Gastbeitrag

Tether investiert eine halbe Milliarde in Krypto-Mining

Tether-Logo. © Tether / Montage Trending Topics
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Leena ElDeeb und Karim AbdelMawla sind Research Associates bei 21Shares, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag beschäftigen sie sich mit den aktuellen Entwicklungen auf dem Kryptomarkt, unter anderem mit der Investition, die Tether kürzlich in Krypto-Mining gesteckt hat. 

Eine Woche nach der Absenkung der Kreditwürdigkeit der USA durch Moody’s fallen die neuesten makroökonomischen Daten aus den Vereinigten Staaten schlechter aus als erwartet. So könnte das bereits im Mai von der Fed ausgesendete Signal der Zinskorrektur auf eine mögliche Änderung des künftigen Zinskurses hindeuten. Obwohl der US-amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart mit einem Umsatzwachstum von 5,2 Prozent die Erwartungen übertraf, verhalten sich die Verbraucher:innen nun vorsichtiger und versuchen, Geld zu sparen, was darauf hindeutet, dass der Konsumhype endlich zu Ende geht, was auch zur Abkühlung der Inflation beitragen würde.

Einstweilen ist bei den Krypto-Futures die höchste Zahl von Auflösungen innerhalb von drei Monaten zu beobachten: Allein am 14. November wurden rund 300 Millionen Futures aufgelöst, was sowohl Long- als auch Short-Positionen betrifft. Der Kurs des Bitcoin stieg im Laufe der Woche um 2,57 Prozent, während Ethereum um 1,85 Prozent nachgab. Die größten Gewinner der Rallye der letzten Woche waren Avalanche (27,98 Prozent), Lido (8,04 Prozent) und Solana (8,01 Prozent). In diesem Bericht gehen wir auf die in der letzten Woche veröffentlichten Inflationsdaten ein und erläutern, was sie für Kryptowährungen bedeuten. Wir besprechen auch, wie Tether das Bitcoin-Mining in drei südamerikanischen Ländern verdoppelt und warum Cosmos Änderungen an seiner Geldpolitik erwägt.

Abbildung 1: Wöchentliche Preis- und TVL-Performance der wichtigsten Krypto-Kategorien
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Quelle: Coingecko, DeFi Llama. 20.11.2023

Fünf wichtige Entwicklungen der Woche

Inflation bleibt im Oktober konstant

Der Verbraucherpreisindex (VPI) in den USA fiel niedriger aus als erwartet und stieg im Jahresvergleich um 3,2 Prozent, blieb jedoch gegenüber dem Vormonat unverändert. Andererseits sanken die Einzelhandelsumsätze zum ersten Mal seit sieben Monaten um 0,1 Prozent, während der Produktionspreisindex (PPI) um 0,5 Prozent zurückging und damit den stärksten Rückgang seit dreieinhalb Jahren verbuchte. In der EU zeigte sich mit einer Inflationsrate von 3,6 Prozent für Oktober ein ähnliches Bild. Zugleich verkündete die Kommission, dass die Wirtschaft im Euroraum ihrer Schätzung zufolge 2023 um 0,6 Prozent wachsen werde – dies stellt eine Korrektur der Prognose nach unten dar.

Was bedeuten all diese Daten für Kryptoassets? Zurückgehende Verbraucherausgaben und eine sich abschwächende Konjunktur stellen gemeinhin ein Signal an die Notenbanken dar, Zinssenkungen auf Eis zu legen. Susan Collins, Präsidentin der Federal Reserve Bank of Boston, sieht das jedoch anders. Da der US-Dollar-Index auf ein Zweimonatstief gefallen ist, ist diese Unsicherheit auf der Makroebene positiv für alternative, risikofreudige Anlagen wie Kryptowährungen und Aktien, die traditionell als Absicherung gegen eine Währungsabwertung genutzt werden.

