Gastbeitrag

Kommt der Bärenmarkt? Globale Liquidität bricht ein, Banken wackeln und Bitcoin verliert Boden

Ed Prinz
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Die Liquidität im globalen Finanzsystem zeigt derzeit deutliche Schwächen. So wurde etwa berichtet, dass in den letzten Tagen über 125 Milliarden US-Dollar im amerikanischen Bankensystem bereitgestellt wurden, um Liquiditätsengpässe zu lindern,wobei klar wurde, dass es sich dabei nicht um eine frische Geldschöpfung handelte, sondern um eine Umbuchung bereits vorhandener Mittel. Aus der Analyse geht hervor, dass sich die US-Banken noch immer auf einem hohen Niveau unrealisierten Verlusts befinden: circa 395 Milliarden US-Dollar werden dabei genannt.

Parallel dazu verzeichnete die globale Liquidität im betrachteten Zeitraum einen deutlichen Rückgang von rund 0,69 Billionen US-Dollar, was einem Minus von etwa 0,48 % entspricht. Damit zeigt sich erstmals im vierten Quartal 2025 eine spürbare Abkühlung der weltweiten Geldversorgung. Nach einem über weite Strecken des Jahres stabilen Anstieg – die Broad Money Supply erreichte im Juli 2025 rund 140 Billionen US-Dollar und lag damit 9,3 % höher als im Vorjahr – kam es im Oktober / November 2025 zu dieser kurzfristigen, aber markanten Eintrübung.

Ursächlich für diesen Rückgang sind laut aktuellen Marktanalysen insbesondere Liquiditätsengpässe im US-Bankensystem, wo Institute weiterhin rund 395 Milliarden US-Dollar an unrealisierten Verlusten in ihren Bilanzen führen. Um die akuten Spannungen zu mildern, greifen sowohl die US-Notenbank als auch andere Zentralbanken verstärkt auf kurzfristige Maßnahmen wie Repo-Facilities zurück, bei denen Geschäftsbanken Wertpapiere an die Zentralbank veräußern und später zurückkaufen, um vorübergehend Liquidität zu erhalten.

Diese Entwicklung belastet insbesondere risikoreiche Anlageklassen wie Kryptowährungen. In Phasen rückläufiger Liquidität agieren institutionelle Investoren erfahrungsgemäß zurückhaltender, was die Nachfrage in volatilen Märkten dämpft. Der aktuelle Einbruch verdeutlicht, wie empfindlich digitale Assets auf selbst geringe Schwankungen in der globalen Geldversorgung reagieren.

Gleichzeitig bleibt der langfristige Trend einer globalen Geldmengenausweitung vorerst bestehen. Der Rückgang im Herbst 2025 ist daher eher als temporäre, aber bedeutende Verknappung zu verstehen, die die aktuelle Marktschwäche verstärkt und die Verwundbarkeit des Systems sichtbar macht. In Kombination mit diesen Entwicklungen treten die Risse im Bankensektor zunehmend zutage. Instrumente wie die Reporate-Facilität werden immer häufiger eingesetzt, um kurzfristig Liquidität zu sichern – ein klares Zeichen dafür, dass die Stabilität an den Finanzmärkten fragiler geworden ist.

Für den Kryptomarkt ist diese Situation besonders relevant, da die Branche stark von globalen Liquiditätsbedingungen abhängt. Sinkt das verfügbare Kapital, verringert sich die Investitionsbereitschaft institutioneller Akteure, was die Unterstützung wichtiger Kursniveaus schwächt und die Wahrscheinlichkeit weiterer Korrekturen erhöht.

Preisentwicklung und Marktstimmung bei Bitcoin

Im Kryptosektor steht insbesondere der führende Token an einem kritischen Punkt. Der Preis von Bitcoin liegt nur noch wenige Prozent oberhalb einer möglichen Schlüsselunterstützung. In den letzten 24 Stunden haben beispielsweise kurzfristige Inhaber rund 28.600 Bitcoin realisiert, entsprechend etwa 3 Milliarden US-Dollar. Diese Transaktionen signalisierten eine wachsende Unsicherheit im Markt. Zudem wurden Abflüsse bei Spot-Bitcoin-ETFs in Höhe von etwa 186 Millionen US-Dollar verzeichnet. Beim Futures-Markt zeigt sich, dass das Open Interest leicht rückläufig ist, während die Finanzierungssätze („funding rate“) noch leicht positiv bleiben, was eine gewissen Zurückhaltung, aber auch noch vorhandene Erwartung widerspiegelt.

