Chime: US-Neobank startet IPO – starkes Signal an Europas Neobanken

Es ist die bekannteste US-Neobank, unterscheidet sich aber deutlich von dem, was man bereits in Europa am Markt bekommt: Chime aus San Francisco wagt den Sprung an die Börse. Nachdem am heutigen Mittwoch auch das israelische Fintech eToro (mehr dazu hier) an der Nasdaq startet, will das 2012 von Christ Britt und Ryan King gestartete Unternehmen ebenfalls an die US-Technologiebörse.
Der Börsenprospekt gibt einige spannende Einblicke in die US-Neobank. Aktive Nutzer, die Umsatz bringen, sind es derzeit 8,6 Millionen, der Umsatz 2024 belief sich auf 1,6 Mrd. Dollar, bei einem Verlust von 25 Mio. Dollar. Das erste Quartal 2025 lief aber deutlich besser, da wurde bereits ein Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Dollar erzielt, und man konnte einen Überschuss von 13 Mio. Dollar zeigen – Zahlen, die bei einem IPO gut ankommen könnten.
Vergleicht man Chime mit Revolut aus Großbritannien (2024: 4 Mrd. Dollar Umsatz, 1 Mrd. Dollar Gewinn, 45 Mio. User), dann sieht man deutlich: Europäische Neobanken können mit US-amerikanischen nicht nur locker mithalten, sondern auch deutlich überflügeln. Dazu kommt, das Revolut oder N26 hinsichtlich Angebot deutlich umfangreicher sind: Chime etwa bietet keine Investitions-Möglichkeiten für ETFs, Aktien oder Crypto, das Gros des Umsatzes stammt von Interchange-Gebühren, wenn Mitglieder mit Chime-Debit- oder -Kreditkarten bezahlen.
Umsätze und Ertragslage
Geschäftsjahr | Umsatz (Mio. US-$) | Bruttomarge | Nettoergebnis (Mio. US-$) | Nettomarge |
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2022 | 1 008,8 | 79 % | -470,3 | -47 % |
2023 | 1 278,5 | 83 % | -203,2 | -16 % |
2024 | 1 673,3 | 88 % | -25,3 | -2 % |
Q1 2025 | 518,7 | 88 % | 12,9 | 2 % |
Nutzerentwicklung (Active Members)
Ende Periode | Aktive Mitglieder (Mio.) | ARPAM¹ (US-$) |
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2022 | 5,3 | 210 |
2023 | 6,6 | 212 |
2024 | 8,0 | 245 |
31. März 2025 | 8,6 | 251 |
Geschäftsmodell
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Payments-getrieben: Chime verdient den Großteil seiner Umsätze über Interchange-Gebühren, wenn Mitglieder Chime-Debit- oder -Kreditkarten einsetzen; Gebühren werden dabei von den Kartennetzwerken an die Issuing Bank gezahlt und an Chime weitergereicht, nicht vom Endkunden.
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Asset-light-Struktur: Banking-Services werden über Partnerbanken (The Bancorp Bank N.A. und Stride Bank N.A.) bereitgestellt; damit vermeidet Chime eigene Bilanzrisiken und Filialkosten.
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Kostenvorteil: Das jährliche „cost-to-serve“ pro Kunde liegt laut Studie drei- bis fünfmal unter dem großer US-Banken.
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Produktportfolio: Kernprodukte sind gebührenfreie Checking-Konten & Debitkarten, High-Yield-Savings, eine „Credit Builder“-Kreditkarte, Kurzfrist-Liquiditätsprodukte (SpotMe, MyPay) sowie P2P-Zahlungen (Pay Anyone).
Wettbewerbsumfeld
Chime sieht den Hauptwettbewerb bei:
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Traditionellen Großbanken: Bank of America, JPMorgan Chase, Wells Fargo, Citibank, PNC, Capital One.
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Online-Only-Banken: Ally, Discover, SoFi; potenziell Nubank und Revolut bei US-Markteintritt.
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FinTech-Plattformen: PayPal, Cash App, Affirm, Klarna u. a.
Chime positioniert sich über gebührenfreie Produkte, Multi-Produkt-Ansatz und niedrige Kosten als Differenzierungsmerkmale.
Wesentliche Risiken
Risikofeld | Wesentliche Punkte laut S-1 |
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Bankpartner-Abhängigkeit | Verlust oder Regulierung der Partnerbanken könnte Produktangebot und Interchange-Erlöse beeinträchtigen. |
Regulatorik & Interchange | Änderungen an Kartennetz-Regeln (z. B. Durbin Amendment) oder neue FinTech-Regeln könnten Margen senken. |
Wettbewerb | Starker Wettbewerb durch Großbanken und FinTechs; aggressive Preismodelle oder Innovationen könnten Wachstum bremsen. |
Mitgliederbindung | Scheitert Chime, aktive Mitglieder zu halten oder ARPAM zu steigern, könnte das Umsatzwachstum stocken. |
Profitabilität | Trotz jüngster Quartalsgewinne besteht weiterhin das Risiko anhaltender Verluste bei hohen Investitionen in Marketing, Technik und Mitarbeiter. |
Makroökonomie | Eine schwache Konjunktur kann Ausgaben und Kreditqualität der Mitglieder beeinträchtigen. |
Fazit
Die IPO-Unterlagen zeigen ein schnell wachsendes FinTech mit steigenden Umsätzen, deutlich verbesserter Rentabilität und einer wachsenden Nutzerbasis. Das Payments-basierte Geschäftsmodell verschafft Chime Kosten- und Geschwindigkeitsvorteile, gleichzeitig bestehen substanzielle Abhängigkeiten von Partnerbanken sowie regulatorische und kompetitive Risiken.