Digitale Assets

So gehen Banken in Österreich mit Krypto-Transaktionen um

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Kryptowährungen sind einer der größten Trends in der globalen Finanzwelt. Sie sind vor allem in der Corona-Pandemie von einer Nische für Nerds in den Mainstream gerückt – in El Salvador ist Bitcoin gar zur offiziellen Währung aufgestiegen. In Österreich haben vergangenes Jahr zumindest 14 Prozent der Menschen in Bitcoin und Co investiert (Trending Topics berichtete). Doch wie reagieren Banken auf diesen Trend?

Es gibt Berichte darüber, dass es einige „klassische“ Finanzinstitute nicht gerne sehen, wenn Kund:innen Gewinne von Kryptobörsen auf ihre Konten transferieren oder umgekehrt eine Überweisung an eine Exchange schicken wollen. Es könne hier sogar zur Sperre der Konten kommen. Grund für diese oft rigide Einstellung gegenüber Kryptowährung ist meistens, dass die digitalen Assets unter anderem als Mittel zur Geldwäsche dienen können. Deswegen kann vor allem bei traditionellen Banken eine große Crypto-to-Fiat-Überweisung die Alarmglocken schrillen lassen.

Wir haben deswegen in Österreich tätige Banken sowie Neobanken dazu befragt, wie sie zu Krypto-Transaktionen stehen.

14 Prozent der Österreicher:innen haben schon in Bitcoin und Co investiert

UniCredit Bank Austria

Die UniCredit Bank Austria gibt sich beim Thema Krypto-Transaktionen durchaus tolerant. „Grundsätzlich können unsere Kund:innen an Kryptobörsen erzielte legale Gewinnen auf ihre bei uns geführten Konten transferieren. Allerdings müssen Banken aufgrund der Empfehlungen der EBA (European Banking Authority) und der Finanzmarktaufsichtsbehörde bei Verkäufen von Kryptowährungen strengere Prüfstandards anwenden, um die legale Mittelherkunft sicher zu stellen“, heißt es von dem Geldinstitut.

Jedoch warnt die Bank Austria ihre Kund:innen auch vor den möglichen Risiken, die durch die sehr volatilen digitalen Währungen immer vorhanden sind. Für sicherheitsorientiere Anlage-, Spar- und Vorsorgezwecke sieht das Finanzinstitut Bitcoin und Co als ungeeignet. Außerdem seien die Währungen und die entsprechenden Börsen nicht durch das EU-Recht geregelt. Auch wenn die Bank Austria Kryptowährungen toleriert, bietet sie in diesem Bereich keine speziellen Angebote wie ETFs an.

Wollen Firmen aus der Krypto-Industrie ein Bankkonto eröffnen, prüft die Bank Austria sie konkret im Einzelfall, allgemeine Regelungen gibt es für sie aber nicht.

Erste Bank

Eine ähnliche Einstellung zu Kryptowährungen zeigt auch die Erste Bank. Kund:innen können dort Gelder von ihren Konten an Crypto-Exchanges überweisen und dann dort investieren bzw. auch Überweisungen von einer Börse erhalten. Dennoch achtet auch die Erste Bank auf Geldwäscheprävention. „Wenn größere Beträge von einer Kryptobörse empfangen werden, können Kund:innen dazu aufgefordert werden, den Hintergrund oder die Herkunft der eingehenden Gelder zu erklären und nachzuweisen“, heißt es von der Erste Bank.

Auch die Erste Bank macht auf die starke Volatilität von Bitcoin und Co aufmerksam. Sie empfiehlt nur Kund:innen, die auch potenzielle Verluste tragen können, im Rahmen einer breiteren Diversifizierungsstrategie hier eine Investition. Prinzipiell können Kund:innen Assets eigenständig (also ohne Beratung) kaufen, sofern ein Kundeninformationsdokument (KID) und eine ISIN vorhanden sind.

Komplizierter ist die Lage in Bezug auf Krypto-Firmen. „Die momentane regulatorische Situation führt in einigen Fällen dazu, dass Banken in Bezug auf Krypto-Unternehmen ihren gesetzlichen Bestimmungen (insbesondere aus AML- und Sanktionscompliance-Sicht) nicht durchgängig nachkommen können“, erläutert die Finanzinstitution. So sei teilweise der Zugang zu Daten nicht möglich, die verpflichtet abzufragen sind.

Daher pflegt die Erste Bank momentan keine Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen der Krypto-Industrie. Sollten sich die regulatorischen Rahmenbedingungen dieser Industrie zukünftig verändern, wird das Geldinstitut nach eigenen Angaben die Geschäftsbeziehungen zu diesem Segment neu bewerten.

Raiffeisenbanken

Die Raiffeisenbanken geben sich in Bezug auf digitale Assets sehr skeptisch. „Kryptowährungen sind fundamental so gut wie nicht einschätzbar. Darüber hinaus sind sie aufgrund des zumeist extremen Stromverbrauches das Gegenteil eines ‚grünen‘ Investments“, so die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien.

