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Impact Days 2024: Österreich bekommt neuen „Media Forward Fund” mit philanthropischem Geld

Der brandneue Fund „Media Forward“ will qualitativ hochwertige journalistische Medien im DACH-Raum finanziell unterstützen, da diese vor großen Herausforderungen stehen. © Trending Topics
Der brandneue Fund „Media Forward“ will qualitativ hochwertige journalistische Medien im DACH-Raum finanziell unterstützen, da diese vor großen Herausforderungen stehen. © Trending Topics
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Im Rahmen der Impact Days 2024, die vom 05. bis 07. Juni in der Wiener Hofburg stattfinden, sprachen die drei Panelist:innen über impact-orientiertes Kapital. Diese waren Blinkist-Gründer Sebastian Klein, der Journalist Martin Kotynek und Maribel Königer von der Erste Foundation. Das passte gut ins Programm, dreht sich die dreitägige Eventreihe ja um Social Entrepreneurship und Impact-Investing. Vor allem aber ging es darum, wie mit dem neu gegründeten Fund „Media Forward” privates Kapital Qualitätsjournalismus-Startups im DACH-Raum zugutekommen kann und warum Investitionen in neue Medienprojekte für die Zukunft des Journalismus entscheiden sind. Spoiler: Sebastian Klein und Maribel Königer sind mit Karma Capital und der Erste Foundation auch beteiligt.

Eine neue Investment-Denkweise

Sebastian Klein ist kein typischer Unternehmer. Er ist Gründer, Buchautor, Medienmacher und Aktivist. Durch den Erfolg seiner App „Blinkist” und deren Verkauf im letzten Jahr wurde er außerdem zum Millionär. 90 Prozent des Geldes hat er allerdings einem NGO zukommen lassen. Mit der Karma Capital Group, die er außerdem mitgegründet hat, verfolgt Klein einen interessanten Ansatz: Mit einer neuern Art von Investment-Fonds soll Geld in den Wirtschaftskreislauf gebracht und gleichzeitig ein systemischer Wandel begünstigt werden. Journalismus-Startups haben es ihm dabei besonders angetan: „Wenn ich die klassische Startup-Welt und die zweckorientierte Medienlandschaft vergleiche, sehe ich etwa 5 Milliarden Dollar Risikokapitalfinanzierung im Startup-Bereich. Für Medien hingegen gibt es nur etwa 1 Million – also praktisch nichts.”

Eine andere Art von Kapital: philanthropisches Geld

Klein fährt fort und erzählt, dass oft erwartet wird, dass kleine Medienorganisationen mit Unternehmen konkurrieren, die Milliarden an Finanzierung erhalten. Das könne nicht funktionieren, so der Unternehmer. „Wir brauchen eine andere Art von Kapital. Das herkömmliche Risikokapital ist extraktiv – es will mehr aus der Organisation herausholen, als es einbringt. Ich möchte Kapital, das nicht auf hohe Gewinne ausgerichtet ist.” Mit Karma Capital werden sowohl philanthropische Ansätze als auch kleine Gewinne von etwa 3 Prozent verfolgt. Investiert wird aber auch langfristig in Journalismusunternehmen. „Das geht in die Richtung von ,ich gebe Geld weg und erwarte nichts zurück´. Wenn ich weiterhin auf die alte Weise investiere, werde ich Teil des Problems sein”, so Klein.

Brandneuer „Media Forward Fund” für DACH

Martin Kotynek, ehemaliger Chefredakteur von ZEIT Online und der Standard ist Gründungsgeschäftsführer des neuen Funds und will mit der privaten Initiative den Journalismus in Österreich, Deutschland und der Schweiz fördern. „Der erst gestern angekündigten Media Forward Fund wird von mir geleitet. Wir sehen, wie die Medienlandschaft kämpft, wie Redaktionen schließen und es gibt ein großes Vertrauensproblem im Journalismus”, so Kotynek. Hinter dem Fonds stehen acht Stiftungen und die Berliner Impact-Investors Karma Capital und Publix – Haus für Journalismus und Öffentlichkeit (Berlin). Sie alle „machen sich Sorgen um die Entwicklungen im Journalismus, weil er eine Schlüsselrolle in der Demokratie spielt.”

