Kinled: Warum MedTech geduldiges Kapital braucht

In einer Zeit rasanter technologischer Umbrüche agiert ein Investor im Schatten der großen Namen: Kinled, das 1924 gegründete Familienunternehmen von Patrick Aisher, hat sich zu einem der einflussreichsten Hidden Champions der globalen Life-Sciences-Landschaft entwickelt. Mit über 175 Investitionen in drei Jahrzehnten und 22 erfolgreichen IPOs definiert das Unternehmen die Finanzierung von MedTech-Innovationen neu.
Die Strategie des transformativen Investierens
Kinleds Ansatz unterscheidet sich fundamental von klassischen Venture-Capital-Strategien. Statt auf schnelle Exits zu setzen, verfolgt Patrick Aisher eine Philosophie des geduldigen Kapitals: „Bei Kinled investieren wir nicht nur in Innovation. Wir sind Partner derjenigen, die es wagen, zu verändern, was möglich ist.“

Diese Vision manifestiert sich in einem globalen Netzwerk mit Präsenz in Hongkong, Wien und Zürich. Allein in Wien unterstützte Kinled über ein Dutzend Unternehmen, zwei Biotechnologie-Inkubatoren und zwei Fonds. In Zürich wurden mehr als 15 Unternehmen sowie spezialisierte Deep-Technology-Fonds finanziert.
Das Erfolgsgeheimnis liegt in der Kombination aus wissenschaftlicher Exzellenz und langfristigem Engagement. Mit eigenen Forschungseinrichtungen im Innovation Park der EPFL in Lausanne und dem Wiener Biotech-Unternehmen CEBINA transformiert Kinled akademische Innovationen systematisch in erfolgreiche Geschäftsmodelle – aktuell etwa im Rahmen des neuen Accelerator-Programms DanubeNeuro, das sich auf die Entwicklung von Therapien gegen neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer konzentriert.
„Mit einem starken akademischen und unternehmerischen Netzwerk in ganz Europa bietet Kinled Kapital, strategische Beratung und operative Unterstützung für Biotech-Unternehmer, die innovative Therapeutika entwickeln und unerforschtes wissenschaftliches Potenzial erschließen“, sagt Patrick Aisher.
Neurologie neu gedacht: Aleva Neurotherapeutics
Ein Paradebeispiel für Kinleds Strategie ist Aleva Neurotherapeutics, ein Spin-off der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) in der Schweiz, das seit 2012 die Tiefe Hirnstimulation (DBS) revolutioniert. Als früher Investor seit 2015 begleitete Kinled die Entwicklung von einem akademischen Projekt zu einem führenden Neuromodulations-Unternehmen.

Die Innovation liegt in der direktionalen DBS-Technologie für Patienten mit Parkinson oder essentiellem Tremor. „Unsere Mission ist es, mit Neurologen und Neurochirurgen zusammenzuarbeiten, um den Zugang zu unserer innovativen Technologie zu verbessern“, erklärt Dr. Claudio Pollo, Mitgründer und stellvertretender Chefarzt der Neurochirurgie am Inselspital.
Aleva lizenziert seine Technologie mittlerweile für Epilepsie, Zwangsstörungen und Depression an weltweit führende Brain-Computer-Interface-Unternehmen. Seit der Gründung sammelte das Unternehmen 100 Millionen Dollar ein – was Kinleds langfristigen Ansatz deutlich unterstreicht.
Kampf gegen die Erblindung: ReBio Pharma
Die Herausforderung bei chronischen Augenerkrankungen ist dramatisch: 25% aller Erwachsenen entwickeln solche Leiden, mit einer jährlichen Steigerungsrate von 10%. Herkömmliche Augentropfen sind oft unzuverlässig – eine falsche Behandlung kann zur Erblindung führen.
ReBio Pharma, seit 2021 im Kinled-Portfolio, entwickelt eine revolutionäre Lösung: Eine einzige, langwirkende intraokulare Injektion, die therapeutisch wirksame Arzneimittelspiegel im Auge sicher und zuverlässig aufrechterhält. Die proprietäre Plattform für nachhaltige Arzneimittelfreisetzung zielt darauf ab, den Behandlungsstandard bei Glaukom und Augenkrebs zu transformieren.
In Zusammenarbeit mit dem renommierten Moorfields Eye Hospital in London und global tätigen Pharmaunternehmen verfolgt ReBio eine FDA-konforme, risikominimierte Entwicklungsstrategie – ein typisches Beispiel für Kinleds Fokus auf wissenschaftliche Exzellenz und regulatorische Sicherheit.
Personalisierte Krebstherapie: PreComb Therapeutics
Die Onkologie steht vor einem Paradigmenwechsel: Weg von generischen Lösungen, hin zur personalisierten Behandlung. PreComb Therapeutics, seit 2021 von Kinled finanziert, entwickelt digitale Zwillinge zur Revolution der Krebstherapie.

