie jede andere Technologie auch, hat sie positive und negative Eigenschaften. Auch den negativen Potentialen müssen wir Aufmerksamkeit schenken, um schon frühzeitig entgegen lenken zu können. Blockchain wird nicht alle Probleme in der Welt lösen. Schon gar nicht von heute auf morgen.

Wie schaffen Sie es, dieses Pensum durchzuhalten? 

Ich stelle mir vor, dass das Leben wie ein Super-Mario-Videospiel ist, in dem ich ein Level nach dem anderen meistern darf. Derzeit schlafe ich nicht sehr viel. Aber es macht Spaß!

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