COVID-19: Jetzt hagelt es bei Events Absagen und Verschiebungen
Die Absage des Mobile World Congress war nur der Vorbote, der vorläufige Höhepunkt ist das Canceln der diesjährigen Google I/O: Überall dort, wo üblicherweise viele Menschen aus der ganzen Welt zusammentreffen, sich gemeinsam Präsentationen und Talks ansehen und viele Hände geschüttelt werden, gibt es 2020 oft nur leere Hallen. Denn die Ausbreitung des Coronavirus, genauer gesagt COVID-19, sorgt nun in Europa und in den USA für reihenweise Absagen von großen Konferenzen. Diese haben üblicherweise auch aus Österreich zahlreiche Unternehmer, Firmenvertreter und Journalisten angelockt.
Hier ein Überblick über die größten abgesagten Messen und Konferenzen in Europa und den USA:
- „ITB“ (4. bis 8. März in Berlin)
- „Genfer Autosalon“ (5. bis 15. März in Genf)
- „Leipziger Buchmesse“ (12. bis 15. März in Leipzig)
- „Internationale Handwerksmesse“ (11. bis 15. März in München)
- „Internorga“ (13. bis 17. März in Hamburg, verschoben auf Sommer)
- „Game Developers Conference“ (16. bis 20. März in San Francisco, verschoben auf Sommer)
- „MVP Summit“ von Microsoft (16. bis 20. März in Seattle)
- „Pariser Buchsalon“ (20. bis 23. März in Paris)
- „Reinvent“ von HP (Ende März, Anaheim, verschoben auf Herbst)
- „Adobe Summit 2020“ (29. März bis 2. April in Las Vegas)
- „Cloud Next“ von Google (6. bis 8. April in San Francisco)
- „F8“ von Facebook (5. bis 6. Mai in San Jose)
- „Google I/O“ (12. bis 14. Mai in Mountain View)
- „TNW Conference“ von The Next Web (18. und 19. Juni in Amsterdam, verschoben auf 1. und 2. Oktober)
„Auflagen nicht umsetzbar“
Wie man sieht, sind nicht mehr nur Events im März betroffen, sondern mittlerweile auch Veranstaltungen, die für April, Mai oder sogar Juni angesetzt waren. Auch die Konferenz von The Next Web Mitte Juni in Amsterdam wurde vertagt und in den Herbst verschoben. „Es ist eine Entscheidung, die nicht leichtfertig getroffen wurde, aber wenn wir das Wohlergehen unserer Teilnehmer, Partner und Mitarbeiter nicht vollständig garantieren können, ist es die richtige Entscheidung“, so die Veranstalter. Man sehe das alles aber nicht nur negativ – Immerhin hätte man nun drei Monate mehr Zeit, um den Event vorzubereiten und noch größer und besser zu machen.
Die Schweiz hat wegen der Coronavirus-Krise alle Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern bis Mitte März verboten, Frankreich alle Großveranstaltungen mit mehr als 5.000 Menschen untersagt. In Deutschland gibt es kein generelles Verbot, aber sehr hohe Auflagen für große Events. „Jeder Messeteilnehmer muss der Messe Berlin belegen, nicht aus den definierten Risikogebieten zu stammen oder Kontakt zu einer Person aus den Risikogebieten gehabt zu haben”, teilte etwa die Messe Berlin im Zuge der Absage der großen Tourismus-Konferenz ITB mit. “Die Auflagen insgesamt sind von der Messe Berlin nicht umsetzbar.”
Checkliste für Österreich
Wie in Deutschland gibt es auch in Österreich kein Verbot für Veranstaltungen ab einer bestimmten Größe. Jedoch hat das Gesundheitsministerium eine Checkliste für Großevents herausgegeben:
- Wurde Kontakt mit der zuständigen Gesundheitsbehörde aufgenommen?
- Wurde eine Risiko-Bewertung seitens der Veranstalterin/des Veranstalters in Abstimmung mit der Gesundheitsbehörde durchgeführt?
- Werden Besucherinnen/Besucher darauf hingewiesen, sich bei Symptomen einer Atemwegserkrankung von der Veranstaltung fernzuhalten?
- Werden Besucherinnen/Besucher über Schutzmaßnahmen und Risiken informiert?
- Werden Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter über COVID-19-Symptome und über den Umgang mit erkrankten Personen unter Berücksichtigung der gesundheitsbehördlichen Vorgaben informiert?
- Wird für ausreichende Hygiene-Maßnahmen (zB Händedesinfektion) am Veranstaltungsort gesorgt?
- Wird ein Temperatur-Screening beim Eingang durchgeführt?
- Gibt es die Möglichkeit, erkrankte Personen mit COVID-19-Symptomatik bis zum Abtransport zu isolieren?
- Kommen viele Besucherinnen/Besucher aus Risikogebieten?
- Gehören viele Besucherinnen/Besucher einer Risikogruppe an (ältere Personen, Personen mit Vorerkrankungen etc.)?
- Wie eng ist der Kontakt zwischen den Besucherinnen/den Besuchern während der Veranstaltung?
- Findet die Veranstaltung im Freien statt, ohne engen Kontakt der Besucherinnen/Besucher?
- Sind die Besucherinnen/Besucher namentlich bekannt, und gibt es eine fixe Sitz oder Platzordnung (erleichtert Contact Tracing)?
„Die Summe der positiven und negativen Bewertungen dienen als Basis für die Veranstalterin/den Veranstalter und die zuständige Veranstaltungsbehörde für eine Risikobeurteilung“, heißt es seitens Gesundheitsministerium – es wird in Österreich also von Fall zu Fall entschieden – noch zumindest.
Für Veranstalter ist das alles natürlich teuer und bitter – es muss umgebucht, abgesagt, verlegt, umkoordiniert werden – und das in einer Phase, in der die Event-Saison für das erste Halbjahr (März bis Juni) so richtig anläuft. Auch wenn nicht abgesagt werden muss, ist die Frage offen, ob viele Menschen überhaupt noch gewillt sind, einen größeren Event zu besuchen.
Außerdem setzen sich Veranstalter dem Risiko eines PR-Super-Gau aus. Denn auch wenn die Gefahr noch so klein ist – sollte das eigene Event dann doch mit Coronavirus-Infektionen in Verbindung gebracht werden, würde das einen erheblichen Image-Schaden zur Folge haben.