Der Aufstieg von GenAI hat Google vor der Zerschlagung bewahrt

Google muss weder Chrome noch Android abstoßen, sondern lediglich Suchdaten wie etwa seinen wertvollen Index an mögliche Mitbewerber weitergeben: Das ist das Ergebnis in einem wegweisenden Kartellrechtsverfahren gegen Alphabet, in dem über eine mögliche Zerschlagung des Internet-Konzerns entschieden wurde (mehr dazu hier).
Eigentlich hat das US-Justizministerium Alphabet bereits 2020 geklagt und gefordert, dass zentrale Bausteine wie eben der führende Web-Browser oder das mobile Betriebssystem vom Konzern abgespalten werden müssten, um der Marktdominanz von Google Herr zu werden. Doch Richter Amit Mehta hat anders entschieden – und als Begründung den Aufstieg von generativer KI seit 2022 angeführt.
„Das Aufkommen der [generativen KI] hat den Verlauf dieses Falles verändert“, so Mehta. „Es ging sowohl darum, den Wettbewerb zwischen den [Suchmaschinen] zu fördern, als auch sicherzustellen, dass die Dominanz von Google bei der Suche nicht auf den Bereich der künstlichen Intelligenz übergreift“. Er denkt, dass KI-Suchmaschinen und AI-Chatbots wie ChatGPT, Perplexity, Claude und Co künftig für genug Konkurrenz sorgen werden.
Google „Viele andere Möglichkeiten, Informationen zu finden“
Bei Google ist man natürlich heilfroh über die Entscheidung. „Die heutige Entscheidung erkennt an, wie sehr sich die Branche durch das Aufkommen der KI verändert hat, die den Menschen so viele weitere Möglichkeiten bietet, Informationen zu finden“, verlautbarte Google in einer Erklärung nach dem Urteil. „Dies unterstreicht, was wir seit der Einreichung dieses Falles im Jahr 2020 gesagt haben: Der Wettbewerb ist intensiv und die Menschen können problemlos die Dienste wählen, die sie wollen.“
So einfach ist die Sache dann aber doch nicht ausgestanden. Mehtas Urteil will sicherstellen, dass Google nicht auch noch im AI-Sektor seine Vormachtstellung ausbaut. Immerhin ist anzumerken, dass Gemini 2.5 Pro von Google das technisch beste KI-Modell ist und in sämtliche Google-Produkte von Search über Android bis hin zu Google Sheets eingebaut wird.
Das Urteil sieht vor, dass Google seine Einnahmen mit Unternehmen wie Apple weiter teilen darf, um die Suche und andere Produkte auf seinen Geräten vorzuinstallieren. Die Vereinbarungen dürfen aber nur mehr für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr abgeschlossen werden und dürfen nicht dazu verwendet werden, die Partner von Google daran zu hindern, ihren Kunden andere Suchmaschinen oder KI-Produkte anzubieten. Es ist also davon auszugehen, dass Apple die Google-Suche weiterhin in Safari integrieren wird, während es gleichzeitig ChatGPT von OpenAI bei iPhone und Co an Bord hat.
Google Search und Chrome bleiben dominierend
Fakt ist aber weiterhin: Die Google-Suche und der Chrome-Browser dominieren das Internet. Dem neuesten Cloudflare-Bericht über Internetnutzung zufolge hat die Google-Suchmaschine einen weltweiten Marktanteil von 89 Prozent, während Bing von Microsoft nur auf 3 Prozent kommt, OpenAI auf nur 0,2 Prozent, und Perplexity auf lediglich 0,02 Prozent. Im Jahr 3 nach ChatGPT kann man also noch nicht sehen, dass OpenAI und Co Google relevante Marktanteile wegnehmen würden, vielmehr dürfte Parallelnutzung stattfinden.
Ähnlich sieht es im Bereich der Browser aus. Auch wenn viel Trara um neue KI-Browser gemacht wird, so sind deren Marktanteile verschwindend gering, zudem können sie technisch (noch) nicht mit Chrome mithalten (mehr dazu hier).