Gastbeitrag

Future{hacks}: Cross-Platform ohne Reue: Eine Codebasis, alle Geräte, volle Kontrolle

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Alle wollen überall liefern. Eine App für iOS und Android, gern noch fürs Web und den Desktop. Das Budget hält nicht mit der Geräte-Vielfalt Schritt. Sie kennen die Rechnung: Jede Plattform einzeln entwickeln bedeutet doppelte Teams, doppelten Aufwand, doppelte Fehlerquellen. Und am Ende sitzt man in drei Jahren fest, weil das gewählte Framework seine beste Zeit hinter sich hat. Die Frage ist nicht „Cross-Platform oder nativ“. Die Frage ist: Wie bleiben wir handlungsfähig, liefern schnell und behalten die Wechsel-Option?

Warum das Thema heute eine strategische Frage ist

Cross-Platform 2025 kann mehr als nur Kompromiss. Drei Faktoren machen es zur strategischen Entscheidung:

  • Budgetrealität: Gerätevielfalt frisst Ressourcen, wenn man iOS, Android, Web und Desktop jeweils nativ baut. Eine geteilte Codebasis reduziert den Aufwand um ein Vielfaches.
  • Time-to-Market: Wer drei Monate früher liefert, gewinnt Aufträge. Eine Codebasis bedeutet: Ein Feature, ein Bugfix, ein Release-Zyklus für alle Plattformen.
  • Wechsel-Option: Wer kritische Komponenten besitzt und sauber kapselt, kann Frameworks wechseln, ohne bei Null zu starten. Das ist digitale Unabhängigkeit im Alltag.

Gleichzeitig gibt es Zonen, in denen nativ unschlagbar bleibt: Wearables, sehr tiefe OS-Integrationen, Spezial-Sensorik. Der Trick ist, beides klug zu kombinieren.

Der Framework-Vergleich: pragmatisch statt dogmatisch

  • Flutter: Ein UI-Layer für iOS, Android, Web und Desktop aus einer Codebasis. Mit Impeller als Standard-Renderer laufen Animationen konsistenter. Stark, wenn ein einheitliches Look-and-Feel über viele Screens zählt. Dart kompiliert zu nativem Code für Mobile und Desktop, zu JavaScript oder WebAssembly für Web. Grenzen: Watch-Uis bleiben nativ (SwiftUI oder WatchKit). Flutter kommuniziert mit der Watch-App, ersetzt sie nicht. ARKit, HealthKit und spezielles Bluetooth brauchen nativen Code mit Flutter-Bridges.
  • Kotlin Multiplatform plus Compose Multiplatform: Compose für iOS ist stabil, Compose Web ist Beta. Ideal, wenn man Business-Logik teilt und die UI je nach Bedarf ebenfalls in Compose baut. Interessant für Teams mit Android-Hintergrund, die iOS erschließen wollen.
  • React Native: Die New Architecture (Fabric, TurboModules, JSI) bringt Performance-Gewinne. Gleichzeitig kosten Migration und Library-Angleichung Zeit. Jedoch realistisch betrachtet: Rechnen Sie mit Migration, Library-Inkompatibilitäten und Refactor-Bedarf, bevor die Vorteile greifen. Bei Neustart aktuell nur sinnvoll, wenn massive React-Expertise im Team vorhanden ist.
  • .NET MAUI: Naheliegend für .NET-Shops. Mit .NET 9 kamen Verbesserungen, in der Praxis bleiben je nach Fall Ecken und Kanten. Wichtig: Vorher gründlich mit echten Geräten testen. Die Versprechen sind groß, die Umsetzung manchmal holprig.

Entscheidungsmatrix ohne Ratlosigkeit

Vier Faktoren sollten die Wahl treiben:

  • Team-Kompetenz: Wenn das Team primär in React arbeitet, liegt React Native nahe. Gleichzeitig lohnt ein Blick auf Flutter: Dart fühlt sich für Web-Entwickler vertraut an: moderne Syntax, async/await, Null-Sicherheit. Der Einstieg ist überschaubar, und man gewinnt einen einheitlichen UI-Layer bis Desktop und Web. Kotlin-starke Teams schauen auf KMP mit Compose. .NET-Teams evaluieren MAUI, aber mit Blick auf reale Zielgeräte.
  • UX-Fidelity: Muss jede iOS-Geste pixelgenau sitzen? Dann native Views gezielt einklinken und Cross-Platform-UI drumherum. Alle modernen Frameworks erlauben diese Hybridstrategie. Für die meisten Business-Apps reicht die Cross-Platform-UI völlig. Nutzer merken den Unterschied nicht, wenn das Design konsistent ist.
  • Gerätefeatures: Watch-Uis, ARKit, HealthKit, CarPlay, sehr tiefes Bluetooth: das bleibt native First. Cross-Frameworks können diese Features anbinden, ersetzen sie aber nicht vollständig.

