Forderung: Industrie der Zukunft braucht mehr Standardisierung
Die Digitalisierung und Automatisierung am Arbeitsplatz hat sich mit der Corona-Pandemie massiv beschleunigt. Dabei besteht aber die Gefahr, dass viele Arbeitskräfte auf der Strecke bleiben. Wie sich die momentane Entwicklung in Zukunft auf die Arbeit auswirkt, hat eine Expertenrunde des Massachusetts Institute of Technology (MIT) bei einer vom österreichischen Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie der Wirtschaftskammer Österreich organisierten virtuellen „MIT Europe Conference 2021“ am Mittwoch erläutert.
Bessere Integration von Robotern
Julie Shah, Head of Interactive Robots Group beim MIT, sieht großes, wenn auch ungenutztes Potenzial bei der Automatisierung. „Alleine in US-Haushalten gibt es heute schätzungsweise 30 Millionen Roboter, was nicht einmal Sprachassistenten wie Alexa oder autonome Autos einschließt. Sowohl zuhause als auch in der Industrie können Maschinen eine Vielzahl an Aufgaben übernehmen, jedoch stellt ihre Integration immer noch eine große Herausforderung dar. Es gibt besonders in der Industrie zu wenig Standardisierung bei den Aufgaben, die Roboter verrichten, was Innovationen aufhält“, erklärt Shah. Ihr zufolge müssen die Maschinen einheitlich integriert werden, um dem Menschen genug kreativen Freiraum zu lassen.
Automatisierung soll Millionen neuer Jobs schaffen. Moment? NEUE JOBS?
David Autor, Associate Head des MIT Department of Economics, sieht in der zunehmenden Automatisierung aber viele Vorteile. So können Maschinen jetzt schon für mehr Sicherheit sorgen, indem sie bestimmte Aufgaben erledigen, die für Menschen eine Corona-Infektionsgefahr stattfinden. Dazu gehören die Desinfizierung von Arbeitsplätzen, das Messen der Temperatur von Menschen oder der Transport von Medikamenten. Besonders in der Fleischindustrie, in der das Ansteckungsrisiko hoch ist, können Roboter bestimmte Aufgaben wie das Verpacken übernehmen.
Ungleichheit durch Home Office
Ein wichtiges Thema bei der Diskussion war auch die zunehmende Abwanderung ins Home Office. Autor warnte davor, dass sich dadurch die Ungleichheit zwischen Jobs mit höherem und niedrigerem Gehalt erhöht. „Die Telepräsenz ist bei besser bezahlten Berufen deutlich akzeptierter, was für Menschen mit niedrigen Gehältern einen Nachteil bedeutet. Ein weiteres Problem ist, dass die Arbeit im Home Office für Mitarbeiter oft kostspielig ist. Die Rezession ist für viele Angestellte jetzt schon vorbei, während schlechter bezahlte Arbeitskräfte und vor allem auch die im Dienstleistungssektor zurückgelassen werden“, so Autor.
Die Digitalisierung der Arbeit kann aber laut Dorothee Ritz, General Manager von Microsoft Österreich, einen großen Vorteil für die Bildung der Mitarbeiter bieten. „Wir haben dadurch viel mehr Möglichkeiten, das Wissen und die Erfahrungen von Angestellten zu dokumentieren. Das kann Arbeitnehmern aus unterschiedlichen Altersgruppen auf den gleichen Stand bringen“, so Ritz. Sanjay Sarma, Vice President for Open Learning beim MIT, gibt jedoch zu bedenken, dass auch in diesem Bereich viel ungenutztes Potenzial besteht. Lernprogramme müssten neue Technologien wie Virtual Reality implementieren und über längere Zeiträume laufen, um nachhaltigere Wirkung zu zeigen, andernfalls gebe es zunehmend weniger fachkundige Angestellte für Qualitätsjobs.