Analyse

Wie Apple eine eigene Suchmaschine bauen kann

© Wesson Wang on Unsplash
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Google ist für Apple eine Cashcow. 8 bis 12 Milliarden Dollar soll es dem iPhone-Hersteller pro Jahr einbringen, weil die Suchmaschine standardmäßig in iOS, iPadOS und den Safari-Browser integriert ist, und die Hälfte des Such-Traffics von Google soll mittlerweile von Apple-Geräten kommen. Eine Win-Win-Situation also – fragt sich aber, wie lange noch.

Denn das US-Justizministerium hat Google wegen wettbewerbsschädlichem Verhalten ins Visier genommen und wird sich diese und andere Deals genau ansehen – und dann möglicherweise entscheiden, dass sich Google einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Anbietern von Suchmaschinen erkauft, und so die Partnerschaft abwürgen.

Würde das passieren, dann würde Apple einen wichtigen Teil seiner Einnahmen verlieren und müsste seine Nutzer vielleicht frei entscheiden lassen, welche Suchmaschine sie präferieren – ganz so, wie es Android-Smartphones nach einem Wettbewerbsverfahren in der EU tun müssen. Wie berichtet können sich Android-Nutzer in Deutschland und Österreich beim Starten des Geräts aussuchen, ob sie anstatt mit Google lieber mit DuckDuckGo, GMX und Info.com suchen wollen.

Die Webseiten-Vorschläge von Siri

Würde wiederum das passieren, könnte das aber folgenden Effekt haben. Viele Menschen kennen und lieben Google, würden sich für die Suchmaschine aus Mountain View entscheiden und sie trotzdem weiter auf iPhone und iPad verwenden – aber Apple gehen Umsätze von 8 bis 12 Milliarden Dollar pro Jahr flöten.

Das hat Analysten und Journalisten in den letzten Tagen dazu gebracht, über eine mögliche Apple-Suchmaschine zu spekulieren, die still und heimlich zusammen gebaut wird. Der neueste Hinweis: Im mobilen Betriebssystem iOS 14, das seit kurzem verfügbar ist, verdrängen Apples eigene Suchergebnisse jene von Google. Zwar nicht im Safari-Browser – aber wer den Sprach-Assistenten Siri befragt oder die Suchfunktion des Smartphones verwendet, bekommt neuerdings Apples hauseigene Suchergebnisse geliefert, die als „Siri Website-Vorschläge“ betitelt werden.

Apples Crawler schwärmen aus

Dass Apples Crawler bereits das Web indexieren, ist ein offenes Geheimnis. Der AppleBot ist ein Web-Crawler, der derzeit das Web durchforstet, um eben Funktionen wie Siri und Spotlight-Vorschläge mit Suchergebnissen beliefern zu können. Ähnlich wie man es von Google kennt, werden die Suchtreffer nach folgenden Kriterien gerankt:

  • Aggregierte Benutzerinteraktion mit Suchergebnissen
  • Relevanz und Zuordnung von Suchbegriffen zu Webseitenthemen und -inhalten
  • Anzahl und Qualität der Links von anderen Seiten im Web
  • Benutzerstandortbasierte Signale (ungefähre Daten)
  • Designmerkmale der Webseite

Gut möglich also, dass die punktuell eingesetzten Apple-Suchergebnisse irgendwann einmal zu einem größeren Produkt geformt werden, dass „Apple Search“ heißen könnte. Mit 55 Milliarden Dollar Gewinn und mehr als 80 Milliarden Dollar in der Kriegskasse gilt Das Unternehmen aus Cupertino als eines der ganz wenigen, das es mit Google aufnehmen könnte. Wir erinnern uns: Microsoft hat es trotz Windows und Internet Explorer nicht geschafft, seiner hauseigenen Suchmaschine Bing (neuerdings „Microsoft Bing“) relevante Marktanteile zu verschaffen.

Dementsprechend vorsichtig geht auch Apple mit dem Thema um. Auch hier muss man in die Vergangenheit blicken. Es ist mittlerweile acht Jahre her, seitdem Apple Maps als Alternative zu Google Maps lanciert wurde. Zwar ist Apples Kartenmaterial mittlerweile sehr gut brauchbar, doch der Quasi-Standard im Netz ist nach wie vor die Google-Karte.

Die Rolle von Microsofts Bing

Microsoft Bing könnte bei all dem aber noch eine spannende Rolle spielen. Denn spekuliert wird, dass Apple es nicht alleine bewerkstelligen wird können, eine eigene Suchmaschine zu bauen. Deswegen gibt es zwei mögliche Übernahmekandidaten: DuckDuckGo, das bereits bei mobiler Suche und Karten enger mit Apple zusammen arbeitet (Trending Topics berichtete), und das US-Startup Neeva.

Neeva wurde wie berichtet erst dieses Jahr von den beiden Ex-Googlern Sridhar Ramaswamy, der bis 2018 noch das milliardenschwere Werbegeschäft von Google leitete, und von Vivek Raghunathan, der zuvor für die Monetarisierung von Googles Video-Plattform YouTube zuständig war, gestartet. Gemein mit DuckDuckGo ist Neeva, dass es auf dem Such-Index von Microsofts Bing aufbaut, und dass Datenschutz und Privatsphäre viel Relevanz eingeräumt wird.

Und Datenschutz und Privatsphäre sind jene Werte, mit denen sich Apple von Google und Facebook unterscheiden will. Neeva und/oder DuckDuckGo würden insofern gut zum iKonzern passen. Allerdings sollte man die Erwartungen drosseln. Wenn Apple ins Geschäft mit Suchmaschinen einsteigt, dann wird das penibel und lange vorbereitet werden und möglicherweise in anderer Form kommen, als man heute Suchmaschinen kennt – nämlich optimiert auf Mobile.

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