25 Millionen Euro geplant

Inspiriert wurde der „Media Forward Fund” von „Press Forward” aus den USA, einer Initiative zur Stärkung der lokalen Nachrichten und Informationsdienste. „Dort wurden innerhalb von fünf Jahren 500 Millionen Dollar gesammelt und jetzt wird eine Milliarde angestrebt. Das hat uns inspiriert und dazu gebracht, eine ähnliche Initiative in der DACH-Region zu starten”, so Kotynek in Bezug auf das Potenzial des neuen Funds. Mit den acht Stiftungen zu denen die Schöpflin-Stiftung, die Rudolf-Augstein-Stiftung und die Zeit-Stiftung Bucerius aus Deutschland, die Stiftung Mercator Schweiz und der Volkart-Stiftung aus der Schweiz und die Erste-Stiftung aus Österreich zählen, sollen 5,5 Millionen Euro aufgestellt werden. Insgesamt will man 25 Millionen Euro für die DACH-Region mobilisieren – allerdings ohne festgelegten zeitlichen Horizont.

Ein Pool an Impact-Investor:innen

„Media Forward will sich als Dienstleistung an jene richten, die nicht so stark in die Medienlandschaft involviert sind und nicht wissen, wie sie den Mediensektor unterstützen können. Die Finanzierung von Medien ist ein riskanteres Thema als die Finanzierung anderer Bereiche und der Fonds möchte dieses Risiko verringern”, so Kotynek. Wer Teil des philanthropischen Investment-Pools wird, soll sein Geld mit Expert:innen aus dem Medienbereich zusammenlegen und lernen, wie Investitionen in Journalismus funktionieren. Für Impact-Investor:innen sei es wichtig, voneinander zu lernen und erst dann auf Basis des aufgebauten Wissens Entscheidungen über Investments zu treffen.

Mit neuen Geschäftsmodelle experimentieren

Die Idee ist, Medienmacher:innen Mittel zur Verfügung zu stellen, damit diese mutige und neue Projekte umsetzen können, die sonst nicht realisierbar wären. Darüber was letztendlich konkret umgesetzt wird, darf eine unabhängige Jury entscheiden. Diese sei vollkommen losgelöst von den acht Stiftungen hinter Media Forward. Kotynek als Gründungsgeschäftsführer des Funds wird für die Konzeption und Weiterentwicklung des Fonds, Fundraising, Stakeholder-Relations und Förderungen verantwortlich sein. „Wir werden dabei unterstützen, am Markt mit völlig neuen Geschäftsmodellen zu experimentieren, an die sich zuvor noch niemand herangewagt hat. Der gesamte Markt wird davon profitieren, weil es jemand mit philanthropischem Geld ausprobiert hat.”

Der Glaube an das Projekt

Maribel Königer ist Direktorin für Kommunikation im Bereich Journalismus und Medien bei der ERSTE Stiftung. „Von Anfang an haben wir den Journalismus durch Investitionen in Menschen unterstützt. Dabei haben wir uns bis zuletzt auf Mittel- und Osteuropa konzentriert. Uns war klar, dass sich die Medienlandschaft in Europa nicht so gut entwickelt hat – vor allem was die Slowakei und Ungarn anbelangt. Jetzt werden wir auch in einen Fonds investieren, der Österreich einschließt.“ Sie bezog sich dabei auf die Civitates Stiftungsinitiative und die Beteiligung der ERSTE Foundation als Impact-Investor bei Pluralis, einem Finanzinstrument zur Bewahrung der Medienvielfalt in Osteuropa. Der Media Forward Fund sei deshalb wichtig, weil es eine funktionierende Journalismus- und Medienlandschaft für die Gesellschaft brauche. Diese dürfe nicht in ihrer eigenen Blase verenden.

Sebastian Klein abschließend: „Es gibt Raum für Experimente wie diese, da es bisher nicht viele dieser Initiativen gegeben hat. Mich beunruhigt, dass so viel Geld an die großen Unternehmen geht. Zum Glück überdenken Menschen gerade, was sie unter echtem Wert verstehen.” Dazu zählen laut dem Blinkist-Gründer zum Beispiel Transparenz gegenüber der Gesellschaft und dem Markt, fundierte Daten und qualitativ hochwertiger Journalismus aus Medienorganisationen mit diversen Führungspersönlichkeiten. „Wir brauchen eine vielfältigere Gruppe von Menschen, die diese Organisationen leiten.”

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