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Strategy: Führendes Bitcoin-Unternehmen von S&P als „Junk Bond“ eingestuft

MicroStrategy-CEO Michael J. Saylor © Michael J. Saylor
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Zum ersten Mal hat eine der „Big Three“ Ratingagenturen, nämlich Standard & Poor’s (S&P) ein Unternehmen bewertet, dessen Geschäftsmodell maßgeblich auf Bitcoin-Beständen basiert. Ob das allerdings ein Grund zur Freude ist, ist zweifelhaft. Denn S&P Global Ratings hat Strategy Inc (MSTR) – das weltweit größte Bitcoin-Treasury-Unternehmen – mit einem „B-“ Issuer Credit Rating bewertet. Dieses B- Rating liegt im Non-Investment-Grade-Bereich, umgangssprachlich auch gerne als „Junk Bonds“ bezeichnet.

Strategy Inc (vormals bekannt als MicroStrategy) hat sich unter der Leitung von Bitcoin-Prediger Michael Saylor von einem Softwareunternehmen zu einer Bitcoin-Treasury-Gesellschaft gewandelt, die systematisch Bitcoin durch die Ausgabe von Aktien und Anleihen akkumuliert. Mit Bitcoin-Beständen (640.800 BTC) im Wert von derzeit rund 73 Milliarden US-Dollar ist das Unternehmen die Speerspitze einer neuen Unternehmenskategorie. Der Börsenwert liegt aktuell bei knapp 85 Milliarden US-Dollar.

Allerdings identifiziert S&P die extreme Bitcoin-Konzentration als wesentliche Schwäche. „Die hohe Bitcoin-Konzentration, der enge Geschäftsfokus, die schwache risikoadjustierte Kapitalisierung und die geringe US-Dollar-Liquidität“ belasten das Rating, so die Analysten. Besonders problematisch: Das Unternehmen hält primär Bitcoin, während Schulden, Zinsen und Dividenden in US-Dollar fällig werden. Das sei eine fundamentale Währungsinkongruenz.

Negative Kapitalausstattung nach S&P-Methodik

Besonders drastisch fällt die Bewertung der Kapitalstruktur aus. S&P weist darauf hin, dass Strategy nach ihrer risikoadjustierten Kapitalmethodik (RAC) ein signifikant negatives Gesamtkapital aufweist. Da die Ratingagentur Bitcoin-Bestände vom Eigenkapital abzieht – begründet mit dem „erheblichen Marktrisiko, das nicht mit traditionellen Marktrisiken korreliert“ – ergibt sich per zweitem Quartal 2025 eine negative Kapitalbasis.

Hinzu kommt: Das Unternehmen generiert praktisch keinen operativen Cashflow. In den ersten sechs Monaten 2025 war der operative Cashflow mit minus 37 Millionen Dollar negativ. Von den 8,1 Milliarden Dollar Gewinn vor Steuern stammten über 8,1 Milliarden aus der Bitcoin-Wertsteigerung – das kleine Softwaregeschäft läuft bestenfalls bei null.

Wandelanleihen als Damoklesschwert

S&P sieht Liquiditätsrisiken in den ausstehenden Wandelanleihen von über 8 Milliarden Dollar, von denen 5 Milliarden aktuell „out of the money“ sind und ab 2028 fällig werden. Die Analysten warnen: „Es besteht das Risiko, dass die Wandelanleihen genau dann fällig werden, wenn Bitcoin unter schwerem Stress steht.“ Das könne zu Bitcoin-Verkäufen zu Tiefstpreisen oder einer Restrukturierung zwingen.

Zusätzlich belastet die Vorzugsaktien-Dividende von über 640 Millionen Dollar jährlich die Liquidität. Zwar kann Strategy Dividenden aufschieben, doch würden Fehlanreize bestehen: Bei Zahlungsaufschub über vier Quartale erhalten Vorzugsaktionäre Sitze im Verwaltungsrat.

Stärken: Marktzugang und Schuldenmanagement

Positiv wertet S&P den „starken Zugang zu Kapitalmärkten“ und das „umsichtige Management der Kapitalstruktur“. Strategy hat bewusst keine Fälligkeiten in den nächsten 12 Monaten platziert und finanziert sich primär über Eigenkapital. Die Marktkapitalisierung von etwa 80 Milliarden Dollar verschafft erheblichen Spielraum.

„Das Unternehmen ist einzigartig in seinem Umfang“, konstatiert S&P. Zwar sei die Strategie öffentlich und leicht replizierbar, doch Strategy biete Investoren über Wandelanleihen, Vorzugsaktien und Stammaktien einen etablierten Zugang zu indirektem Bitcoin-Exposure.

Die Ratingagentur hebt auch erhöhte Cybersecurity-Risiken hervor: Gehen private Schlüssel zu digitalen Wallets verloren oder werden gestohlen, könnte Strategy den Zugang zu Bitcoin verlieren. Das Unternehmen streut zwar über mehrere institutionelle US-Verwahrer, doch decke die Versicherung nur einen Bruchteil des Gesamtwertes ab.

Ausblick: Stabil, aber begrenzt

Der stabile Ausblick basiert auf der Erwartung, dass Strategy weiterhin umsichtig mit Fälligkeiten umgeht und Kapitalmarktzugang behält. Eine Herabstufung droht bei erschwertem Marktzugang oder Problemen beim Schuldenmanagement. Ein Upgrade erscheint kurzfristig unwahrscheinlich und würde verbesserte Dollar-Liquidität, reduzierten Einsatz von Wandelanleihen und bewiesene Krisenresilienz erfordern.

S&P würdigt Strategy als innovativen Vorreiter, sieht aber in der Bitcoin-Konzentration, der negativen Kapitalausstattung nach eigener Methodik und den Liquiditätsrisiken erhebliche strukturelle Schwächen. Das B–Rating spiegelt die Gratwanderung zwischen visionärer Strategie und finanziellem Risiko wider.

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