Analyse

Im Jahr 3 nach ChatGPT lacht niemand mehr über Google

Google CEO Sundar Pichai. © Google
Google CEO Sundar Pichai. © Google
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Dezember 2022: ChatGPT löst roten Alarm bei Google aus, sogar der längst operativ ausgetretene Mitgründer Sergey Brin kam zurück, um wieder mitzucoden. „They will definitely want to come out and show that they can dance. And I want people to know that we made them dance“, meinte Microsoft-CEO Satya Nadella im Februar 2023 großmundig, weil er glaubte, OpenAI und Microsoft hätten mit Hilfe von KI die Internet-Suche neu erfunden und endlich ein Mittel, um sich Googles milliardenschweres Search-Business zu schnappen. Im Februar 2023 lässt der verpatzte Launch von Google Bard Beobachter lachen und den Börsenkurs sinken.

Ende 2025 lacht niemand mehr über Googles KI. Zwar konnte OpenAI mit dem Überraschungserfolg ChatGPT Google, das sich seit 2016 als „AI First“-Unternehmen bezeichnet, aus der Reserve locken, aber besiegen? Auf keinen Fall. Ende 2025 steht Google in Sachen AI so sicher da wie nie zuvor, hat mit Gemini 3 das weltbeste LLM am Markt, mit Nano Banana einen Bildgenerator-Hit gelandet, eigene Chips, Milliarden Bestands-User für den KI-Rollout, OpenAI-Erzfeind Anthropic im Portfolio, und vor allem eines: freie Fahrt von den Wettbewerbshütern. Und CEO Sundar Pichai? Der wird bereits als ziemlich guter „Wartime CEO“ gefeiert, sprich: Er ist nicht nur in einfachen Zeiten, sondern auch in Krisenzeiten ein ziemlich guter Manager.

1. Gemini 3 Pro schlägt OpenAI, Anthropic und xAI

Mit der Veröffentlichung von Gemini 3 Pro hat Google die Benchmark-Tabellen im Sturm zurückerobert und die Konkurrenzmodelle Grok 4.1, GPT-5.1 und Claude Sonnet 4.5 auf die Plätze verwiesen. Kritiker und Entwickler loben insbesondere die nahtlose, native Multimodalität und die deutlich reduzierte Halluzinationsrate, die das Modell zum neuen Goldstandard für komplexe Problemlösungen macht. Gemini 3 Pro ist mit Schuld daran, dass der Hype um OpenAI deutlich abgekühlt ist. Bei LMArena sieht man, wie Gemini 3 Pro sich an die Spitze der LLM-Charts gesetzt hat und sowohl bei Coding, Mathematik, oder kreativem Schreiben dominiert.

2. Zerschlagung des Konzerns ist vom Tisch

Die jahrelange Unsicherheit durch das Damoklesschwert einer Zerschlagung durch das US-Justizministerium hat sich in Luft aufgelöst. Google konnte überzeugend darlegen, dass der Markt durch das Aufkommen generativer KI neu definiert wurde und der Wettbewerb härter ist denn je – eine Argumentation, der Richter und Regulierer letztlich folgten. Die Abspaltung von Chrome oder Android ist vom Tisch, seit Mitte 2025 kann sich Google voll auf Produktinnovation konzentrieren.

Diese regulatorische Klarheit gibt Google nun einen massiven strategischen Vorteil gegenüber Big-Tech-Rivalen, die noch immer in Verfahren stecken. Investoren atmeten auf, da das integrierte Ökosystem aus Suche, Browser, Mobile und Cloud erhalten bleibt. Gerade diese Synergie der Sparten erweist sich als entscheidender Hebel, um KI-Funktionen schnell und flächendeckend an Milliarden von Nutzern auszurollen, ohne durch künstliche Barrieren behindert zu werden.

3. Eigene KI-Chips garantieren Unabhängigkeit von Nvidia

Während andere Unternehmen wie OpenAI oder Meta sich in einem kostspieligen Bieterkrieg um Nvidias neueste GPUs aufreiben, profitiert Google von derWeitsicht, bereits vor über einem Jahrzehnt (ab 2015) mit der Entwicklung eigener TPUs (Tensor Processing Units) begonnen zu haben. Die mittlerweile sechste Generation dieser Chips ermöglicht es Google, Gemini 3 und Nano Banana zu geringeren Kosten zu trainieren und zu betreiben, die bei der Konkurrenz anfallen. Diese vertikale Integration ist der stille, aber mächtige Wettbewerbsvorteil des Konzerns geworden.

