Dekarbonisierung

Carbon Capture and Storage: „Österreich braucht eine Abfallwirtschaft für CO2”

Im Fokus der CO2-Abfallwirtschaft sollten „schwer vermeidbare Quellen" stehen, die auch nach 2040 noch zu erwarten sind. © Canva
Im Fokus der CO2-Abfallwirtschaft sollten „schwer vermeidbare Quellen" stehen, die auch nach 2040 noch zu erwarten sind. © Canva
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Noch ist Carbon Capture and Storage (CCS) in Österreich verboten. In Skandinavien wird das Verfahren, um CO2 klimaschädliches CO2 zu speichern, bereits angewandt. Tobias Pröll ist Verfahrens- und Energietechniker an der BOKU in Wien und plädiert dafür, von „Carbon Capture and Storage“ auch in Österreich Gebrauch zu machen. Dabei geht es speziell um schwer vermeidbare Quellen, die auch noch nach 2040 zu erwarten sind. Immerhin möchte das Land bis dahin klimaneutral sein.

Carbon-Management-Strategien notwendig

Bei „Carbon Capture, Utilization and Storage” (CCUS) geht es darum, Kohlendioxid (CO2) einzufangen, zu nutzen und zu speichern. Neben der Speicherung im geologischen Untergrund kann CO2 auch in langlebigen Produkten gespeichert oder aber direkt aus der Luft gefiltert werden. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) binden die CCUS-Anlagen derzeit jährlich mehr als 45 Mio. Tonnen CO2. Zu den Vorreiter-Ländern, in denen Direct Air Capture (DAC)-Großanlagen seit Anfang 2022 stationiert sind, zählen die USA, Belgien und China. Während man sich international auch auf DAC konzentriert, steht für den Verfahrens- und Energietechniker Pröll die Speicherung von CO2 im geologischen Untergrund sowie in langlebigen Produkten im Fokus. Denn: CO2 aus der Luft zu gewinnen sei noch viel energieaufwendiger als die Abscheidung von CO2 aus Abgasströmen. „Abscheidung aus der Luft ist in einer Welt, die sich zu 80 Prozent mit Energie aus fossilen Quellen versorgt, ist leider keine gute Lösung”, verrät Pröll. Direct Air Capture könne in seinen Augen eine Rolle spielen, wenn der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen geschafft ist. Für den BOKU-Forscher steht fest: Es ist an der Zeit für eine CO2-Abfallwirtschaft in Österreich – ähnlich wie wir es von anderen Problemstoffen kennen. Ohne geeignete Carbon-Management-Strategien werden wir dir das Ziel der Netto-Null-CO2-Emissionen nicht erreichen, so die Kernaussage.

„Wir müssen aufhören, fossile Energie zu verwenden”

Um den Austritt von CO2 in die Atmosphäre zu verhindern, brauche es Methoden, die CO2 aus dem Kreislauf holen. Der Problemstoff entsteht zum Beispiel bei der Zementherstellung oder wenn Müll verbrannt wird. „Wir müssen erkennen, dass CO2 kein wertvoller Rohstoff, sondern ein Problemstoff mit negativem Wert ist. Derzeit ‚kostet‘ eine Tonne CO2 im europäischen Emissionshandelssystem etwa minus 90 Euro,“ so Tobias Pröll vom Institut für Verfahrens- und Energietechnik der BOKU Universität. Die Message lautet: CO2 speichern, ja – aber nur, wenn es nicht anders geht. Denn prinzipiell muss die Entstehung von CO2 vermieden werden, das betrifft laut Pröll speziell den Bereich der Energiebereitstellung. Mit Stand heute werden auf globaler eben 80 Prozent der Energie aus fossilen Quellen produziert – in Österreich sind es rund 65 Prozent. Noch ist Carbon Capturing in Österreich verboten. Das Gesetz wird allerdings gerade neu evaluiert.

CO2 ist nicht der Rohstoff der Zukunft

Oft wird CO2 als der Rohstoff der Zukunft dargestellt, da es nun immer mehr technologische Verwertungsmöglichkeiten gibt. Dem sei laut Pröll nicht so, da der Energieverbrauch bei der Verarbeitung von CO2 übersehen wird. Bedenken äußert der Experte auch hinsichtlich der vielen importierten fossilen Brennstoffträger aus dem Ausland, wie etwa aus China. „Es ist für das Klima von Bedeutung, das Gesamtbild zu betrachten und nicht ausschließlich innerhalb der Landesgrenzen zu handeln. Die Verlagerung von CO2-intensiven Prozessen aus Europa in andere Länder schadet auch dem Klima“, so Pröll.

Lösungsvorschlag: Besteuerung von treibhausgasintensiven Produkten

Der Verfahrens- und Energietechniker sieht in der Besteuerung von Produkten, die viel Treibhausgas ausstoßen als möglichen Lösungsweg – und zwar unabhängig davon, wo der Ausstoß entlang der Lieferkette erfolgt. Die Steuern sollen von den Endverbraucher:innen erhoben werden. Auf diese Weise könne Österreich ein effizientes, emissionsfreies Energiesystem einführen und die Ökonomie müsste weniger auf fossile Brennstoffe zurückgreifen. „Es wäre möglich, dass die erhobenen Steuern gleichmäßig an die Menschen zurückgezahlt werden. Dann würden sich die Unternehmen um eine klimafreundliche Gestaltung ihrer Lieferkette bemühen, und die Menschen würden sich durch den Kauf von Produkten mit niedrigen Steuern besser fühlen. Eine solche Politik würde uns auf Kurs in Richtung Klimaneutralität bringen“, so Pröll abschließend.

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