Chip-Riese Nvidia investiert 5 Milliarden Dollar in gebeuteltes Intel

Früher war Nvidia der GPU-Zwerg neben dem CPU-Riesen Intel, nun ist es umgekehrt: AI-Chip-Riese Nvidia und der angeschlagene Chip-Hersteller Intel haben soeben eine weitreichende Kooperation zur gemeinsamen Entwicklung von KI-Infrastruktur und PC-Produkten angekündigt. Als Teil der Vereinbarung erwirbt Nvidia für 5 Milliarden Dollar Aktien von Intel zum Preis von 23,28 Dollar je Anteil. Vorbörslich stieg die Intel-Aktie am Donnerstag stark an, und zwar um satte 29%.
Nvidia ist mit einer Marktkapitalisierung von 4,1 Billionen Dollar fast 40x größer als Intel, das sich seit 2021 fast halbierte und „nur“ mehr etwa 116 Milliarden Dollar auf die Börsenwaage bringt. Intel, das im neuen KI-Wettrennen mit seinen CPUs keine Chance mehr auf den GPU-Markt sowie die im Mobile-Sektor vorherrschenden Arm-Architekturen hatte, musste zuletzt auch durch eine Beteiligung des US-Staats im Rahmen von zehn Milliarden Dollar gestützt werden.
Intel hatte zuletzt folgende Probleme:
- Massive Stellenstreichungen: Bis Ende 2025 werden über 30.000 Arbeitsplätze abgebaut, geplante Werke in Deutschland und Polen wurden gestrichen, um Kosten zu senken und operativ effizienter zu werden.
- Hohe Verluste und negative Margen: Intel verzeichnete im zweiten Quartal 2025 einen Nettoverlust von 2,9 Milliarden US-Dollar, eine negative operative Rentabilität und steigenden Cash-Burn trotz eines stabilen Umsatzes rund um 13 Milliarden US-Dollar.
- Managementwechsel und strategische Unsicherheiten: Nach dem Rücktritt von CEO Pat Gelsinger übernahm Lip-Bu Tan die Führung, während der Konzern unter staatlicher Beteiligung und internationalem Wettbewerbsdruck weiter nach einer nachhaltigen strategischen Ausrichtung sucht – diese scheint nun als Junior-Partner von Nvidia gefunden
Technische Partnerschaft im Fokus
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Technologiekonzernen umfasst mehrere Produktbereiche:
Rechenzentren: Intel wird kundenspezifische x86-CPUs für Nvidia entwickeln und fertigen, die Nvidia anschließend in seine KI-Infrastrukturplattformen integrieren wird. Diese Prozessoren sollen über Nvidias NVLink-Technologie verfügen, die eine deutlich schnellere Kommunikation zwischen CPU und GPU ermöglicht als herkömmliche PCIe-Verbindungen.
Personal Computing: Für den Endverbrauchermarkt plant Intel die Produktion von x86-System-on-Chips (SoCs), die Nvidia RTX GPU-Chiplets integrieren. Diese „Intel x86 RTX SoCs“ sollen vor allem in kompakten Gaming-Laptops und Small-Form-Factor-PCs zum Einsatz kommen.
Strategische Ausrichtung
Nvidia-CEO Jensen Huang begründet die Partnerschaft mit der industriellen Revolution durch KI: „Diese historische Zusammenarbeit verbingt Nvidias KI- und beschleunigten Computing-Stack eng mit Intels CPUs und dem umfangreichen x86-Ökosystem.“
Intel-CEO Lip-Bu Tan sieht in der Kooperation eine Ergänzung zu Intels bestehenden Stärken: „Intels führende Rechenzentren- und Client-Computing-Plattformen, kombiniert mit unserer Prozesstechnologie und fortschrittlichen Packaging-Fähigkeiten, werden Nvidias KI-Leadership ergänzen.“
Marktpositionierung und Finanzierung
Die 5-Milliarden-Dollar-Investition verschafft Nvidia etwa 5 Prozent der Intel-Anteile. Intel-Aktien stiegen im vorbörslichen Handel um 33 Prozent nach Bekanntgabe der Partnerschaft.
Die Investition reiht sich ein in weitere strategische Kapitalbeteiligungen bei Intel: Die US-Regierung erwarb kürzlich für 10 Milliarden Dollar einen 9,9-prozentigen Anteil, während Softbank 2 Milliarden Dollar in Intel-Aktien investierte.
Ein wesentlicher Vorteil der neuen Produkte liegt den US-Unternehmen zufolge in der NVLink-Integration, die bis zu 14-mal höhere Bandbreiten als PCIe-Verbindungen ermöglicht. Die geplanten x86 RTX SoCs sollen zudem über Uniform Memory Access (UMA) verfügen, wodurch CPU und GPU auf denselben Speicherpool zugreifen können.
Zeitrahmen und Markteinführung
Nvidia bezeichnete die Partnerschaft als sich in frühen Entwicklungsstadien befindlich. Konkrete Produktspezifikationen und Markteinführungstermine wurden nicht genannt. Branchenexperten rechnen aufgrund der typischen Entwicklungszeiten für Prozessoren mit mindestens einjährigen Vorlaufzeiten.
Beide Unternehmen betonten ihr Commitment zu mehreren Produktgenerationen, was auf eine langfristige strategische Ausrichtung hindeutet. Nvidia versicherte gleichzeitig, dass bestehende Roadmaps für Arm-basierte Prozessoren und andere Architekturen unverändert fortgeführt werden.