Trotz 15 Prozent Kursabfall: Warum die allermeisten Bitcoin-Investoren noch im Plus sind

Rund eineinhalb Wochen ist es nun her, dass der Kryptomarkt einen der größten Abverkäufe seiner Geschichte erlebte, im Zuge dessen insgesamt 19 Milliarden US-Dollar an gehebelten Positionen liquidiert wurden. Auch der Bitcoin als größte Kryptowährung und Gradmesser für die Stimmung am Markt reagierte naturgemäß darauf und büßte, nach einem neuen Allzeithoch von 126.000 US-Dollar am 6. Oktober, bis zu 15 Prozent seines Wertes sein.
Viele Neu- oder Altanleger mögen nun vor der Frage stehen: Ist nun der Zeitpunkt zum Investieren? Würde man aktuell auf einem relativen Tief oder (zu) nahe am Allzeithoch kaufen? Im Grunde kann diese Frage ähnlich beantwortetet werden wie zu früheren Bitcoin-Kursrückgängen: „Time in the market beats timing the market.“ Gleichzeitig jedoch unterscheidet sich die aktuelle Entwicklung von früheren Krypto-Bärenmärkten – wie genau, erläutern wir im Folgenden.
Bitcoin – ein Markt im Wandel
Während frühere Korrekturen oft Panik und massive Umschichtungen auslösten, zeigt sich der aktuelle Rückgang überraschend stabil. Laut on-chain Daten befinden sich derzeit rund 91 Prozent aller Bitcoin-Investoren in der Gewinnzone – trotz der jüngsten Verluste. Und bemerkenswerter noch: Die meisten halten ihre Bestände aktuell weiter, anstatt in der Korrekturphase auszusteigen.
Diese Entwicklung deutet auf eine tiefgreifende Veränderung in der Marktstruktur hin. Wo früher spekulative Privatanleger bei jeder Kursdelle nervös verkauften, dominieren heute zunehmend institutionelle Akteure und langfristig orientierte Investoren. Das zeigt auch folgende Statistik: Seit Einführung der Spot-Bitcoin-ETFs in den USA Anfang 2024 ist der Anteil jener Blockchain-Adressen (d.h. Unternehmen und Privatpersonen), die mit ihren Bitcoin im Plus sind, nicht ein einziges Mal unter 80 Prozent gefallen – selbst während Phasen globaler makroökonomischer Unsicherheit, etwa während der Yen-Krise im Sommer oder der durch die US-Handelszölle bedingten Spannungen im Herbst 2025.
Die Daten zeigen es eindrucksvoll: Der Anteil jener Bitcoin-Besitzer, die mit Profit verkaufen könnten, im zeitlichen Vergleich (schwarze Linie) im Vergleich zum Bitcoin-Kurs (orange) (Daten von Glassnode)
Die Folge: Kursrückgänge verlaufen flacher und werden schneller wieder aufgeholt. Während Bitcoin in früheren Zyklen teils über 50 Prozent verlor, blieb der bislang stärkste Einbruch dieser Marktphase unter 30 Prozent – die jüngste Korrektur betrug lediglich rund 15 Prozent.
Das hat noch mehr Gründe als bloß überzeugte Privatanleger: Institutionelle Anleger – von Fonds über Family Offices bis hin zu Nationalstaaten – kaufen zunehmend in Schwächephasen nach. Allein 2025 flossen über 25 Milliarden US-Dollar in Bitcoin-basierte Anlageprodukte. Damit übersteigt die Nachfrage die neu geschaffene Angebotsmenge durch neu „geschürfte“ Bitcoin um ein Sechsfaches. Dieses strukturelle Ungleichgewicht stützt die Kurse und dämpft die Volatilität – ganz anders als während der Kursrückgänge 2011 oder 2022.
Die Grafik zeigt die maximalen Kursrückgänge nach unterschiedlichen Krypto-Bärenmärkten (Daten von Glassnode)
Das 5 Prozent Bitcoin-Experiment
Kann sich in dieser Situation eine Bitcoin-Allokation lohnen? Dazu haben wir mittels der Daten der letzten drei Jahre drei Musterportfolios verglichen: Ein traditionelles 60/40 (Aktien und Anleihen)-Portfolio, eines mit einer 5 Prozent Bitcoin-Beimischung und eines mit ganzen 10 Prozent Krypto – davon 8 Prozent Bitcoin. Es zeigt sich: Die beiden Portfolios mit Krypto benötigen weniger Zeit, um sich von ihrem größten Einbruch der letzten drei Jahre – der als Reaktion auf die US-Zölle im April 2025 eintrat – je 17 Tage, als das traditionelle Portfolio (22 Tage). Die Volatilität erhöhte sich dabei um 1 bzw. 2 Prozent, die jährliche Durchschnittsrendite von 12 auf 16 bzw. 9 Prozent.
Auch wenn kurzfristige Rückschläge wie zuletzt nie auszuschließen sind, deuten die Daten auf einen strukturell robusteren Markt hin. Die Mehrheit der Bitcoin-Anleger sitzt auf Gewinnen und zeigt eine erstaunliche Haltebereitschaft – ein Zeichen von Vertrauen, nicht von Euphorie.
Damit gilt heute mehr denn je: Es geht weniger darum, den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden, sondern die richtige Haltung zum Markt zu entwickeln. Denn wer im Spiel bleibt, hat die Zeit auf seiner Seite.
Der Autor dieses Beitrags, Darius Moukhtarzade, ist Research Strategist des Krypto-ETP-Emittenten 21Shares. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im aktuellen Research Insight von 21Shares.
Rechtliche Hinweise:
Das in diesem Beitrag enthaltene Material dient ausschließlich Informationszwecken. 21.co und die verbundenen Unternehmen empfehlen keine Maßnahmen auf der Grundlage dieser Informationen. Das Material ist weder als Angebot oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers, noch als Anlageberatung auszulegen. Darüber hinaus stellen diese Informationen keine Zusicherung dar, dass die hier beschriebenen Anlagen für eine Person geeignet oder sinnvoll sind. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für künftige Kursentwicklungen.