Nox Mobility: Das Startup, das den Nachtzug neu erfinden will

Mit dem Fokus auf Nachtzüge und die Mini Cabins im Nightjet haben die ÖBB einen Hit abgeliefert – und ist möglicherweise auch Inspirationsquelle für ein brandneues Startup, das sich in Berlin formiert hat: Denn Nox Mobility plant ab 2027 ein neues Nachtzugnetz in Europa zu etablieren und verspricht dabei, die traditionellen Probleme der Branche zu lösen.
Nox Mobility positioniert sich als Alternative zu bestehenden Nachtzuganbietern und Kurzstreckenflügen. Das Geschäftsmodell basiert auf drei Kernprinzipien: Privatsphäre, Effizienz und günstige Preise. Anders als herkömmliche Nachtzüge sollen ausschließlich private Räume für ein oder zwei Passagiere angeboten werden – ohne geteilte Abteile.
Die Preisgestaltung orientiert sich bewusst an Flugpreisen: Einzelräume sollen ab 79 Euro, Doppelräume ab 149 Euro verfügbar sein. Diese Kalkulation basiert auf einer effizienten Betriebsführung mit vereinfachten Routen ohne Rangiermanöver oder Übernacht-Stopps.
Die Gründer: Bahnexperte trifft Nachtzug-Enthusiast
Das Gründerduo bringt komplementäre Expertisen mit: Janek Smalla verfügt über umfassende Erfahrungen in der Bahnbranche und im Mobilitätssektor. Er war von Beginn an bei FlixTrain beteiligt und gestaltete die Liberalisierung des deutschen Eisenbahnmarktes mit. Bis Ende 2024 leitete er als General Manager das deutsche Ride-Hailing-Geschäft von Bolt.
Sein Mitgründer Thibault Constant bringt sowohl technische Expertise als auch tiefe Branchenkenntnisse mit. Der ehemalige Ingenieur bei Alstom und der SNCF betreibt seit Jahren die Social-Media-Plattform „Simply Railway“ mit über einer halben Million Followern und hat ein Buch über Nachtzüge veröffentlicht.
Hier eine Grafik des geplanten Netzes:


„Die Nachfrage ist real, trotz des nicht zeitgemäßen Angebots“
Thibault Constant sieht sich als Brücke zwischen der wachsenden Nachfrage und den aktuellen Unzulänglichkeiten des Marktes. „Durch Simply Railway habe ich die wachsende Nachfrage aus erster Hand erlebt. Immer mehr Menschen wollen, dass Nachtzüge funktionieren“, erklärt er seine Motivation zur Unternehmensgründung.
Seine langjährige Erfahrung – über 400 Nächte in Nachtzügen – habe ihm aber auch die Schwächen des bestehenden Systems vor Augen geführt: „Jeden Tag lese ich Kommentare wie ‚Ich liebe die Idee, aber mein Abteil war winzig und ich musste es mit Fremden teilen‘ oder ‚Ich habe 250 Euro bezahlt und kaum geschlafen‘.“
Diese Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität sieht Constant als Kernproblem: „Obwohl ich Nachtzüge gefördert habe, fühlte ich mich oft unwohl dabei, etwas zu empfehlen, das die Erwartungen der Menschen nicht erfüllt.“
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
Constant betont die ökologischen Vorteile des Konzepts: „Nach 28 Jahren Reiseerfahrung glaube ich immer noch, dass Nachtzüge der beste Weg sind, um lange Strecken zurückzulegen: Man verliert keine Zeit in Flughäfen, verschwendet seinen Tag nicht in einem Tagzug und sie haben den niedrigsten CO2-Fußabdruck aller Fernverkehrsmittel. In einer Zeit der Klimakrise ist das wichtiger denn je.“
Das Unternehmen plant, seine Operationen 2027 aufzunehmen und zunächst wichtige europäische Städte über Nacht zu verbinden. Bis dahin sammelt Nox Mobility über eine Warteliste potenzielle Kunden und entwickelt das operative Konzept weiter. Letztendlich wird das Startup sehr viel Kapital brauchen, um den Plan in die Realität umsetzen zu können – spannend wird deswegen, ob sie es zu größeren Finanzierungsrunden bringen.