Abbildung 2: Vergleich zwischen der Performance des Dollar-Index, Bitcoin, Gold und S&P500
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Quelle: Yahoo Finance

Tether zielt auf Südamerika für seine 500-Millionen-Dollar-Investition in Bitcoin-Mining

Der größte Stablecoin-Emittent Tether diversifiziert seine Einnahmequellen weiter, indem er Bitcoin-Mining-Anlagen in Uruguay, Paraguay und El Salvador baut und in bestehende Anlagen investiert. Mit einer Leistung von 40 bis 70 Megawatt pro Anlage strebt Tether an, in Zukunft für 1 Prozent der Rechenleistung des gesamten Bitcoin-Netzwerks verantwortlich zu sei.

Um die Erfolgsquote dieses Vorhabens zu beurteilen, müssen wir Vergleiche mit den weltweit größten Bitcoin-Mining-Kapazitäten ziehen. Die BIT Mining Limited, die früher ihren Sitz in Hongkong hatte, hat im dritten Quartal dank ihrer 82,5-Megawatt-Anlage in Ohio 6,4 Millionen Dollar an Servicegebühren eingenommen. Auch die Stromkosten sind ein wichtiger Faktor für Investitionen. Im März 2023 betrugen diese Kosten für Unternehmen in Uruguay 0,118 Dollar pro Kilowattstunde, in Paraguay (0,045 Dollar) und in El Salvador (0,210 Dollar) – gegenüber 0,142 Dollar in den USA.

Zugleich bieten sich durch die Sanktionierung chinesischer Miner in den USA Chancen in kleineren, gegen über Krypto positiv eingestellten Volkswirtschaften. Als erstes Land, das Bitcoin im Jahr 2021 als gesetzliches Zahlungsmittel einführte, sind die Staatsanleihen El Salvadors im Jahresvergleich um 90 Prozent gestiegen, was mit der Rallye übereinstimmt, die auf einen potenziellen Bitcoin-ETF in den USA spekuliert.

Consensys beginnt mit der Dezentralisierung von Infura

Beim Krypto-Projekt Infura handelt es sich um ein Backend-as-a-Service-Tooling, das es Anwendungen ermöglicht, ihre Anfragen an Ethereum und andere EVM-kompatible Blockchains wie Avalanche, Polygon und andere zu übermitteln und zu verbinden. Consensys wiederum ist ein global agierendes Blockchain und Web3-Unternehmen, das nun ein gemeinsames Projekt mit 18 Firmen verkündet hat, darunter Microsoft, Tencent und Krypto-Unternehmen wie Pokt network, Covalent und Chainstack. Ziel soll der Aufbau des dezentralen Infrastruktur-Netzwerks (DIN) von Infura sein.

Dies ist eine wichtige Entwicklung, da das Tool einen sogenannten „Failover-Switch“ bietet, mit dem Nutzer:innen ihre Dienste zwischen verschiedenen Anbietern umverteilen können, wenn ein Anbieter ausfällt – ein Problem, das im Jahr 2022 deutlich wurde, als Metamask und zahlreiche Ethereum-Anwendungen infolge eines Ausfalls von Infura unterbrochen wurden. Während die vollständige Verwirklichung der Dezentralisierung die Einbindung von mehr kryptonativen Unternehmen erfordert, stellt diese Initiative einen positiven Schritt zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Krypto-Infrastruktur dar.

Cosmos prüft Änderungen an seiner Finanzpolitik

Die Cosmos-Community stimmt derzeit über einen Vorschlag ab, der die Inflation des Netzwerks von 14  auf 10 Prozent senken soll. Sollte er angenommen werden, würde die Jahresrendite des Staking (APR, Annual Percentage Rate) von derzeit 19 auf 13,4 Prozent sinken. Der Antrag geht das Problem der hohen Inflation des plattformeigenen Token ATOM an, die den Wert des Tokens verwässert, gleichzeitig wirft er Fragen zum Nutzen auf. ATOM fehlt eine klare Rolle bei der Erleichterung des Zugangs zur Interchain-Sicherheitswirtschaft, die durch sein InterBlockchain-Kommunikationsprotokoll (IBC) angetrieben wird.