Technisch wird häufig der 50-Wochen-Durchschnitt als relevant genannt, dort lag dieser bei etwa 103.000 US-Dollar. Ein Fall unter diese Marke über mehrere Wochen könnte historisch gesehen ein Hinweis auf den Eintritt in eine Bärenmarktphase sein. Die Kombination aus Outflow-Signalen, kurzfristigen Verkaufstransaktionen und kritisch konsolidierendem Preis macht die gegenwärtige Marktphase für Bitcoin als Übergangsphase besonders interessant.

Zyklische Theorien und Marktpsychologie

Eine bedeutende Rolle spielt aktuell die Diskussion über mögliche Marktzyklen im Krypo- und Technologieumfeld. Drei Hauptperspektiven lassen sich isolieren:

  • Die These, dass der aktuelle Zyklus bereits beendet sei, und man sich in einer neuen Bärenmarktphase befinde.
  • Die These, dass ein finaler Dump vor einer Jahresendrally (z. B. im Q4) stattfinde, als Vorbereitung für einen Blow-off nach oben.
  • Eine längerfristige Makro-/Fundamentaldaten-Perspektive, bei der eine steigende Geldmenge, institutionelle Adoption und Regulatorik langfristig bullisch für Krypto seien.

Aus Sicht der Marktpsychologie gewinnt bei vielen Teilnehmern derzeit die Zyklen-Perspektive an Gewicht: Der Glaube an den 4-Jahres-Bitcoin-Zyklus verbreitet sich und wirkt selbstverstärkend. Long-Term-Hodler verkaufen verstärkt ihre Bestände, Wale realisieren Gewinne. Parallel dazu bleibt das institutionelle Kaufinteresse zumindest partiell aktiv, wodurch eine Art Umverteilung stattfindet („ältere“ Retail-Halter steigen aus, neue Käufer kommen rein). Diese Dynamik zeigt, wie eng Marktpsychologie, technische Indikatoren und institutionelles Verhalten verknüpft sind.

Einfluss großer Marktteilnehmer und Technologiewerte

Auch das Verhalten großer Marktteilnehmer (z. B. Hedgefonds) nimmt Einfluss auf das Gesamtszenario. Ein auffälliger Fall zeigt eine Fondsgesellschaft, die in ihrem Portfolio eine extrem hohe Gewichtung von Short-Positionen in Technologieunternehmen vorgenommen hat,in einem Fall wird eine Short-Quote von rund 80 % des Portfolios berichtet. Speziell wurden Put-Optionen auf Technologie- und KI-getriebene Unternehmen übernommen. Parallel dazu wird die Konzentration im breiten Aktienmarkt deutlich: Weniger als 45 % aller S&P-500-Aktien lagen über ihrem 100-Tage-Durchschnitt,was darauf verweist, dass wenige große Unternehmen den Markt nach oben ziehen, während viele andere unterperformen. Auch in der US-Bevölkerung wird zudem angegeben, dass rund 82 % in Regionen leben, die sich laut Wirtschaftssentiment in einer Rezession befinden,der höchste Anteil seit dem Jahr 2020.

Für den Kryptobereich bedeutet dies: Eine gestiegene Konzentration bei großen Technologie- und Finanzwerten kann dazu führen, dass der breite Markt (und damit auch Krypto) empfindlicher auf negative Impulse reagiert, wenn diese führenden Werte korrigieren.

Gleichzeitig reflektiert die Short-Positionierung ein Latent der Vorsicht seitens großer Akteure, ein Faktor, der das Risiko einer kurzfristigen Ausweitung von Verkaufsdruck im Markt erhöht.

Der Beginn der Bärenmarktphase, vom Flash-Crash im Oktober bis zum Durchbruch unter 100.000 US-Dollar

Die Anzeichen für den Beginn einer neuen Bärenmarktphase verdichten sich zunehmend. Auslöser der aktuellen Abwärtsbewegung war der abrupte Kurssturz in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober, bei dem der Markt innerhalb weniger Stunden massiv einbrach. Dieser sogenannte Flash-Crash markierte den Wendepunkt einer bis dahin stabilen Aufwärtsbewegung. Seitdem sind rund 25 Tage vergangen,eine Zeitspanne, in der sich Bitcoin traditionell nach starken Korrekturen stabilisieren sollte. Doch statt einer Erholung setzte sich die Abwärtsdynamik fort.

