Der langfristige Einfluss makroökonomischer Entwicklungen auf Bitcoin

Ed Prinz ist Vorstand von DLT Austria, Co-Founder von moonlytics.ai, Mitbegründer vom Web3 Hub Vienna, und Co-Founder von DLT Germany und DLT Switzerland. Mit jahrelanger Erfahrung in Research und Analyse von Token, Protokollen und Märkten sowie im Portfolio-Management bringt er fundiertes Wissen in den Bereichen Blockchain-Technologie und EVM mit. Seit 2017 berät er Blockchain-Startups und Unternehmen und ist aktiv in der Entwicklung innovativer Web3-Lösungen. Im Gastbeitrag analysiert er die aktuellen Entwicklungen im Krypto-Sektor.
Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat in den letzten Jahren ein historisches Ausmaß erreicht. Aktuell liegt sie bei etwa 37 Billionen US-Dollar, und ein erheblicher Teil des Staatshaushalts fließt allein in die Bedienung der Zinsverpflichtungen. Diese belaufen sich inzwischen auf über eine Billion US-Dollar jährlich – mehr als doppelt so viel wie noch vor wenigen Jahren. Diese Entwicklung zeigt, dass die Finanzierung der bestehenden Schulden zunehmend schwieriger wird.
Der Versuch, die Situation durch Zinssenkungen zu entschärfen, hat zwar kurzfristige Effekte auf die Zinslast, führt jedoch gleichzeitig dazu, dass mehr Schulden aufgenommen werden. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie Krisen, geopolitischen Spannungen oder internen Verwerfungen werden niedrigere Zinsen oft genutzt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Der damit einhergehende Schuldenanstieg kann langfristig jedoch zu strukturellen Problemen führen.
Der geldpolitische Teufelskreis
Dieser Mechanismus führt zu einem Zyklus: In Krisenzeiten senken Staaten die Zinsen, um Liquidität bereitzustellen. Gleichzeitig steigt die Schuldenaufnahme. Sobald die Wirtschaft sich erholt und Inflation einsetzt, müssen die Zinsen wieder angehoben werden. Das führt jedoch zu höheren Zinszahlungen auf eine inzwischen gewachsene Schuldenbasis. Der Staat steht dann erneut vor der Herausforderung, steigende Ausgaben bedienen zu müssen, ohne ausreichend Mittel zur Verfügung zu haben.
Da die Verschuldung stetig zunimmt, verstärken sich auch die Auswirkungen von Zinserhöhungen. So entstehen wachsende Belastungen, ohne dass es mittelfristig zu einer Lösung kommt. Dieses System stößt langfristig an seine Grenzen, insbesondere wenn zentrale Institutionen wie Notenbanken beginnen, die eigenen Staatsanleihen zu kaufen – also Schulden mit neu geschaffenem Geld zu finanzieren.
Ausweitung der Geldmenge und ihre Konsequenzen
Ein direkter Effekt steigender Staatsverschuldung ist die kontinuierliche Ausweitung der Geldmenge. Die Geldmenge M2, ein gängiger Indikator für die im Umlauf befindliche Liquidität, wächst häufig parallel zur Verschuldung. Diese Entwicklung hat nicht nur nationale, sondern globale Auswirkungen, da der US-Dollar als Weltreservewährung fungiert. Eine Inflationierung des US-Dollars beeinflusst somit auch andere Währungen und Märkte weltweit.
Wenn eine steigende Geldmenge auf eine gleichbleibende oder gar sinkende Gütermenge trifft, führt dies zwangsläufig zu Preissteigerungen – also Inflation. Der Wert des Geldes nimmt im Zeitverlauf ab, was die Kaufkraft der Bevölkerung reduziert und langfristig zu sozialen wie wirtschaftlichen Spannungen führen kann.
Bitcoin als Gegenmodell zur Fiat-Ökonomie
In diesem Kontext gewinnt Bitcoin als dezentrales, nicht inflationierbares digitales Gut zunehmend an Bedeutung. Während Fiatwährungen wie der US-Dollar durch politische Entscheidungen und wirtschaftliche Zwänge in ihrer Menge erweitert werden können, ist die maximale Anzahl an Bitcoins fest auf 21 Millionen limitiert. Dieses Merkmal macht Bitcoin zu einem interessanten Wertspeicher in einem Umfeld wachsender Unsicherheit und Geldmengenausweitung.
