Google verpasst seiner Cashcow Search einen AI Mode – Vollangriff auf OpenAI

Es sei nicht nur heute Gemini-Saison, sondern eigentlich jeden Tag: Mit diesem Witzchen eröffnete Google-CEO Sundar Pichai am heutigen Dienstag Abend die große Entwickler-Konferenz Google I/O, die jährlich die wichtigsten und größten Neuerungen des Internet-Konzerns auf großer Bühne vorstellt. Nur, dieses Jahr auch? Google hat sein bisher bestes AI-Modell Gemini 2.5 Pro bereits im März 2025 vorgestellt, und viele weitere Projekte wie „Starline“ (3D-Video) „Mariner“ (AI Agent) und „Astra“ (AI-Assistent am Smartphone) sind bereits bekannt.
Überraschen kann Google da nur, indem es seine Milliarden-Cashcow selbst angreift. Und bestätigt die Gerüchte, die es bereits gab: Die Google-Suche bekommt einen AI-Modus. Dieser wird zuerst für alle US-Nutzer (andere Länder folgen später) als eigener Reiter links oben neben „News“, „Bilder“ etc. angezeigt. Schaltet man den AI Mode ein, dann wird die Google-Suche zu etwas, was sehr stark nach ChatGPT, pardon Gemini, aussieht.
AI Mode erinnert stark an Chatbots
Durch AI Mode soll die Google-Suche zum Chat werden. Das soll so funktionieren:
- man kann viel längere Anfragen stellen, die sehr spezifische Inhalte verlangen
- Als Antworten kommt ein KI-generierter Mix aus Texten, Bildern, Links, Produktempfehlungen, Kartenausschnitten, was immer geeignet ist, um die Frage zu beantworten
- man kann Anschlussfragen stellen, wie im Chat-Modus
- Personal Context: Personalisierte Empfehlungen basierend auf Nutzerdaten, folgt im Sommer
- Deep Search: Erstellt in Minuten Reports zu der Anfrage
- Agent-Modus: Dieser kann quasi beauftragt werden, etwa Konzerttickets zu suchen und zu buchen (Project Mariner“)
- Gemini Live: Kamera und Screen-Sharing von „Project Astra“, um mit der AI über alles reden zu können, was man sieht. Alle User auf Android und iOS bekommen die neuen Features
- Shopping-Modus: AI-generierte Anprobe von Kleidung aus Online-Shops, dazu muss man lediglich ein Ganz-Körper-Foto von sich selbst hochladen
Google zufolge sollen die KI-Funktionen aus dem AI Mode nach und nach in die reguläre Suche, wie man sie (noch) kennt, überschwappen. Bedeutet: Die bekannte Google-Suche wird über Zeit immer mehr in den AI Mode verwandelt werden.
Laut Pichai sind die AI Overviews, die mittlerweile auch in Deutschland und Österreich aktiv sind, nur der erste Schritt gewesen, um KI in das Kernprodukt des Internetkonzerns einzuführen. Die KI-Zusammenfassungen hätten mittlerweile 1,5 Milliarden User pro Monat weltweit, 400 Mio. aktive User für die Gemini-App werden auch gezählt. „User sind mit Ergebnissen zufriedener und suchen öfter“, so Pichai.

Gemini überall
Angetrieben wird der AI Mode vom KI-Modell Gemini 2.5, das derzeit die wichtigen Charts der LMArena dominiert und in den Benchmarks vor den AI-Modellen von OpenAI, xAI, DeepSeek und Tencent führt. Um Gemini an die anderen KI-Agenten andocken zu lassen, hat Google auch das Agent 2 Agent-Protokoll (A2A) eingeführt, dem sich kürzlich Microsoft angeschlossen hat. Google wiederum schließt sich dem Modell Context Procotol (MCP) von Anthropic an, um die weise, wie Anwendungen LLMs Kontext zur Verfügung stellen, zu standardisieren.
Um die Developer-Community scharf auf Gemini zu machen, bekommen sie die Möglichkeit, Agents auf Basis von Gemini bekommt „Computer Use“ auszustatten. KI-Agenten können dann Browser und andere Software automatisch zu bedienen, bekommen Multitasking für 10 Aufgaben gleichzeitig, verfügbar wird das via Gemini API.
OpenAI im Nacken
Aus Sicht von Google ist klar: Man muss den Vorsprung, den man sich gegenüber OpenAI erkämpft hat, nun halten, und KI auf breiter Front ausrollen. Denn vieles von dem, was Google heute gezeigt hat, kennt man(zumindest in Ansätzen) schon von OpenAI: Interaktiver Chat, Shopping oder Agenten gibt es auch bei Sam Altmans Mega-Startup.
Mit mehr als 400 Millionen aktiven wöchentlichen Nutzern und hoher Nutzungszeit kommt OpenAI schön langsam in Größenordnungen, in denen man Google gefährlich werden kann. Denn letztendlich geht es bei Google um Nutzungszeit – die ist gleichbedeutend mit Werbezeit.
