IBM partnert mit Anthropic, plant tiefe Integration des AI-Modells Claude

Eigentlich hat IBM mit Watson ja seine eigene Künstliche Intelligenz vor vielen Jahren an den Start gebracht, jedoch ist der Tech-Mischkonzern im GenAI-Zeitalter ins Hintertreffen geraten und aus den Schlagzeilen gefallen. Nun will man mit einer Partnerschaft mit einem der großen Namen des jungen KI-Zeitalters Boden wieder gut machen: Anthropic.
IBM und Anthropic haben am 7. Oktober 2025 eine strategische Partnerschaft angekündigt. Ziel der Zusammenarbeit ist die Beschleunigung der Entwicklung unternehmensreifer KI-Lösungen durch Integration von Anthropics Sprachmodell Claude in ausgewählte IBM-Softwareprodukte.
Zentrale Elemente der Partnerschaft
Im Mittelpunkt der Kooperation steht die Integration von Claude, einem der leistungsstärksten großen Sprachmodelle (LLMs), in das Softwareportfolio von IBM. Die Partnerschaft soll Produktivitätssteigerungen ermöglichen und gleichzeitig Sicherheit, Governance und Kostenkontrolle in den Softwareentwicklungslebenszyklus integrieren.
Claude, insbesondere die Version 4.0 bis 4.5, hat sich zum stärksten Coding-Modell der Welt entwickelt und wird von vielen Vibe-Coding-Startups wie Cursor oder Lovable eingesetzt. Auch bei IBM will man sich das nun zunutze machen.
Erste Implementierung in neuer IDE
Als erstes Produkt erhält die neue AI-First-Integrated Development Environment (IDE) von IBM Zugang zu Claude. Die IDE verfügt über erweiterte Funktionen für Unternehmenssoftware-Entwicklungslebenszyklen, einschließlich Softwaremodernisierung. Die Entwicklungsumgebung befindet sich derzeit in einer privaten Vorschauphase für ausgewählte IBM-Kunden.
Nach Angaben von IBM nutzen bereits über 6.000 Early Adopters innerhalb des Unternehmens die neue IDE. Die internen Tests ergaben durchschnittliche Produktivitätssteigerungen von 45 Prozent bei gleichbleibender Codequalität und Sicherheitsstandards.
Anwendungsbereiche
Die mit Claude ausgestattete IDE soll Entwickler in verschiedenen Bereichen des Softwareentwicklungslebenszyklus unterstützen:
- Anwendungsmodernisierung: Automatisierte System-Upgrades, Framework-Migrationen und mehrstufiges Refactoring
- Codegenerierung und -überprüfung: KI-Unterstützung unter Berücksichtigung von Unternehmensarchitektur, Sicherheitsanforderungen und Compliance
- End-to-End-Orchestrierung: Nahtlose Koordination von Entwicklung, Tests, Bereitstellung und Wartung
- Sicherheitsorientierte Entwicklung: Integration von Schwachstellenscans, FedRAMP-Härtung und quantensichere kryptografische Migration
Entwicklung offener Standards
Als Teil der Partnerschaft hat IBM den Leitfaden „Architecting Secure Enterprise AI Agents with MCP“ erstellt, der von Anthropic verifiziert wurde. Das Dokument konzentriert sich auf den Agent Development Lifecycle (ADLC), einen strukturierten Ansatz für Design, Bereitstellung und Verwaltung von KI-Agenten in Unternehmen.
IBM wird der Model Context Protocol (MCP)-Community unternehmenstaugliche Ressourcen zur Verfügung stellen, darunter Best-Practice-Leitfäden, Referenzarchitekturen und Open-Source-Tools.
Hintergrund und Zielsetzung
Laut Dinesh Nirmal, Senior Vice President Software bei IBM, erweitert die Partnerschaft das IBM-Softwareportfolio um KI-Funktionen bei gleichzeitiger Gewährleistung der erforderlichen Governance, Sicherheit und Zuverlässigkeit für Unternehmenskunden.
Mike Krieger, Chief Product Officer bei Anthropic, betonte, dass Claude aufgrund des Fokus auf Sicherheit und Zuverlässigkeit bereits zur bevorzugten KI-Lösung für Entwickler in großen Unternehmen geworden sei. Die Partnerschaft mit IBM ermögliche es, weitere Unternehmensteams zu unterstützen. IBM plant, Claude im Rahmen eines Produktintegrationsansatzes in weitere Produkte des Unternehmens zu integrieren. Die genauen Produkte und Zeitpläne wurden nicht näher spezifiziert.