Da Bitcoin nicht von Regierungen oder Zentralbanken manipuliert werden kann, bietet er eine Alternative zum traditionellen Geldsystem. Die Knappheit ist ein zentrales Element seines Designs und bildet die Grundlage für langfristiges Wertwachstum – insbesondere in einem inflationären Umfeld.
Adoption und langfristige Preisentwicklung
Trotz seines technologischen Potenzials und seiner monetären Eigenschaften wird Bitcoin bislang noch nicht flächendeckend als Reservewert genutzt. Doch mit jeder neuen Phase wirtschaftlicher Instabilität wächst das Interesse an alternativen Anlageformen. Sollten institutionelle Investoren, Regierungen oder Zentralbanken beginnen, Bitcoin als Absicherung oder strategische Reserve aufzubauen, könnte dies eine neue Welle der Nachfrage auslösen.
Historisch gesehen reagiert der Bitcoin-Kurs mit zeitlicher Verzögerung auf makroökonomische Faktoren wie die Ausweitung der Geldmenge. Die enge Korrelation zwischen M2 und dem Bitcoin-Preis deutet darauf hin, dass sich der Kurs häufig mit einigen Wochen Versatz an die Liquiditätslage anpasst. Dies lässt sich als Indikator für mögliche zukünftige Kursentwicklungen nutzen.
Exponentielles Wachstum als Strukturmerkmal
Sowohl die Schuldenkurve als auch die Kursentwicklung von Bitcoin folgen einem exponentiellen Muster. Die Schulden der USA benötigten über 200 Jahre, um auf rund 7 Billionen US-Dollar zu wachsen – ein Betrag, der in jüngster Zeit innerhalb weniger Jahre nochmals zusätzlich aufgenommen wurde. Analog dazu zeigt auch der Bitcoin-Kurs über die letzten Dekaden eine exponentielle Steigerung, getrieben durch Knappheit, technologische Verbreitung und wachsendes Vertrauen.
Die Dynamik solcher Entwicklungen ist schwer vorhersehbar, doch die Strukturen lassen Rückschlüsse zu: Sobald eine kritische Masse erreicht ist, können sich Preisbewegungen beschleunigen. Eine entsprechende Marktphase, in der das öffentliche Interesse sprunghaft ansteigt, könnte künftig erneut auftreten.
Langfristige Perspektiven
Langfristig scheint es wahrscheinlich, dass Bitcoin in einem Umfeld wachsender globaler Verschuldung, steigender Geldmengen und sinkender Kaufkraft traditioneller Währungen weiter an Bedeutung gewinnt. Auch wenn kurzfristige Schwankungen bestehen bleiben, deutet die strukturelle Entwicklung darauf hin, dass Bitcoin als begrenztes Gut zunehmend als Wertspeicher anerkannt wird.
Ob und wann ein Bitcoin die Marke von einer Million oder gar zehn Millionen US-Dollar erreicht, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Doch angesichts der makroökonomischen Trends erscheint eine solche Entwicklung nicht ausgeschlossen. Entscheidend wird sein, wie sich die Akzeptanz von Bitcoin weiterentwickelt und in welchem Ausmaß die bestehende Geldordnung reformiert oder durch Alternativen ergänzt wird.
Die größten Einzelpersonen im Bitcoin-Universum
Einzelpersonen, die frühzeitig in Bitcoin investiert oder große Mengen zu strategischen Zeitpunkten erworben haben, zählen zu den prominentesten Eigentümern von BTC. An erster Stelle steht eine mythische Figur: der pseudonyme Schöpfer von Bitcoin, bekannt unter dem Namen Satoshi Nakamoto. Ihm werden rund 1,1 Millionen Bitcoin zugeschrieben, die seit der Entstehung des Netzwerks unangetastet in digitalen Wallets ruhen. Diese Coins stellen einen der größten bekannten Einzelbestände dar – ob sie jemals bewegt werden, bleibt offen.
Daneben gibt es weitere namhafte Akteure. Die Brüder Cameron und Tyler Winklevoss erwarben ihre Bitcoin-Bestände bereits im Jahr 2013, als der Preis bei etwa 100 US-Dollar lag. Heute halten sie über 70.000 Bitcoin. Auch andere vermögende Investoren wie Tim Draper, der 2014 bei einer staatlichen Auktion 30.000 BTC erwarb, zählen zu den bekannten Haltern. Unternehmer wie Michael Saylor besitzen ebenfalls erhebliche Mengen. Er allein hält über 17.000 BTC in seinem privaten Portfolio und ist einer der öffentlich sichtbarsten Unterstützer des Bitcoin-Netzwerks.
