Diversity als Erfolgsfaktor: Europa geht voran, die USA bremsen

Im Bereich „Diversity“ scheint sich etwas zu tun: Österreichische Unternehmen nehmen sich dem Thema immer stärker an. Studien und Umfragen, etwa vom Wissenschafts‑ und Technologieunternehmen Merck, der Plattform karriere.at und der Unternehmensberatung McKinsey zeigen: Jungen Österreicher:innen und Führungskräften ist Vielfalt in der Gesellschaft und in Unternehmen ein Anliegen. Welche österreichischen Unternehmen als DEIB‑Vorreiter gelten, erfahrt ihr hier.
Junge Generation stark für DEIB
DEIB ist gekommen, um zu bleiben. Zumindest legt das eine Studie von Merck nahe, die im Rahmen des Projekts „FutURe“ durchgeführt wurde. Das Ziel: Bewusstsein und Diskussionen zu Themen zu fördern, die für zukünftige Generationen von Bedeutung sind.
Vielfalt ist wohl eines dieser Themen: Rund 77 Prozent der jungen Österreicher:innen – Millennials und Generation Z – gaben an, dass „alle Talente, sowohl männliche als auch weibliche, genutzt werden müssen, damit die Gesellschaft vorankommt“. Zudem stimmten 64 Prozent der Aussage zu, dass Vielfalt Teams bereichert und es diesen ermöglicht, ehrgeizigere Ziele zu erreichen.
Österreichische Führungskräfte erkennen Diversity‑Potenzial
Das österreichische Karriereportal karriere.at berichtet in seinem Arbeitsmarktreport Folgendes: Von rund 400 Personalverantwortlichen gaben mehr als die Hälfte (53 Prozent) an, dass DEIB einen sehr großen bzw. großen Stellenwert hat. Lediglich fünf Prozent der Befragten meinen, das Thema habe in ihrem Unternehmen gar keine Relevanz.
„Immer mehr Arbeitgeber bemühen sich um Bewerbungen dieser Personengruppen, etwa mit Hinweisen auf die Förderung von Diversität im jeweiligen Betrieb“, heißt es in dem Report. Im Kontext des Fachkräftemangels wird Vielfalt als bislang unzureichend genutztes Potenzial für Arbeitskräfte hervorgehoben.
Kreativere Mitarbeiter:innen
Das Unternehmen WienIT, Tochter der Wiener Stadtwerke-Gruppe, positioniert sich als DEIB‑Vorreiter. Vielfalt sei integraler Bestandteil der Unternehmenskultur. Laut eigenen Angaben stammen die 650 Mitarbeiter:innen aus 25 Nationen, der Frauenanteil im Top‑Management liegt bei rund 50 Prozent. WienIT betont die großen Vorteile, die diverse Teams mit unterschiedlicher Herkunft, Geschlecht, Alter und Fähigkeiten bieten – insbesondere bei der gemeinsamen Arbeit an Projekten. Das Miteinander fördere nicht nur die Kreativität der Mitarbeiter:innen, sondern führe auch für die User:innen des Unternehmens zu einem verbesserten Nutzungserlebnis.
Gleichstellung der Geschlechter
Ein weiteres Traditionsunternehmen ist auf den Diversity‑Zug aufgesprungen: Das Wiener Familienunternehmen Rainer will Mitarbeiter:innen aus 28 Nationen mit 26 Sprachen beschäftigen und dabei vor allem auf die Gleichstellung der Geschlechter achten. „Wir haben als eines der ersten Unternehmen Kfz‑Mechanikerinnen, Spenglerinnen und Lackiererinnen ausgebildet und auch beschäftigt. Eine Zeit lang hatten wir sogar eine Mechaniker‑Meisterin und derzeit bilden wir in der Kfz‑Werkstätte wieder eine junge Frau aus“, so Mitinhaberin Gabriela Lemberger. Das Unternehmen bezeichnet sich als sehr offen und freue sich über „diversen Zuwachs“.
Wettbewerbsvorteil durch ‚DEI‘: Diversity, Equity & Inclusion mit Rebecca Wiederstein
Höherer Innovationsgrad und mehr Frauen in der IT
Auch beim Digitalisierungs-Dienstleister Tietoevry Austria glaubt man daran, „dass diverse Teams die besten Ideen und Innovationen hervorbringen.“ Beschäftigt seien rund 300 Menschen aus 21 verschiedenen Nationen, mit einem für die IT‑Branche hohen Frauenanteil von 25 Prozent. Tietoevry Austria will sich aktiv für noch mehr Frauen in der IT einsetzen und gibt an, auf Initiativen zur Sensibilisierung für Neurodiversität zu setzen.
Vielfalt und Inklusion geht für das Unternehmen auch damit einher, die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen zu unterstützen. Gelingen soll dies durch flexible Arbeitszeiten, unbegrenzte Home‑Office‑Möglichkeiten und Teilzeitoptionen.
Studie: Diversity fördert Profitabilität
Eine vor allem für Manager:innen spannende Frage: Bringt Diversität mehr Geld? Die Antwort ist laut der Unternehmensberatung McKinsey: Ja. Die Studie „Diversity matters even more“ (2024) belegt, dass Diversity einen positiven Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat. Konkret bedeutet das: Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil in Führungspositionen haben weltweit eine 39 Prozent höhere Chance, überdurchschnittlich profitabel zu sein – in Europa liegt diese Wahrscheinlichkeit sogar bei 62 Prozent.
Wird Europa zum Diversity‑Vorreiter?
Spannend ist jedenfalls auch die Entwicklung der Diversity‑Programme in den USA. Die Trump‑Regierung ist bekanntlich kein Fan der Vielfalt und hat seit Jänner 2025 zahlreiche Unterstützungsprogramme gestrichen bzw. Unternehmen dahingehend beeinflusst, Trending Topics hat berichtet. Seitdem hat Trump wiederholt angekündigt, alle DEI‑Initiativen der US‑Bundesverwaltung zu beenden.
In Europa ist das anders, wie diverse Studien belegen: Die Mehrheit der Unternehmen erkennt den großen Mehrwert, den Diversität, Gleichstellung, Inklusion und Zugehörigkeit mit sich bringen. So hat die österreichische Bundesregierung zum Beispiel Ende letzten Jahres das über die FFG-Förderprogramm „Diversity‑Scheck“ gestartet. Dieses soll Klein- und Mittelbetriebe bei der Umsetzung von Diversitätsmaßnahmen fördern. Am 21. Mai findet außerdem der UNO‑Welttag im Zeichen der kulturellen Vielfalt statt und in Deutschland wird am 27. Mai der Diversity Day gefeiert.
Noch wird auch in den USA im Oktober der National Diversity Day gefeiert – organisiert von der Organisation Diversity Promotions.
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