Spotlight Flutter – stark über viele Screens

Flutter verdient besondere Aufmerksamkeit, weil es 2025 das reifste Cross-Platform-Angebot für konsistente UIs über alle großen Plattformen liefert.

  • Reichweite: Mobile, Web, Desktop aus einer Codebasis, produktionsreif für alle.
  • Adaptive Design: Einfache Handhabe von Tablets, Foldables und große Screens.
    Performance: Impeller als Standard-Renderer reduziert Jank (sichtbares Ruckeln) und stabilisiert Animationen.
  • Dart für JS/TS-Teams: Wer JavaScript oder TypeScript kann, findet sich schnell zurecht. Der Lernaufwand ist vergleichbar mit dem Wechsel von JavaScript zu TypeScript. Der Stack bleibt aus einem Guss. Keine JavaScript-Bridge, keine doppelten Build-Systeme.

„Cross-Platform ist 2025 kein Kompromiss mehr, sondern ein Werkzeug. Wir starten gern mit Flutter, weil wir UI und State konsistent über Geräte bekommen. Und wo Sensorik oder OS-Spezialitäten gefordert sind, legen wir gezielt nativen Code darunter“, zeigt Simon Eckerstorfer, Head of Mobile bei LEAN-CODERS, auf.

Souveränitäts-Mechanismen

  • Kritische Plugins im eigenen Besitz: Die wichtigsten selbst entwickeln oder forken. Dann sind Sie nicht abhängig von Maintainern, die das Interesse verlieren.
  • Seams definieren: Klare Grenzen zwischen gemeinsamem UI-Code und nativer Speziallogik. Dokumentiert, versioniert, getestet.
  • Release-Takt konsistent: Crash-Auswertung, Telemetrie und Deployments über alle Stores synchron. Einheitliche CI/CD-Pipelines und synchrone Release-Zyklen schlagen jede Schönwetter-Architektur.

Betriebsmodell ohne Lock-in

Technologie-Wahl ist nur der Anfang, das Betriebsmodell entscheidet, ob Sie langfristig handlungsfähig bleiben. Der gemeinsame Kern und kritische Bridges gehören ins eigene Repository, Dependencies auf externe Pakete sollten minimiert werden. Für jedes Plugin braucht es eine dokumentierte Strategie: Wie werden Security-Updates verfolgt? Fork oder Upstream? Nicht ad-hoc entscheiden, sondern vorher festlegen.

Die CI/CD-Pipeline läuft pro Zielplattform, bleibt aber konsistent: gleiche Telemetrie-Tools, gleiche Crash-Reporting-Infrastruktur, synchrone Releases über alle Stores. Und schließlich die Exit-Strategie: Vorher definieren, welche Module nativ ersetzt werden können, falls ein Framework nicht mehr passt. Ein Diagramm mit klaren Boundaries zwischen Framework-Code und Business-Logik spart später Wochen. Klingt vorsichtig? Ist vorausschauend.

Unser Future{hacks} Fazit

Handlungsfähigkeit heißt nicht „nur nativ“ oder „nur Cross-Platform“. Klug ist, das richtige Maß zu wählen: eine Codebasis dort, wo sie Tempo und Konsistenz bringt, native Kanten dort, wo das Betriebssystem unschlagbar ist.

Flutter liefert 2025 die stärkste Geschichte über viele Screens. Kotlin Multiplatform macht geteilte Logik elegant. React Native ist mit der neuen Architektur auf Kurs, verlangt aber Migrations-Geduld. Wer so baut, liefert schneller, reduziert Wartungskosten und bleibt beweglich. Während andere im Framework-Lock-in feststecken, können Sie Technologien austauschen und auf neue Anforderungen reagieren. In einer Welt, die sich alle sechs Monate neu erfindet, ist das kein Luxus mehr, sondern Überlebensstrategie.

Markus Kirchmaier ist Prokurist & Partner bei LEAN-CODERS und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem IT-Arbeitsmarkt sowie modernen IT-Systemen und technologischen Entwicklungen. Hier geht es zu den anderen Beiträgen aus der Future{hacks}-Reihe.

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