Unternehmen als Bitcoin-Investoren
Zunehmend wird Bitcoin nicht nur von Einzelpersonen, sondern auch von Unternehmen als strategisches Asset gehalten. Allen voran steht MicroStrategy, ein börsennotiertes Softwareunternehmen, das unter der Führung von Michael Saylor Bitcoin als zentrales Element seiner Bilanz betrachtet. Eine kurze Übersicht:
Strategy (ehemals MicroStrategy)
Strategy, früher bekannt als MicroStrategy, ist weiterhin der größte Bitcoin-Halter unter den börsennotierten Unternehmen. Mit einem Bestand von 553.555 BTC entspricht dies etwa 2,64% des gesamten Bitcoin-Angebots. Das Unternehmen hat seine Bitcoin-Bestände durch Kapitalerhöhungen und Anleihen kontinuierlich ausgebaut und verfolgt eine langfristige Strategie, Bitcoin als primäres Reservevermögen zu halten.
MARA Holdings, Inc. (ehemals Marathon Digital Holdings)
MARA Holdings ist eines der führenden Bitcoin-Mining-Unternehmen in den USA und hält derzeit 47.600 BTC. Dies entspricht einem Marktwert von etwa 4,57 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen speichert einen erheblichen Teil der selbst geschürften Bitcoins als langfristige Reserve.
Riot Platforms, Inc.
Riot Platforms, ein weiteres bedeutendes US-amerikanisches Mining-Unternehmen, besitzt aktuell 19.223 BTC. Das Unternehmen ist bekannt für seine groß angelegten Mining-Operationen und trägt maßgeblich zur Sicherheit des Bitcoin-Netzwerks bei.
CleanSpark, Inc.
CleanSpark hat sich als innovatives Mining-Unternehmen etabliert und hält derzeit 11.869 BTC. Das Unternehmen kombiniert erneuerbare Energiequellen mit Bitcoin-Mining, um nachhaltige und effiziente Mining-Lösungen zu bieten.
Bitcoin Magazine Pro
Block, Inc. (ehemals Square)
Block, unter der Leitung von Jack Dorsey, hält aktuell 8.485 BTC. Das Unternehmen integriert Bitcoin in seine Finanzdienstleistungen und sieht die Kryptowährung als Schlüsselkomponente für finanzielle Inklusion und Innovation.
Bitcoin Treasuries
Metaplanet Inc.
Metaplanet, ein japanisches Unternehmen, hat seine Bitcoin-Bestände auf 4.525 BTC erhöht und ist damit der größte börsennotierte Bitcoin-Halter in Asien. Das Unternehmen verfolgt eine aggressive Investitionsstrategie in digitale Vermögenswerte.
Diese Firmen verfolgen unterschiedliche Strategien: Während einige Bitcoin aus Überzeugung halten, betrachten andere das Asset als Diversifikation oder Absicherung gegen Fiatgeldrisiken.
Kryptowährungsbörsen als Verwahrer großer Bitcoin-Mengen
Kryptobörsen nehmen eine besondere Rolle ein. Sie verwalten Bitcoin nicht nur für den Eigenbestand, sondern auch im Auftrag ihrer Kunden. Dadurch akkumulieren sie große Mengen BTC, die jedoch häufig treuhänderisch für private und institutionelle Nutzer gehalten werden.
Die größte Börse der Welt, Binance, wird auf mehrere hunderttausend Bitcoin geschätzt, wobei genaue Zahlen schwer zu verifizieren sind. Auch Coinbase, ein börsennotiertes US-Unternehmen, verwahrt eine enorme Menge an Bitcoin, die auf Kundenwallets verteilt sind. Kraken, Bitfinex und Gemini verfügen ebenfalls über beträchtliche Bestände.
Ein Sonderfall stellt Bitfinex dar, das 2016 durch einen massiven Hack bekannt wurde. Damals wurden rund 119.000 BTC entwendet, von denen später ein großer Teil durch US-Behörden sichergestellt werden konnte. Dennoch besitzt die Börse heute weiterhin umfangreiche Bestände, insbesondere im professionellen Handel.
