Studie

„Marketingbegriff“ – Blauer Wasserstoff umweltschädlicher als bisher angenommen

Stahl, Industrie
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Wasserstoff bietet als Brennstoff großes Potenzial für nachhaltige Energie. Dabei muss allerdings zwischen den verschiedenen Formen von Wasserstoff unterschieden werden. Grüner Wasserstoff entsteht durch die Wasserelektrolyse mit erneuerbaren Energiequellen wie Windkraft oder Solarenergie. Dann gibt es aber auch noch den „blauen“ Wasserstoff. Diesen gewinnt man, genau wie „grauen“ Wasserstoff, aus fossilen Brennstoffen.

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Biden-Regierung setzt stark auf blauen Wasserstoff

Wasserstoff entsteht auch durch die Spaltung von Erdgas in Wasserstoff und CO2. Anders als bei der grauen Variante wird bei der blauen das CO2 bei der Entstehung abgeschieden und dauerhaft gespeichert. So wird ein Entweichen in die Atmosphäre verhindert, weswegen blauer Wasserstoff als umweltfreundlicher gilt im Vergleich zur grauen Variante. Die beste Klimabilanz hat aber der grüne Wasserstoff. Daher setzten in Europa viele Länder momentan verstärkt auf die Förderung der grünen Version.

Anders aber auf anderen Kontinenten. Aktuell verabschiedete der US-Senat das von US-Präsident Joe Biden eingebrachte Infrastrukturgesetz. Eine Billion Dollar, mehr als 850 Milliarden Euro, sollen laut dem in eine zukunftsfite Infrastruktur investiert werden. Das vom US-Senat verabschiedete große Infrastrukturgesetz enthält dabei ebenfalls Milliarden von Dollar zur Förderung von sauberen Wasserstoff. Dabei ist aber nicht eindeutig die Verwendung von grünem Wasserstoff definiert. So könnte wahrscheinlich unter die Definition von sauberem Wasserstoff auch die blaue Variante im Gesetzesentwurf des Senats fallen. Jedoch ist blauer Wasserstoff möglicherweise noch umweltschädlicher als Kohle, zeigt eine Studie der Cornell University und der Stanford University.

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Zwar sei es möglich, die CO2-Emissionen bei der Entstehung des Brennstoffs zu speichern. Jedoch entsteht laut den Forschern bei dem Verfahren unbeabsichtigt Methan. Dabei handelt es sich um ein noch umweltschädlicheres Treibhausgas als CO2. Außerdem verbraucht die Abtrennung und anschließende Speicherung des Kohlendioxids sehr viel Energie, wobei ohnehin ein Teil entweicht. Das bedeute, dass bei der Herstellung dieses Wasserstoffs um 20 Prozent mehr Treibhausgase entständen als bei der Verbrennung von Kohle, so die Ausführungen in der Studie. Auch entständen um 60 Prozent mehr CO2-Emissionen als bei der Verbrennung von Diesel.

„Marketingbegriff der Öl- und Gasindustrie“

„Ich war von den Ergebnissen überrascht“, zitiert der Guardian Robert Howarth, Wissenschaftler an der Cornell University, der die Studie zusammen mit Mark Jacobson, einem Forscher der Stanford University, verfasst hat. „Blauer Wasserstoff ist ein netter Marketingbegriff, mit dem die Öl- und Gasindustrie gerne wirbt, aber er ist bei weitem nicht kohlenstofffrei. Ich glaube nicht, dass wir unsere Mittel auf diese Weise für diese Art von Scheinlösungen ausgeben sollten.“

Der Hydrogen Council, eine Gruppe, der unter anderem die Ölkonzerne BP, Total und Shell angehören, hat laut dem Guardian erklärt, dass Wasserstoff eine Schlüsselrolle bei der globalen Energiewende spielen wird. Er soll umweltschädlichere Brennstoffe ersetzen und bis 2050 etwa 18 Prozent des gesamten Energiebedarfs ausmachen. Dutzende von Gasunternehmen in den USA hätten schon mit der Produktion von Wasserstoff begonnen oder testen seine Eignung für bestehende Gaspipelines. Einige Klimaschützer:innen sehen darin einen Schritt zur Festigung der Infrastruktur für fossile Brennstoffe.

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„Wir sehen in diesem Gesetzentwurf massive Zuwendungen an die Infrastruktur für fossile Brennstoffe, die mit ernsthaften Klimaschutzmaßnahmen unvereinbar sind“, zitiert der Guardian Carroll Muffett, Geschäftsführer des Center for International Environmental Law. „Der Kongress hat sich bemüht, grünen Wasserstoff nicht zu spezifizieren, und so trägt diese Finanzierung nur dazu bei, die fossile Brennstoffindustrie zu stützen. Das Potenzial dieser Technologien wird routinemäßig überbewertet, während die Auswirkungen unterbewertet werden“, warnt der Chef der Nonprofit-Organisation.

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