Aktuell notiert Bitcoin laut CoinMarketCap bei etwa 101.000 US-Dollar und liegt damit nur noch knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 100.000 US-Dollar. Innerhalb einer Woche verlor die Kryptowährung rund 11 %, auf 24-Stunden-Basis weitere 5,6 %. Das Marktumfeld zeigt typische Merkmale einer Übergangsphase: stark steigende Volatilität, sinkendes Handelsvolumen und zunehmende Verkäufe von kurzfristigen Anlegern. In den Tagen nach dem Crash wurden allein innerhalb von 24 Stunden rund 28.600 Bitcoin (im Gegenwert von etwa 3 Milliarden US-Dollar) realisiert, ein klares Zeichen wachsender Panik am Markt.

Hinzu kommt, dass die globale Geldmenge im gleichen Zeitraum deutlich zurückging. Die Liquidität sank zuletzt um 0,69 Billionen US-Dollar, ein Rückgang von 0,48 %. Diese Entwicklung belastet risikoreiche Anlageklassen wie Kryptowährungen zusätzlich, da weniger Kapital in Umlauf ist und institutionelle Investoren ihre Engagements vorsichtiger steuern.

Auch technische Indikatoren deuten auf den Beginn eines längeren Abwärtstrends hin. Der 50-Wochen-Durchschnitt liegt derzeit bei etwa 103.000 US-Dollar und wurde bereits mehrfach unterschritten. Sollte Bitcoin mehrere Wochen unter dieser Marke verweilen, würde dies historisch betrachtet die Bestätigung eines Bärenmarktes liefern.

Das Verhalten der sogenannten Long-Term-Hodler (LTH) verstärkt diesen Trend. Viele langfristige Investoren nutzen die Kursniveaus oberhalb von 100.000 US-Dollar für Gewinnmitnahmen. Gleichzeitig bleibt das institutionelle Kaufinteresse verhalten, wodurch eine schrittweise Umverteilung der Bestände von erfahrenen Haltern zu neuen Marktteilnehmern stattfindet.

Diese Kombination aus rückläufiger Liquidität, schwacher Marktdynamik und wachsender Risikoaversion bildet die Grundlage für eine strukturelle Bärenmarktphase. Sollte der Kurs auch die Marke von 100.000 US-Dollar nachhaltig unterschreiten, wäre das nicht nur ein psychologischer Bruch, sondern auch ein technisches Signal, dass der übergeordnete Trend gedreht hat. Der Flash-Crash im Oktober wäre damit nicht nur ein isoliertes Ereignis, sondern der offizielle Beginn eines neuen Abwärtszyklus im Kryptomarkt.

Abschließende Worte

Die derzeitige Marktphase vereint mehrere herausfordernde Elemente: eine deutlich spürbare Schwäche in der Liquidität, eine kritische technische Lage beim Bitcoin, verstärkte zyklische Diskussion sowie das aktive Risiko­management großer Marktteilnehmer. Für Anleger im Bereich Krypto und Tech-Assets heißt das: Es empfiehlt sich eine erhöhte Wachsamkeit zur Beobachtung der Schlüssel­indikatoren (Liquidität, Sentiment, technisches Niveau) sowie eine realistische Einschätzung der Risiken und Chancen in dieser Übergangsphase. (Ja, es ist bewusst allgemein formuliert, da ich in diesem Rahmen keine konkreten Handlungsempfehlungen oder persönliche Einschätzungen abgeben darf.)

 

Ed Prinz ist Vorstand von DLT Austria, Founder & CEO von 21base.ai, Gründer des Web3 Hub Vienna sowie Co-Founder von DLT Germany und DLT Switzerland. Mit jahrelanger Erfahrung in Research und Analyse von Token, Protokollen und Märkten sowie im Portfolio-Management bringt er fundiertes Wissen in den Bereichen Blockchain-Technologie und EVM mit. Seit 2017 berät er Blockchain-Startups und Unternehmen und ist aktiv in der Entwicklung innovativer Web3-Lösungen. Im Gastbeitrag analysiert er die aktuellen Entwicklungen im Krypto-Sektor.

Disclaimer: Dies ist meine persönliche Meinung und keine Finanzberatung. Aus diesem Grund kann ich keine Gewähr für die Richtigkeit der Informationen in diesem Artikel übernehmen. Wenn du unsicher bist, solltest du dich an einen qualifizierten Berater wenden, dem du vertraust. In diesem Artikel werden keine Garantien oder Versprechungen bezüglich Gewinnen gegeben. Alle Aussagen in diesem und anderen Artikeln entsprechen meiner persönlichen Meinung.

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