Börsen sind also zentrale Akteure, wenn es um die Verwahrung großer Mengen an Bitcoin geht – auch wenn die tatsächliche Eigentümerschaft bei den Nutzern liegt.
Bitcoin-ETFs – Neue Finanzprodukte mit wachsendem Einfluss
Seit Anfang 2024 haben Spot-Bitcoin-ETFs Einzug in die Finanzwelt gehalten und rasch an Bedeutung gewonnen. Diese börsengehandelten Fonds halten physisch hinterlegte Bitcoin und machen sie über traditionelle Finanzmärkte zugänglich – insbesondere für institutionelle Anleger.
Der größte dieser Fonds ist der iShares Bitcoin Trust (IBIT) von BlackRock, der mit über 570.000 BTC bereits mehr hält als viele Börsen oder Unternehmen. Der ETF von Fidelity – Wise Origin Bitcoin Fund (FBTC) – kommt auf etwa 200.000 BTC. Auch Grayscale, ursprünglich als Trust aufgesetzt, verwaltet nach seiner Umwandlung in einen ETF immer noch rund 195.000 BTC.
Weitere ETFs wie der ARK 21Shares Bitcoin ETF (ARKB) oder der Bitwise Bitcoin ETF Trust tragen zur institutionellen Nachfrage bei. Gemeinsam halten diese Produkte bereits über eine Million BTC – Tendenz steigend.
Bitcoin-ETFs haben das Potenzial, den Markt grundlegend zu verändern. Sie bündeln die Nachfrage traditioneller Anleger, bieten regulierten Zugang und könnten künftig eine entscheidende Rolle bei der Preisfindung spielen.
Die Besonderheit der limitierten Geldmenge
Unabhängig davon, ob Bitcoin von Einzelpersonen, Unternehmen, Börsen oder Fonds gehalten wird, bleibt eine zentrale Eigenschaft bestehen: Die maximale Anzahl an Bitcoins ist auf 21 Millionen begrenzt. Diese Knappheit ist im Protokoll fest verankert und macht Bitcoin zu einem deflationären Asset – im Gegensatz zu traditionellen Währungen, deren Geldmengen beliebig ausweitbar sind.
Diese fixe Obergrenze sorgt dafür, dass sich Angebot und Nachfrage langfristig unausweichlich auf den Preis auswirken. Große Halter – sogenannte Wale – beeinflussen durch ihre Strategien die Marktliquidität, doch sie können die zugrunde liegende Knappheit nicht verändern. Dies verleiht Bitcoin eine besondere Eigenschaft als potenzieller Wertspeicher und macht ihn in Zeiten inflationärer Tendenzen besonders attraktiv.
Verteilung, Macht und Verantwortung
Obwohl viele Bitcoin-Bestände in den Händen weniger Akteure konzentriert sind, ist die Verteilung dennoch nicht völlig zentralisiert. Große Börsen halten Bitcoin für Millionen von Nutzern, ETFs bündeln die Nachfrage institutioneller Anleger, und Unternehmen wie MicroStrategy handeln im Sinne ihrer Aktionäre. Einzelpersonen können unabhängig von ihrem Kapital ebenfalls Bitcoin halten und besitzen dabei vollständige Kontrolle über ihr digitales Vermögen – vorausgesetzt, sie verwahren ihre Coins selbst.
Die berühmte Devise „Not your keys, not your coins“ unterstreicht die Bedeutung der Selbstverwahrung. Nur wer die privaten Schlüssel besitzt, kontrolliert tatsächlich die Bitcoins (Satoshis). In dieser Hinsicht bleibt Bitcoin ein offenes System: Jeder kann teilnehmen – unabhängig von Herkunft, Vermögen oder Institution.
Disclaimer: Dies ist meine persönliche Meinung und keine Finanzberatung. Aus diesem Grund kann ich keine Gewähr für die Richtigkeit der Informationen in diesem Artikel übernehmen. Wenn du unsicher bist, solltest du dich an einen qualifizierten Berater wenden, dem du vertraust. In diesem Artikel werden keine Garantien oder Versprechungen bezüglich Gewinnen gegeben. Alle Aussagen in diesem und anderen Artikeln entsprechen meiner persönlichen Meinung.