Das Fehlen eines eindeutigen Nutzenversprechens, abgesehen von der attraktiven Rendite beim Einsatz, könnte einige Validierer, insbesondere kleinere Betreiber, dazu veranlassen, die Bindung an diese Blockchain aufzuheben, was wiederum zu einer verstärkten Zentralisierung führen und die IBC -Sicherheit gefährden könnte. Die Abstimmungsfrist läuft bis zum 25. November, und erste Anzeichen deuten auf eine Zustimmungsrate von 55 Prozent hin. Abgesehen davon erlebt das Cosmos-Netzwerk eine erhöhte Kettenaktivität, die sich in erhöhten Gebühren und aktiven Nutzern äußert und einen Jahreshöchststand erreicht, wie in Abbildung 5 dargestellt.

Abbildung 3: Wachstum der aktiven Nutzer:innen und Gebühren im Cosmos-Netz

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Mit OKX startet weitere Kryptobörse eigene Blockchain

OKX ist die nach Handelsvolumen zweitgrößte Kryptobörse der Welt und ebenso eine der wichtigsten Börsen für Krypto-Derivate und wird nun die modulare Entwicklerplattform Chain Development Kit (CDK) von Polygon nutzen, um eine eigene Blockchain ins Leben zu rufen. Gegenwärtig hat OKX fast 50 Millionen Nutzer:innen und verarbeitet Transaktionen im Wert von rund einer Milliarde Dollar – pro Tag – eine Integration in das Ökosystem von Polygon könnte diesem also großes Wachstum bescheren. Es wäre nach Kraken und Coinbase die dritte Börse, die Teil des Polygon-Ökosystems – und damit auch dem von Ethereum – wird.

Abbildung 4: Monatliches Handelsvolumen von großen Krypto-Börsen

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Quelle: The Block

Abbildung 5: Gesamtzahl der neuen Applikationen auf den fünf wichtigsten Smart Contract-Plattformen
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Quelle: Artemis

Worauf man jetzt achten sollte

Javier Milei wird neuer Präsident von Argentinien

Kurz nachdem Javier Milei, der Kandidat der konservativen, wirtschaftsliberalen Partido Libertario, als neuer Präsident Argentiniens feststand, kletterte der Kurs von Bitcoin auf über 37.000 US-Dollar. Obwohl Milei offiziell keine Versprechen abgegeben hat, Bitcoin zum legalen Zahlungsmittel zu erklären, werden seiner Präsidentschaft Chancen für Bitcoin nachgesagt – nicht zuletzt durch Mileis Haltung gegenüber der Kryptowährung: „Zentralbanken sind Betrug. Bitcoin hingegen stellt die Rückkehr des Geldes zu seinem ursprünglichen Schöpfer, dem privaten Sektor, dar“, so seine Worte während des Wahlkampfes.

Javier Milei versprach außerdem, die Zentralbank abzuschaffen, den argentinischen Peso durch den US-Dollar zu ersetzen und auf das Potenzial des dezentralen Finanzwesens zu setzen. Ob diese Pläne aufgehen, wird sich zeigen – in jedem Fall wäre Argentinien nicht das einzige Land, das einen solchen Weg geht: Das zentralamerikanische Land El Salvador erklärte Bitcoin 2021 zum gesetzlichen Zahlungsmittel – Ende 2023 soll sein Bruttoinlandsprodukt gegenüber 2021 eine Steigerung von 20 Prozent verzeichnen. Dem gegenüber steht Argentinien mit einer Inflationsrate von über 140 Prozent im aktuellen Jahr und einem jährlichen BIP-Wachstum von durchschnittlich 0,51 Prozent von 1993 bis 2023.