Co-founder & CEO, PreComb Therapeutics. © Kinled
Die 3DTwin® Profiler-Plattform nutzt KI-gesteuerte Medikamenten-Screenings zur Automatisierung der Präzisionsmedizin. „Mit unserer proprietären Screening- und Automatisierungsplattform beschleunigen wir den Arzneimittelentdeckungsprozess und bringen innovative Therapien schneller denn je zu den Patienten“, erklärt Jens M. Kelm, Mitgründer und CEO.
Die Technologie reduziert manuelle Fehler und Assay-Variabilität, während sie konsistente Ergebnisse über verschiedene Standorte und Krebsmodelle liefert. Ein digitaler Ansatz, der das Potenzial hat, die gesamte Onkologie zu transformieren.
Expansion in die Kardiologie: Partnerschaft mit T45 Labs
2025 hat Kinled sein Portfolio strategisch durch eine Partnerschaft mit T45 Labs erweitert, einem Silicon Valley-MedTech-Inkubator für minimalinvasive kardiovaskuläre Technologien – konkret betrifft die Partnerschaft den zweiten Fonds von T45, der in der Größenordnung von 50 Millionen Dollar liegt. Die Kooperation kombiniert Kinleds langfristige Perspektive mit T45s Fast-Follower-Strategie.
„Durch Investitionen in Unternehmen mit vielversprechenden klinischen Ergebnissen und die Nutzung gemeinsamer Dienstleistungen gewährleistet T45 Labs einen effizienten Produktfortschritt bei gleichzeitig höherem Renditepotenzial“, erklärt Gründer Marwan Berrada-Sounni.
Das T45-Portfolio umfasst derzeit vier vielversprechende Kardio-Startups: Advanced NanoTherapies (medikamentenbeschichtete Ballons), VahatiCor (Herzversorgung), NuevoSono (intravaskuläre Bildgebung) und ReCava (Herzinsuffizienz-Lösungen). Potenzielle Exits werden zwischen 150 und 450 Millionen Dollar je Projekt geschätzt.
Die Zukunft des MedTech-Investings
Kinleds Erfolgsmodell zeigt vor, wie geduldiges Kapital und wissenschaftliche Exzellenz die nächste Generation lebensrettender Technologien ermöglichen. Von der präzisen Hirnstimulation über revolutionäre Augenheilkunde bis zur personalisierten Krebstherapie und kardiovaskulären Innovation – das Portfolio zeigt die Bandbreite transformativer Medizintechnologien.
Patrick Aisher fasst die Mission zusammen: „Das sind nicht nur Geschäfte, das sind Missionen. Sie alle teilen ein einziges Ziel: das menschliche Leben tiefgreifend zu verbessern.“ In einer Branche, die oft von kurzfristigen Renditeerwartungen geprägt ist, beweist Kinled, dass langfristiges Denken und wissenschaftliche Substanz die Schlüssel zur Medizin der Zukunft sind.