Dem nachhaltigen Investieren räumt die Bank einen sehr hohen Stellenwert ein. Deswegen gebe es keinen Plan für die Einführung von Krypto-Produkten. Außerdem empfiehlt die Raiffeisen ihren Kund:innen keine Krypto-Assets. Was Überweisungen von und auf Krypto-Exchanges angeht, hält sich die Raiffeisen bedeckt, hat aber einen „sehr restriktiven Zugang“ dazu, zitiert der Standard die Finanzinstitution.

BAWAG P.S.K. und easybank

Auch die BAWAG P.S.K. und die dazu gehörende easybank sind mit Kryptowährungen sehr vorsichtig. Bei beiden Banken gibt es derzeit ebenfalls noch keine speziellen Produkte im aktiven Angebot. Im beratungsfreien Geschäft können Kund:innen allerdings an der Börse gehandelte Krypto-Zertifikate erwerben.

Oberbank

Die Linzer Regionalbank Oberbank stellt dagegen klar, dass es keine Einschränkungen bei Überweisungen für Privatkund:innen gibt. „Generell gelten natürlich die strengen Prüfungen zur Mittelherkunft“, so die Kreditanstalt. Für geschäftliche Beziehungen mit Krypto-Unternehmen gibt es jedoch Beschränkungen. Es handle sich hierbei um bewilligungspflichtige Geschäfte – soll heißen, der Vorstand muss diese Geschäfte bewilligen.

Auch bei der Oberbank gibt es keine aktiven Krypto-Angebote oder -Beratungen. Kund:innen können Krypto-Assets aber an der Börse beratungsfrei oder über das Kundenportal kaufen. Fallweise könne es Einschränkungen von den Handelspartnern der Bank geben.

Deutsche Kreditbank AG (DKB)

Die Deutsche Kreditbank AG (DKB), die auch in Österreich tätig ist, bietet aktuell ebenfalls keine Angebote in Bezug auf das Thema Kryptowährungen an. Zum Bereich der Fraud-Management-Aktivitäten will sich die Finanzinstitution nicht direkt äußern. „Wir können dazu aber voller Überzeugung sagen, dass wir unsere Sorgfaltspflichten und rechtliche Auflagen als BaFin-reguliertes Institut auch in diesen Themen erfüllen“, so die DKB.

Traditionelle Banken in Österreich beäugen den Kryptomarkt also mit viel Vorsicht. Sie sehen sie üblicherweise nicht als eine sehr empfehlenswerte Anlage für Kund:innen und wollen meistens kein explizites Angebot dazu bringen. Die Sorge vor möglicher Geldwäsche scheint bei den meisten sehr tief zu sitzen, wobei in vielen Fällen Privatkund:innen, die entsprechende Nachweise über die Herkunft der Assets bieten können, offenbar wenig zu befürchten haben. Mit Krypto-Firmen scheinen sich die Kreditanstalten überhaupt noch relativ wenig beschäftigt zu haben. Ganz anders sieht die Lage jedoch im Bereich der Neobanken aus, wie ein paar Beispiele aus Europa zeigen.

N26

Es ist schon lange bekannt, dass die deutsche Neobank N26 noch in diesem Jahr mit einem Angebot für Krypto-, Aktien- und ETF-Trading an den Start gehen will. Dabei wird das Unternehmen die White-Label-Lösung des österreichischen Unicorns Bitpanda nutzen. Diese ist im B2B-Geschäft für andere Unternehmen wie Neobanken, traditionelle Banken und andere Fintechs gedacht, damit diese die aufgebauten Infrastrukturen des Wiener Scale-ups nutzen können. Damit soll es ihnen möglich sein, ihren Endkund:innen relativ schnell und einfach den Einstieg mit dem Handel mit Aktien, Kryptowährungen, ETFs und Edelmetallen zu bieten (Trending Topics berichtete).

N26 soll bei Krypto-Trading mit Bitpanda kooperieren

 

Revolut

Ein Paradebeispiel für die enge Beziehung zwischen Neobanken und Kryptowährungen ist der N26-Konkurrent Revolut aus London. Das Unternehmen bietet – auch in Österreich – schon jetzt ein umfassendes Angebot zum Thema Kryptowährungen. Kund:innen können bis zu einem Höchstbetrag von 100.000 US-Dollar pro einzelnem Kryptowährungsumtausch tauschen und 100 Umtauschvorgänge (über alle Fiat-Währungen und Kryptowährungen hinweg) pro Zeitraum von 24 Stunden durchführen. Revolut macht aber auch darauf aufmerksam, dass Krypto-Assets in Großbritannien nicht reguliert sind. „Gelder, die wir im Zusammenhang mit Kryptowährungstransaktionen erhalten, werden nicht abgesichert“, lautet der Hinweis der Neobank.

Fazit

Auch wenn Kryptowährungen immer stärker im Mainstream ankommen, sind die Reaktionen der meisten „traditionellen“ Banken auf sie noch eher verhalten. Möglicherweise wird sich daran etwas ändern, wenn das EU-Parlament die geplante MiCA-Verordnung (Markets in Crypto Assets) umsetzt. Diese Verordnung soll für die digitalen Assets in der gesamten EU eine einheitliche Regulierung bringen. Möglicherweise könnten die alteingesessenen Banken dadurch ein bisschen wärmer mit Bitcoin und Co werden.

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