Speedinvest startet zwei neue Fonds mit insgesamt 60 Millionen Euro Volumen

Der europäische VC Speedinvest mit Hauptsitz in Wien hat zwei neue so genannte Continuation Funds mit einem Gesamtvolumen von 60 Millionen Euro gestartet, um die Liquiditätsherausforderungen im Venture-Capital-Bereich anzugehen. Der erste Fonds mit 30 Millionen Euro wird von Molten Ventures und Acurio Ventures unterstützt, während ein zweiter Fonds in gleicher Höhe in den kommenden Wochen erwartet wird.
Diese Vehikel erwerben Teilbeteiligungen an erfolgreichen Unternehmen aus früheren Speedinvest-Fonds und schaffen damit sowohl Liquidität für bestehende Investoren als auch weiteres Wachstumspotenzial für die Portfoliounternehmen.
Die Liquiditätsherausforderung im Venture Capital
Das Grundproblem im Venture-Capital-Bereich liegt in den langen Zeiträumen bis zur Liquidität. „Heute erfolgt der durchschnittliche Tech-Börsengang 14 Jahre nach der Gründung, und in Europa kann die Wartezeit sogar noch länger sein“, erklärt Speedinvest-CEO Oliver Holle. Dies stellt besonders für europäische VCs eine Herausforderung dar, da ein bedeutender Teil des Kapitals von privaten Investoren wie Family Offices stammt, die oft kürzere Zeithorizonte haben als große Institutionen.
Während der US-Markt bereits reife Lösungen entwickelt hat – mit mehr als 100 Milliarden Dollar an GP-geführten Sekundärtransaktionen allein im Jahr 2023 – hinkt Europa in dieser Entwicklung hinterher.
Die Diskrepanz zwischen den Märkten wird immer deutlicher: Während in den USA Continuation Funds und GP-geführte Sekundärtransaktionen zum Standardrepertoire gehören, fehlt es in Europa oft an Erfahrung mit diesen Strukturen. „Wenn wir wollen, dass europäische Ventures auf Augenhöhe stehen, müssen wir diese Lücke schließen“, betont Holle. Viele der spannendsten europäischen Unternehmen sind global noch nicht bekannt genug, was die Preisfindung für internationale Käufer erschwert – ein weiterer Faktor, der die Liquiditätssituation verschärft.
Speedinvests Lösungsansatz
Der Ansatz von Speedinvest basiert auf dem Prinzip der Arbitrage: „Die Antwort liegt, wie immer an den Finanzmärkten, in der Arbitrage: dem Tausch von langfristigem Aufwärtspotenzial gegen kurzfristige Barrenditen mit einem Abschlag“, erläutert Holle. Im Gegensatz zu großen, gut dokumentierten Transaktionen anderer Fonds hat Speedinvest einen flexibleren Ansatz entwickelt, der zur Seed-Fokussierung des Unternehmens passt. Ein spezielles internes Team unter der Leitung von Lawrence Kilian und Werner Zahnt arbeitet ausschließlich daran, Barrenditen zu generieren – sei es durch direkte Sekundärtransaktionen, Continuation Vehicles, M&A oder schließlich Börsengänge. „Man muss Liquiditätswege bewusst schaffen und nicht nur darauf warten, dass sich der Zyklus dreht“, so Holle.
Die Umsetzung solcher Transaktionen ist komplex und erfordert ein sorgfältiges Gleichgewicht zwischen sofortiger Liquidität und ausreichendem Aufwärtspotenzial in den alten Fondsjahrgängen. Speedinvest plant, diese Art von Deals mehr als einmal jährlich durchzuführen und will die gesammelten Erkenntnisse und Methoden in den kommenden Wochen öffentlich zugänglich machen, um anderen europäischen VCs den Weg zu ebnen. „Die Verwaltung von Liquidität ist entscheidend, damit Venture Capital langfristig für alle Beteiligten funktioniert“, fasst Holle zusammen. Mit diesem Ansatz will Speedinvest dazu beitragen, das europäische Venture-Capital-Ökosystem auf die nächste Entwicklungsstufe zu heben.