Lithium auf dem Prüfstand: Droht ein globaler Engpass bis 2030?

Eine neue Studie warnt vor drastischer Verknappung des „weißen Goldes“ – besonders Europa droht ins Hintertreffen zu geraten. Die weltweite Nachfrage nach Lithium könnte sich bis 2030 vervier- bis verachtfachen – und das Angebot droht, nicht Schritt zu halten. Während China den Markt dominiert, versuchen Europa und die G7-Staaten verzweifelt aufzuholen.
Lithium: Schlüsselelement der Energiewende
Ohne Lithium fährt kein Elektroauto, speichert kein Batteriesystem Strom aus Wind- oder Solaranlagen, funktioniert kein Smartphone oder Laptop. Das silbrig-weiße Leichtmetall ist zur Schlüsselressource des 21. Jahrhunderts geworden – mit zentraler Bedeutung für Mobilitäts- und Klimawende. Doch genau dieser Rohstoff droht in wenigen Jahren zur Mangelware zu werden. Besonders die wachsende Nachfrage nach Elektroautos könnte zu einem weltweiten Mangel an Lithium führen.
Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) prognostiziert in ihrer Lithium-Studie 2023, dass sich die weltweite Nachfrage bis 2030 vervier- bis verachtfachen könnte. „Aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften stellt Lithium für wiederaufladbare Batterien auch in den kommenden Jahrzehnten eine unverzichtbare, nicht substituierbare Schlüsselkomponente dar“, heißt es in dem Bericht. Lithium ist sehr leicht und sehr reaktiv, genau das brauchen Batterien. Im Moment kann es kein anderer Stoff komplett ersetzen.
Eine gemeinsame Analyse der East China Normal University in Shanghai und der schwedischen Universität Lund kommt zu einem alarmierenden Ergebnis: In Europa, den USA und selbst in China dürfte das Lithium-Angebot bis 2030 nicht ausreichen, um die steigende Nachfrage zu decken. Besonders drastisch fällt die Prognose für Europa aus: Bei einer erwarteten Jahresnachfrage von 792.000 Tonnen Lithiumcarbonatäquivalent würde die EU-Förderung mit 325.000 Tonnen nicht einmal die Hälfte abdecken.
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Geopolitischer Wettlauf um das „weiße Gold“
Die Aussicht auf knappe Ressourcen verschärft die geopolitische Konkurrenz. Die G7-Staaten beschlossen im Juni einen Aktionsplan für kritische Mineralien, um sich unabhängiger von China zu machen – das derzeit die Weiterverarbeitung und Batterieproduktion dominiert. Die EU setzt parallel auf den Critical Raw Materials Act und neue Handelsabkommen mit Lateinamerika.
Im Fokus: Das sogenannte Lithium-Dreieck zwischen Argentinien, Chile und Bolivien. Hier lagern die größten Reserven des Planeten, insbesondere in Salzseen wie dem Salar de Uyuni. Laut DERA könnte Lateinamerika bis 2030 rund ein Drittel des Weltangebots stellen.
Bis zum Jahr 2030 könnten also vor allem die südamerikanischen Länder Argentinien und Brasilien – neben Kanada, den USA, der Demokratischen Republik Kongo und Mali – erhebliche Marktanteile hinzugewinnen. Die Anteile der Marktführer Australien und Chile dürften hingegen merklich fallen.