Quarantäne-Aus: Unternehmen fürchten teure Krankenstände
Das Quarantäne-Aus ab dem 1. August, also kommenden Montag, sorgt vor allem in der Arbeitswelt bereits für Komplikationen. Denn künftig, so sehen die neuen Regeln vor, können positiv getestete Personen an den Arbeitsplatz kommen, wenn sie sich nicht krank fühlen – sofern sie dort permanent Maske tragen. Sollten im Büro sogar nur aktuell infizierte Personen zusammentreffen, dann gibt es für diese Corona-Teams sogar gar keine Einschränkungen.
Mit diesen neuen Regeln sorgt der neue Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) für viel Kritik. Denn eine Kernfrage ist ja dann auch: Was ist mit gesunden Personen, die sich davor fürchten, dass sie am Arbeitsplatz mit Kranken zusammentreffen und sich (wieder) anstecken? Die Maske – wir erinnern uns – ist ja kein 100-%-Schutz vor einer Ansteckung, sonst hätte es nie Lockdowns gegeben.
Während sich COVID-Erkrankte per Telefon krank melden und natürlich bei Krankheit zuhause bleiben können, können Gesunde mit Angst vor einer Ansteckung nicht einfach zu Hause bleiben – da gilt in der Praxis, dass man sich Home Office (kommen nur die COVID-Kranken, oder bleiben sie zu Hause) im Team ausmachen muss.
Arbeitgeber:innen zahlen fortan die Corona-Entgelte
Unternehmen fürchten nun, dass auf sie durch den Anstieg von Krankenständen Mehrkosten auf sie zukommen. Denn: Das Aus für die Quarantäne bedeutet auch, dass ein Corona-Fall ab 1. August als Krankenstand wie jeder andere zu behandeln. „Das bedeutet, die Ersatzzahlungen für Corona-bedingte Ausfälle von Mitarbeitern übernimmt ab Inkrafttreten nicht mehr der Bund. Stattdessen greift die Entgeltfortzahlung durch die Arbeitgeber. Die betroffenen Unternehmen müssen die Entgeltfortzahlung von Corona-Krankenständen künftig selbst stemmen“, heißt es aus der Wirtschaftskammer Wien (WKW).
Die Wirtschaftskammer Wien will nun die Kosten für diese Krankenstände anhand der Infektionszahlen für das zweite Quartal 2022 ermittelt haben. „Demnach hätten die Wiener Unternehmen für Corona-Krankenstände für diese Zeit rund 91 Millionen Euro an Entgeltfortzahlung zu leisten gehabt. Hochgerechnet auf ein Jahr ergibt das 365 Millionen Euro an zusätzlichen Kosten für die Wiener Betriebe“, heißt es. Da im Herbst mit einer weiteren Welle zu rechnen sei, sei mit „zusätzlichen Kosten von fast 100 Millionen Euro durch Corona-bedingte Krankenstände“ zu rechnen.
„Die Lockerungen bei den Quarantäne-Regeln beinhalten leider ein ‚trojanisches Pferd‘, dass das Pandemierisiko des Ausfalles von COVID-positiven symptomatischen Beschäftigten auf die Firmen überträgt. Die bereits durch die Teuerungskrise gebeutelte mittelständische Wirtschaft, aber auch die beschäftigungsintensiven Händler werden dadurch in ihrer Substanz geschwächt. Im Namen der österreichischen Händler fordern wir die Regierung auf, dies zu überdenken und anzupassen“, so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.