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EZB warnt vor schleichender Dollarisierung durch Stablecoins

Logos der Stablecoins Tether und USDC. © Unsplash
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Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht in der wachsenden Verbreitung von Stablecoins eine strategische Herausforderung für die europäische Währungssouveränität. In einem aktuellen Artikel warnt Jürgen Schaaf, der bei der EZB im Bereich Market Infrastructure & Payments tätig ist, vor den Risiken einer US-Dollar-dominierten digitalen Finanzwelt.

Stablecoins greifen gerade im Fintech-Bereich gerade stark um sich. US-Player wie Visa, Mastercard, PayPal oder Stripe setzen auf sie, aber auch in Europa wird Unternehmen wie Revolut nachgesagt, Stablecoins zu planen. Diese sollen vor allem dazu dienen, Transaktionen günstiger und schneller zu machen.

Stablecoins verlassen die Nische

Stablecoins sind Krypto-Token, die auf verteilten Ledgern ausgegeben werden und darauf abzielen, einen stabilen Wert gegenüber traditionellen Vermögenswerten zu halten – typischerweise durch eine Bindung an Währungen wie den US-Dollar. Schaaf beschreibt sie als „eine Brücke zwischen volatilen digitalen Vermögenswerten und traditionellen Währungssystemen“.

Der globale Markt wird zunehmend von US-Dollar-basierten Stablecoins dominiert. Diese machen laut Schaaf „etwa 99% der gesamten Stablecoin-Marktkapitalisierung aus“. Im Gegensatz dazu bleiben Euro-denominierte Stablecoins marginal – mit einer Marktkapitalisierung von weniger als 350 Millionen Euro.

Warnung vor systematischen Risiken

Die Bank für Internationale Zahlungsausgleich (BIZ) hat in ihrem Jahresbericht 2025 eine deutliche Warnung zu Stablecoins ausgesprochen. Schaaf zitiert die Bedenken der BIZ bezüglich „des Potenzials von Stablecoins, die Währungssouveränität zu untergraben, Transparenzprobleme und das Risiko der Kapitalflucht aus Schwellenländern“.

Besonders beunruhigend sei die entstehende regulatorische Divergenz. Die USA treiben ihr eigenes Stablecoin-Regime durch den GENIUS Act voran, der am 18. Juli von Präsident Trump unterzeichnet wurde. Marktanalysten prognostizieren, dass das Stablecoin-Angebot von 230 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 auf 2 Billionen US-Dollar bis Ende 2028 wachsen könnte. Parallel dazu sieht man, dass auf Stablecoins spezialisierte Krypto-Unternehmen wie Circle (USDC) oder Ripple (RLUSD) vorhaben, Banklizenzen zu gewinnen.

Bedrohung für die EZB-Kontrolle

Schaaf warnt vor weitreichenden Konsequenzen für den Euroraum: „Sollten US-Dollar-Stablecoins im Euroraum weit verbreitet werden – sei es für Zahlungen, Sparen oder Abwicklung – könnte die Kontrolle der EZB über die monetären Bedingungen geschwächt werden.“

Er sieht die Gefahr einer schleichenden Dollarisierung: „Diese Eingriffe, obwohl schrittweise, könnten Muster widerspiegeln, die in dollarisierten Volkswirtschaften beobachtet werden, besonders wenn Nutzer wahrgenommene Sicherheits- oder Renditevorteile suchen, die in Euro-denominierten Instrumenten nicht verfügbar sind.“

Strategische US-Ziele

Die EZB-Analyse macht deutlich, dass die US-Regierung bewusst strategische Ziele verfolgt. Schaaf erklärt: „Die US-Regierung hat durch Exekutivverordnungen, Kongressanhörungen und soziale Medien deutlich gemacht, dass ihre Unterstützung für Stablecoins über die bloße Förderung technologischer Innovation hinausgeht.“ Das Ziel sei zweifach: „die globale Dominanz des US-Dollars zu schützen, indem seine Nutzung auf digitalen Plattformen weltweit ausgeweitet wird; und die Kreditkosten zu senken, indem die Nachfrage nach US-Staatsanleihen durch Stablecoin-Reservebestände erhöht wird.“

Europäische Handlungsoptionen

Die EZB sieht mehrere Handlungsfelder für Europa. Schaaf nennt vier zentrale Optionen: verstärkte Unterstützung für ordnungsgemäß regulierte Euro-denominierte Stablecoins, das digitale Euro-Projekt als komplementäres Element einer europäischen digitalen Zahlungsstrategie, verstärkte Nutzung der Distributed-Ledger-Technologie in den Großhandelsmärkten sowie stärkere globale Koordination bei der Stablecoin-Regulierung.

Trotz der Risiken sieht Schaaf auch Chancen für Europa: „Im Gegensatz zur politischen Volatilität und regulatorischen Divergenz anderswo bieten Europas stabiler institutioneller Rahmen und regelbasierter Ansatz eine solide Grundlage für Vertrauen.“ Er schließt optimistisch: „In einer Welt sich verschiebender Sande hat der Euro das Potenzial, das Fundament zu sein, auf dem andere aufbauen können.“

Die EZB macht damit deutlich, dass sie Stablecoins nicht mehr als Nischenprojekt betrachtet, sondern als zentrale Herausforderung für die zukünftige Gestaltung des internationalen Währungssystems.

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