World IP Day: „Wir haben so viel Wissen in Österreich – das müssen wir schützen“
Am vergangenen Donnerstag ging – mit einigen Monaten Verspätung – der World IP Day am Wiener Schwarzenbergplatz über die Bühne. 50 geladene Gäste tauschten sich im Haus der Industrie zum Thema „Artificial Intelligence: Spielen Patente überhaupt noch eine Rolle?“ aus.
So präsent das Thema „Künstliche Intelligenz“ auch sein mag, es scheint noch viel Entwicklungspotenzial zu geben – vor allem in Sachen Schutzrecht. Edeltraud Stiftinger, die Geschäftsführerin des Austria Wirtschaftsservice: „Nur neun Prozent aller KMU in Europa beschäftigen sich mit geistigem Eigentum und dem Schutz ihrer Innovationen. Daher ist es ganz entscheidend, immer wieder darauf aufmerksam zu machen und den KMU hier Begleitung und Hilfestellung zu geben“. Der World IP Day soll Bewusstsein dafür schaffen, dass viel zu viele KMU ihr geistiges Eigentum nicht schützen beziehungsweise sich nicht ausreichend mit der Thematik beschäftigen.
World IP Day: Corona-bedingte Verschiebung
Vor zwanzig Jahren erstmals von der Weltorganisation für geistiges Eigentum ins Leben gerufen, hätte das Jubiläum in diesem Jahr ursprünglich bereits am „Welttag des geistigen Eigentums“ am 26. April stattfinden sollen. Die Corona-Pandemie hat den Plänen aber einen Strich durch die Rechnung gemacht, eine Verschiebung war die logische Konsequenz. Vor Ort konnten nun 50 Personen den Vorträgen von Clemens Wasner, dem CEO von EnliteAI und Richard Ljuhar, CEO von ImageBiopsy Lab, lauschen. Zusätzlich waren über einhundert Zuschauer per Live-Streaming dabei.
Zahlreiche Infoangebote
Michael Stadler, Patentanwalt bei Wildhack und Jellinek, klärte über die rechtliche Aspekte und die Patentierung bei AI auf. Abgerundet wurde der Vormittag durch eine Podiumsdiskussion und zahlreiche Infotische, unter anderem vom aws, der FFG, der Patentanwaltskammer, dem ÖPWZ, dem Österreichischen Patentamt, dem Enterprise Europe Network und dem European IP Helpdesk.
„Schutzrechte im AI-Bereich sind ein schwieriges Thema“
Fragen gab es genug, das Thema Schutzrechte ist vor allem im AI-Bereich komplex – das weiß auch Richard Ljuhar aus eigener Erfahrung: „Schutzrechte im AI-Bereich sind ein schwieriges Thema, weil viele Hersteller ihre Technologie prinzipiell nicht offen legen. Die AI ist oft eine Art Blackbox, wo Input-Daten hineinkommen – und dann gibt es einen Output. Das zu schützen, bedarf einer Offenlegung des kompletten Algorithmus – das machen die wenigsten. Wir sehen das eher als firmeninternes Geheimnis, das wir nicht wirklich preisgeben wollen“.
Palette an Möglichkeiten für GründerInnen
Dazu kommen gewisse rechtliche Hürden. Edeltraud Stiftinger: „Es ist einfach so, dass künstliche Intelligenz beziehungsweise die Entwicklung künstlicher Intelligenz vor allem in Europa gar nicht so leicht absicherbar sind. Da haben andere Länder einen Vorsprung, was die Schutzrechte anbelangt. Da müssen wir uns die Frage stellen, wie wir hier kompetitiver werden können – damit nicht europäische und österreichische Startups und KMU hier möglicherweise blockiert werden.“ Es gebe aber viele Maßnahmen, die zur Verfügung stehen. Wer Unterstützung braucht, könne sich jederzeit an das aws wenden: „Als aws begleiten wir hunderte Unternehmen im Jahr, gerade Startups und KMU, wenn es darum geht, dass diese ihre Schutzrechtsstrategien entwickeln und im Unternehmen integrieren“, erklärt die Geschäftsführerin.
„Bewusstsein schaffen“
Umso wichtiger sei auch darum, ein Bewusstsein für die Thematik zu schaffen. Das unterschreibt auch Richard Ljuhar: „Solche Veranstaltungen sind sehr wichtig, gerade für junge Startups wie ImageBiopsy Lab. Es wird hier ein gewisses Bewusstsein geschaffen, dass diese Thematik nicht zu vernachlässigen ist“. Das geistige Eigentum soll schließlich auch gesichert sein. Stiftinger: „Wir haben so viel Wissen in Österreich und so tolle Menschen, die solche erfinderischen Leistungen erbringen. Sie müssen diese aber auch wirklich schützen – weil dann sind wir gut gerüstet für einen internationalen Wettbewerb“.
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