Autonomes Fahren

Autoindustrie wappnet sich gegen „Napster-Moment“, der durch Silicon Valley und Digitalisierung droht

Look mum, no hands! © Audi
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Es werden nur die Automobilhersteller eine Zukunft haben, die neue Technologien und gesellschaftliche Veränderungen antizipieren“, sagte der neue BMW-Chef Harald Krüger kürzlich im FAZ-Interview, und sein Konzern wolle vom Silicon Valley lernen. In der Innovationshochburg nahe San Francisco ist der Angriff auf die viele Hunderte Milliarden schwere Autoindustrie längst angelaufen. Tesla wurde mit seinen Premium-Elektroautos weltbekannt (schreibt aber noch satte Verluste), Google lässt seine selbstfahrenden Wägen in Detroit beim Hersteller Roush (u.a. auch für Ford tätig) fertigen, Apple arbeitet Gerüchten zufolge an einem eigenen iCar, und der Fahrtvermittlungs-Dienst Uber testet seit Mai selbstfahrende Autos.

Die deutsche Autoindustrie ist nach wie vor ein Schwergewicht, jedes fünfte weltweit verkaufte Auto stammt von einem deutschen Konzern. Doch um dem Schicksal der Musikindustrie, die von Napster, iTunes und Co. auf den Kopf gestellt wurde, zu entgehen, will sie dagegen halten: In den kommenden drei bis vier Jahren werden die deutschen Hersteller und Zulieferer laut dem Verband der Automobilindustrie 16 bis 18 Milliarden Euro in die Forschung zum vernetzten und automatisierten Fahren investieren. Getestet wird bereits fleißig: Audi lässt sein Versuchsfahrzeug “Jack“ (ein umgebauter A7) schon seit einiger Zeit testweise autonom auf deutschen Autobahnen fahren, BMW unternimmt schon seit längerem ähnliche Tests, und Daimler will noch heuer selbstfahrende Trucks auf deutsche Autobahnen schicken.

Kampf ums Kartenmaterial

Kernelement für all diese Bestrebungen ist Software. Apple und Google drängen mit ihren Infotainment-Systemen “CarPlay” bzw. “Android Auto” in die Wägen. Können damit derzeit in erster Linie Apps zur Kommunikation (z.B. SMS), Information (z.B. Wetter, Navigation) oder Unterhaltung (z.B. Spotify) gesteuert werden und funktionieren unabhängig von der restlichen Elektronik, die ein Auto fahren lässt, wollen die US-Konzerne aber tiefer in den Wagen eindringen. Wie TheNextWeb.com kürzlich berichtete, finden sich in der Android-Auto-Software bereits Funktionen, die weit über Infotainment hinausgehen: Google will auf Tachometer, Tank oder Schaltung zugreifen, um etwa die Fahrzeugdiagnose zu ermöglichen.

Die deutschen Autokonzerne arbeiten zwar mit den Silicon-Valley-Riesen zusammen – Volkswagen stattet in den USA seine Neuwägen künftig mit CarPlay und Android Auto aus, Apple wollte angeblich den BMW i3 als Basis für sein eigenes Elektroauto hernehmen. Doch es wird nicht nur kooperiert, sondern auch zurück gekämpft. Deswegen haben sich BMW, Daimler und Audi auch um 2,8 Mrd. Euro gemeinsam Nokias Karten-Dienst “Here“ gekauft, der zur grundlegenden Software für autonome Fahrzeuge werden könnte – so wäre man nicht auf Google oder Apple Maps angewiesen.

Neue Möglichkeiten, neue Hacks

Einmal abgesehen davon, ob sich Konsumenten künftig überhaupt in selbstfahrende Computer setzen wollen, anstatt selbst zum Lenkrad zu greifen: Mit der zunehmenden Digitalisierung setzen sich die Autohersteller auch neuen Gefahren aus. Es vergeht mittlerweile keine Woche, in der nicht von einem neuen Hacker-Angriff auf Auto-Software zu lesen ist. Der ehemalige NSA-Mitarbeiter Charlie Miller (jetzt bei Twitter) und der Sicherheitsforscher Chris Valasek demonstrierten im Juli, wie sie die Kontrolle eines fahrenden Jeep Cherokee übernehmen konnten, das mit dem Telematik-System “Uconnect” von Fiat Chrysler ausgestattet ist. Für den siebtgrößten Autohersteller ein Desaster, musste man wegen diesem Hack doch ganze 1,4 Millionen Fahrzeuge in den USA zurückrufen.

Auch bei General Motors gibt es Probleme: Dem Sicherheitsexperten Samy Kamkar gelang es diesem Video zufolge, über eine Handy-App in die Bordelektronik eines Chevrolet Volt einzudringen, um dann das Fahrzeug zu öffnen und den Motor zu starten – schuld ist Sicherheitslücke in der App “OnStar RemoteLink”, die mit dem OnStar-Bordsystem kommuniziert. Schließlich wurde zuletzt auch ein Tesla Model S gehackt, Sicherheitsforscher konnten den Wagen zum Stehen bringen und entriegeln.

Wer braucht noch eine Autoversicherung?

Die Digitalisierung der Autoindustrie wird auch auf andere Branchen Auswirkungen haben. Denn wenn unsere Straßen einmal voller autonomer Fahrzeuge sind, die sich gegenseitig ihre Position in Echtzeit zufunken, dann könnte das Unfallrisiko drastisch sinken. Wie Bloomberg berichtet, könnte der Versicherungsbranche deswegen ihr “Napster-Moment” drohen, weil diese Entwicklung ihr Geschäftsmodell untergräbt. Denn wieso sollte man sein selbstfahrendes Auto versichern, wenn es ziemlich sicher keinen Unfall bauen wird?

Dieser Artikel ist zuvor bereits
auf Netzpiloten.de erschienen.

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