Die Unabhängigkeit von externen Lieferketten bedeutet zudem, dass Google keine Engpässe fürchten muss. Während Wettbewerber ihre KI-Funktionen rationieren oder teuer in Rechnung stellen müssen, um die Hardware-Kosten zu decken, kann Google aggressive Preismodelle fahren und leistungsstarke KI-Tools kostenlos in seine Produkte integrieren. Die Marge bleibt trotz KI-Offensive gesund, was die Wall Street nachhaltig beeindruckt.

4. Anthropic als Ass im Ärmel

14 Prozent des OpenAI-Rivalen Anthropic gehören – ja genau, Google. Die strategische Investition in Anthropic hat sich als genialer Schachzug erwiesen, der Google eine doppelte Absicherung im KI-Rennen verschafft. Auch wenn Gemini das interne Flaggschiff ist, profitiert Google massiv davon, dass Anthropic als „freundlicher Rivale“ OpenAI Marktanteile abjagt. Da Anthropic auch die Google Cloud als Infrastruktur nutzt, fließt ein Großteil der Investitionen indirekt als Cloud-Umsatz wieder an Google zurück.

Gleichzeitig dient Anthropic als technologische und regulatorische Hedge-Position. Sollte es bei der Entwicklung eigener Modelle zu unvorhergesehenen Hürden kommen, hat Google sofortigen Zugriff auf die „Constitutional AI“-Technologie des Partners. Diese Allianz verhindert zudem, dass sich eine reine Microsoft/OpenAI-Dominanz im Enterprise-Sektor festsetzen kann, und bietet Firmenkunden eine attraktive Alternative im Google-Orbit.

5. Gemini wächst an ChatGPT heran

Search, Workspace, Android, Chrome: Google hat Plattformen, über di es seinen ChatGPT-Rivalen Gemini wachsen lassen kann – und das tut es auch. Die Gemini-Anwendung hat mittlerweile 650 Millionen User, das ist nicht mehr so weit weg von den 800 Millionen, die ChatGPT zählt.

6. Die Google-Aktie gedeiht, während OpenAI-Verbündete crashen

An der Börse wird Sundar Pichai derzeit gefeiert: Die Alphabet-Aktie jagt von einem Allzeithoch zum nächsten, getrieben von der Erkenntnis, dass Google den „Code Red“ nicht nur überlebt, sondern als Katalysator für eine neue Ära genutzt hat. Die Google-Mutter Alphabet ist derzeit auf Allzeithoch, die Marktkapitalisierung bei 3,5 Billionen Dollar – sogar Warren Buffett investierte kürzlich ordentlich in das Papier.

Im Kontrast dazu sieht sich das OpenAI-Lager mit wachsender Skepsis konfrontiert. Der erhoffte „Google-Killer“-Effekt etwa bei der Bing-Suche von Microsoft ist ausgeblieben. Die Aktien von engen OpenAI-Partner wie Softbank (Großinvestor) und Oracle (Cloud-Partner) sind im vergangenen Monat um 26% bzw. 20% eingebrochen, während Google zum neuen All-Time-High strebte.

7. Kerngeschäft Search läuft ohne Disruption

Durch das Aufmotzen von Bing durch OpenAI-KI hatte sich Microsoft erhofft, endlich das Suchmonopol von Google zu brechen und an die Milliardenumsätze Search Ads heranzukommen. Allerdings sind zwei Dinge passiert: Erstens sind User Gewohnheitstiere und googeln weiter wie bisher – zudem darf Google seinen Chrome-Browser behalten. Zweitens hat sich OpenAI von Microsoft gelöst (und Oracle, Softbank etc. zugewandt) und will selber zur ultimativen Suchmaschine werden.

Währenddessen läuft Google Search-Motor ungehindert weiter. Auch zuletzt gab es wieder ein Rekordquartal. Der konsolidierte Umsatz von Alphabet stieg im dritten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahr um 16 % bzw. 15 % auf 102,3 Milliarden US-Dollar. Google Search & Sonstiges, YouTube-Anzeigen, Google-Abonnements, Plattformen und Geräte sowie Google Cloud erzielten im dritten Quartal jeweils ein zweistelliges Wachstum, hieß es.

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