Neuer EU-Plan: Internationale Forscher:innen sollen mit 500-Mio-Paket angeworben werden

Der Masterplan für ein „freies“ Europa lautet: Anreize schaffen. Es folgen immer mehr Ideen, die darauf abzielen, Europa ökonomisch zu stärken. Heute verkündete EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, ein 500 Millionen Euro schweres Maßnahmenpaket vorschlagen zu wollen. Dieses soll international führende Wissenschaftler:innen nach Europa locken.
Europa will „Bildungsschwäche“ der USA nutzen
Von der Leyen möchte „Europa zu einem Magneten für Forscherinnen und Forscher machen“, wie sie heute auf der Veranstaltung „Choose Europe for Science“ an der Universität Sorbonne in Paris verkündete. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron war vor Ort: „Wir rufen Forscher auf der ganzen Welt auf, sich zu vereinen und sich uns anzuschließen … Wenn Sie die Freiheit lieben, kommen Sie und helfen Sie uns, frei zu bleiben.“
Damit spielte er auf die USA an, denn Donald Trump hat seit seiner Präsidentschaft wiederholt Bundesmittel für Bildung und Forschung gekürzt. Darüber hinaus nutzt er laufend seine Exekutivgewalt, um Universitäten unter Druck zu setzen. So hat das Bildungsministerium unter Trump mehrfach Untersuchungen gegen führende US-Universitäten eingeleitet, Gelder eingefroren oder gar gestrichen sowie Visa für internationale Studierende widerrufen. In Trumps Augen „wird das Hochschulwesen von antisemitischen, antiamerikanischen, marxistischen und linksradikalen Ideologien beherrscht“, wie Reuters berichtete.
Europa soll also von den Auseinandersetzungen Donald Trumps mit führenden US-Universitäten profitieren.
Siebenjährige „Superförderung“ soll Wissenschaftler:innen unterstützen
„Wissenschaft ist ein Investment und wir müssen die richtigen Anreize bieten“, so von der Leyen. Neben dem 500 Millionen Euro schweren Maßnahmenpaket will die Europäische Union zudem eine siebenjährige „Superförderung“ etablieren, mit der Wissenschaftler:innen unterstützt werden sollen, sollten sie nach Europa ziehen.
Geplant ist, die Fördersumme in den kommenden beiden Jahren fortzusetzen. Mit dem Geld möchte man Forschungsprojekte finanzieren und die Universitäten dabei unterstützen, die Kosten für die Betreuung ausländischer Wissenschaftler:innen zu decken.
Außerdem kündigte von der Leyen an, dass die EU-Mitgliedstaaten bis 2030 drei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung investieren sollen. Frankreichs Präsident Macron sagte bereits heute 100 Millionen Euro aus Frankreich zu. Unklar bleibt, ob diese Summe zusätzlich zur EU-Zusage bereitgestellt werden soll.
Amerikanische Universitäten deutlich wohlhabender
Obwohl Expert:innen wie etwa Robert N. Proctor, Historiker an der Stanford University, durchaus davon ausgehen, dass Wissenschaftler:innen abwandern werden, bleibt abzuwarten, ob sich Europa attraktiv genug für Top-Talente positionieren kann und ob es gelingt, die Finanzierungslücke zu schließen, die notwendig ist, um amerikanische Spitzenforscher:innen anzuziehen.
Denn: Die amerikanischen Universitäten sind viel wohlhabender und können Forschenden oft mehr bieten. „Nicht nur nach Europa, auch nach Kanada und Asien wandern Wissenschaftler ab“, so Proctor gegenüber Reuters. Laut ihm führt Trump einen „rechtsliberalen Angriff auf den Wissenschaftsbetrieb“ an, der sich seit Jahren anbahnt.
Die Europäische Kommission scheint jedenfalls entschlossen. Bereits letzten Monat sagten Macron und von der Leyen, sie würden versuchen, Wissenschaftler und Forscher aus der ganzen Welt nach Europa einzuladen.
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