Humain: „Wir wollen der drittgrößte KI-Anbieter der Welt werden“

In Saudi-Arabien zeichnet sich ein neuer wirtschaftlicher Wandel ab: Daten sollen die Rolle des Öls als wichtigste Ressource des Landes übernehmen – zumindest wenn es nach dem KI-Infrastrukturunternehmen Humain geht. Das junge Unternehmen wird vom mächtigen Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) finanziert und hat große Pläne: In einem Land mit reichlich Fläche und Energie möchte es gewaltige Rechenzentren errichten.
„Unser Ziel ist eindeutig: Wir wollen der drittgrößte KI-Anbieter der Welt werden – direkt hinter den USA und China“, so Tareq Amin, CEO von Humain, gegenüber CNBC. Gegründet im Mai 2025, will Humain ein ganzheitliches KI-Ökosystem aufbauen – von Rechenzentren über Cloud-Plattformen bis hin zu eigenen KI-Modellen. Dazu wurden bereits Partnerschaften mit Technologieriesen wie Nvidia, AMD und Groq geschlossen.
Obwohl das Unternehmen keine genauen Summen für einzelne Projekte nennt, sind insgesamt 23 Milliarden US-Dollar für Technologiekooperationen sowie ein 10-Milliarden-Dollar-Fonds für Risikokapital vorgesehen. Für Amin ist dabei klar: „Meine Investitionen sind alle strategischer Natur.“ Der CEO will Startups unterstützen, die gemeinsame geistige Eigentumsrechte ermöglichen, auf saudischem Boden tätig sind und lokal relevante Anwendungen entwickeln.
Herausforderungen: Fachkräftemangel und Klima
Trotz der ambitionierten Vision steht das Land vor spürbaren Hürden. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist nach wie vor eine riesige Baustelle. Viele hochbezahlte ausländische Expert:innen sind nur temporär verfügbar, während es im Land selbst an ausgebildeten Fachkräften mangelt. Nach Angaben von Arbeitsminister Ahmed Al-Rajhi sind etwa 50 Prozent der Stellen im KI-Bereich unbesetzt.
Hinzu kommen Fragen zur Nachhaltigkeit. Der energieintensive Betrieb und die Kühlung riesiger Rechenzentren in der heißen Wüste werfen ökologische Bedenken auf. Parallel steigt der Konkurrenzdruck durch die Vereinigten Arabischen Emirate, die mit Milliardenprojekten wie dem Stargate-Campus in Abu Dhabi auf ähnliche Ziele hinarbeiten – mit US-Technologie und einem Investmentvolumen von 500 Milliarden US-Dollar.
Massive Infrastrukturpläne für die Zukunft
Humain lässt seinen Worten bereits Taten folgen: Der Bau von insgesamt 11 einzelnen Rechenzentren ist geplant. Jedes dieser Zentren soll 200 Megawatt Leistung bieten. Noch bis Ende 2025 will das Unternehmen 50 Megawatt in Betrieb nehmen, danach sollen in jedem weiteren Quartal weitere 50 hinzukommen. Langfristig sollen bis 2030 insgesamt 1,9 Gigawatt, und bis 2034 sogar 6 Gigawatt installiert sein.
Obwohl der Markt für Rechenzentren im Saudi-Arabien schnell wächst – von 1,33 Milliarden Dollar 2024 auf voraussichtlich 3,9 Milliarden bis 2030 – ist er im Vergleich zu den USA, wo das Marktvolumen bereits bei über 200 Milliarden Dollar liegt, noch in der Aufbauphase.
Ein Schlüsselpartner ist das US-amerikanische KI-Unternehmen Groq, das im Februar eine saudische Zusage über 1,5 Milliarden Dollar zur Erweiterung seiner Chipproduktion erhalten hat. Bereits im Dezember 2024 eröffnete Groq laut eigenen Angaben das größte KI-Inferenzzentrum der Region in Saudi-Arabien.