Abbildung 6: BIP-Entwicklung von Argentinien

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Quelle: Trading Economics

Avalanche will zur wichtigsten Plattform für Finanzinstitute werden

Avalanche bietet eine Blockchain-Infrastruktur für den Aufbau benutzerdefinierter Blockchain-Netzwerke und dezentraler Anwendungen. Anders als viele andere Krypto-Projekte gilt sie als Standalone-Blockchain, die nicht auf Ethereum oder Bitcoin aufbaut. Als technische Grundlage für Finanzdienstleistungen kann das 2020 gegründete Projekt seit einiger Zeit auf den Nutzen durch namhafte Unternehmen verweisen – so auch durch Citibank, Fidelity und den Finanzdienstleister T. Rowe Price, die vor kurzem eine gemeinsame Devisenhandelslösung vorstellten, die auf einem privaten, genehmigten Avalanche-Subnet betrieben wird.

Mit Subnets werden anwendungsspezifische Netzwerke bezeichnet, die auf Avalanche aufbauen, um unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen. Im Gegensatz zu traditionellen Frameworks verfügen Subnets über eine einzigartige hybride Architektur, die es Unternehmen ermöglicht, eine private Instanz ihrer Anwendungen zu erstellen, die mit den gesetzlichen Anforderungen übereinstimmt. Das Projekt von Citibank und Fidelity, das sich zunächst auf den US-Dollar/Singapur-Dollar-Handel konzentriert, unterstreicht das überragende Wertversprechen der Avalanche-Blockchain, eine sofortige Abwicklung und Kosteneffizienz zu bieten – eine deutliche Abkehr von der traditionellen Finanzinfrastruktur und ihren langsamen Transaktionen und erhebliche Vermittlungskosten für internationale Überweisungen.

Es blieb nicht bei dieser einzigen Initiative, denn auch der Investmentgigant JP Morgan erregte vergangene Woche mit einer Verkündung Aufmerksamkeit: Gemeinsam mit Apollo Global verkündete JP ein Proof-of-Concept (PoC), mit denen neue Wege des Portfolio-Managements erforscht werden sollten. Das Konzept ermöglicht Fondsmanagern die Tokenisierung von Portfolios unter Verwendung der Blockchain-Plattform Onyx. Sie soll Fondmanagern erlauben, Portfolios nahtlos über verschiedene Blockchains auszutauschen und neu auszubalancieren und dabei sowohl private als auch öffentliche Blockchains – sowohl jene auf Basis der Ethereum Virtual Machine (EVM) als auch Nicht-EVM-Chains – zu verbinden.

Abbildung 7: Überblick über die Feinheiten der Multi-Asset Portfolio Management Solution von JP Morgan und Apollo Global

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Quelle: JPMorgan

Schlussendlich zeigen beide Initiativen das Nutzungspotenzial von Avalanche, indem sie dessen Vorteile durch sogenannte Evergreen-Subnetze, die auf Finanzinstitute zugeschnitten sind, hervorheben. Dies verdeutlicht die Vorteile von Avalanche im Vergleich zu anderen Smart-Contract-Plattformen. Darüber hinaus bietet das Evergreen-Modell, das für die Einhaltung von KYC (know your customer)- und AML (Anti-Money Laundering)-Prüfungen vorkonfiguriert ist, nativen Datenschutz, Anpassungsfähigkeit und Blockchain-Unterstützung auf Unternehmensebene ohne die Nachteile eines isolierten privaten Blockchain-Systems.

Darüber hinaus stellt es eine bahnbrechende Verbindung zwischen der proprietären Software von TradFi und nativer Krypto-Infrastruktur dar, die potenziell Synergien auslösen und die Integration des Ökosystems beschleunigen kann. Der Enthusiasmus, der durch diese Integrationen ausgelöst wurde, ist in Abbildung 9 ersichtlich, da Avalanche sein höchstes Transaktionsvolumen seit seiner Gründung erreichte.

Abbildung 8: Gesamtzahl der Transaktionen im Avalanche-Netzwerk
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Quelle: Subnets.avax.network

Rechtliche Hinweise:

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