YouTube zwingt Videomacher, die bis dato an Werbung mitverdienten, in seinen Bezahl-Dienst „Red“
Wenn Content König ist, dann ist die Plattform der Kaiser. Das hat wieder einmal die Google-Tochter YouTube mit seiner Content-Politik für seinen neuen Bezahl-Dienst „Red“ unter Beweis gestellt. Für zahlende Nutzer (10 US-Dollar/Monat, derzeit nur in den USA verfügbar) soll es eine tolle Sache sein, weil man dafür nicht nur Werbefreiheit, sondern auch eine Offline-Funktion für Videos sowie eine Hintergrundwiedergabe (wichtig zum Hören von Musik-Playlists) bekommt. Das Kalkül: Wenn auch nur ein Prozent der mehr als eine Milliarde YouTube-Nutzer für „Red“ bezahlt, würde das Video-Portal damit 100 Millionen US-Dollar pro Monat verdienen.
Damit man bei „Red“ aber auch weiterhin jene populären Videos zeigen kann, für die die Nutzer so gerne kommen, hat YouTube den Machern (die so genannten Creators) einen Vertrag aufgezwungen: Wer bisher im YouTube-Partnerprogramm an den Werbeeinnahmen beteiligt wurde, die durch seine eigenen Videos zustande kommen, müssen ihre Videos auch bei „Red“ anbieten. Wenn nicht, dann werden ihre Videos sowohl beim normalen YouTube als auch in der kostenpflichtigen Variante versteckt. Die wahrscheinliche Folge: Die Videos bekommen viel weniger Views als bisher, und die Macher verdienen nichts mehr mit ihren Clips.
Zum Mitmachen gezwungen
Laut YouTubes Chief Business Officer Robert Kyncl hat die große Mehrheit der Creators (dazu zählen Musiker, Comedians, Gamer etc.) den Vertrag unterschrieben, und „Red“ könne so 99 Prozent des Content des herkömmlichen YouTube anbieten. Mit den Verträgen hat die Google-Tochter also sichergestellt, dass sein Bezahl-Dienst attraktive Inhalte hat.
Die Videomacher, die zu ihrem Glück gezwungen werden, gehen dabei aber nicht leer aus – sie werden an den Einnahmen, die „Red“ macht, beteiligt. Und zwar folgendermaßen: So wie bei Spotify die Einnahmen nach der Zahl der Streams an Musiker bzw. deren Labels ausgeschüttet wird, wird bei „Red“ nach der Viewtime gerechnet. Bedeutet: Je mehr „Red“-Abonnenten die Videos eines Machers ansehen, desto mehr verdient er dabei. Das bevorzugt jene, die längere Clips online stellen, sofern diese auch komplett angesehen werden. Wie viel die Creators via Red im Vergleich zum Werbeprogramm verdienen, bleibt abzuwarten – noch weiß niemand, wie viele User sich „Red“ leisten werden.
Wie viel Prozent der Einnahmen von „Red“ an die Creators ausgeschüttet werden, ist bis dato geheim geblieben – YouTube zufolge soll es sich um die „große Mehrheit“ handeln. Zum Vergleich: Spotify gibt 70 Prozent der Einnahmen an Musiker/Labels weiter, Apple Music zahlt 71,5 Prozent aus. Im Partnerprogramm für Werbung bekommen die Videomacher 55 Prozent der Einnahmen.