Sanierungsverfahren

WSF: Fahrrad-Startup mit Millionenschulden nach Crowd-Kampagne pleite

© WSF Bicycle Technology GmbH
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Im September haben sie uns im Podcast noch erklärt, wie sie dem gefürchteten Bullwhip-Effekt der Fahrradbranche trotzen wollen, doch jetzt es es sie doch noch ereilt: Die 2020 gegründete WSF Bicycle Technology der Gründer Alexander Schnöll und Roland Wallmannsberger ist in der Insolvenz gelandet. Über ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung soll versucht werden, das angeschlagene Unternehmen, dass im Auftrag von Marken in Oberösterreich Fahrräder fertigt, wieder flott zu bekommen.

Begründet wird die Insolvenz zweierlei. Zum einen hätte es einen Einbruch der Kundenaufträge aufgrund der aktuellen Markt- und Absatzsituation nach starkem Wachstum in den Jahren 2020 bis 2022 gegeben. Das hat zu einem starken Rückgang des Marktvolumens mit Ende 2023 geführt, weil es kaum neue Kunden und bedeutend weniger Aufträge von bereits bestehenden Partnern gegeben hätte. „2023 betrug der Output etwa 25.000 Stück, potenziell könnten am Unternehmensstandort bis zu 140.000 Stück produziert werden“, heißt es in einer Mitteilung des AKV.

Zusätzlich sei es dann auch noch zu Lieferverzögerungen von für die Fertigung benötigten Teilen gekommen, das habe „weitere zeitliche Verschiebungen und Verspätungen gegeben, wodurch einige bestehende Aufträge nicht zeitgemäß abgeschlossen bzw. mit einem Großauftrag noch nicht einmal begonnen werden konnte.“

Der Bullwhip-Effekt: Die Geißel der E-Bike-Szene

 

Crowd-Kampagne bei Conda brachte 2023 noch 400.000 Euro

Damit ist auch bei WSF klar: Der Bullwhip-Effekt, der bereits andere Fahrrad-Startups wie etwa VanMoof oder Gleam Bikes aus den Niederlanden ereilte, hat auch bei den Oberösterreichern zugeschlagen. Wurden im ersten Quartal 2023 rund 1.500 Fahrräder pro Monat gefertigt, sind es aktuell weniger als 300 – die Produktion ist demnach auf ein Fünftel eingebrochen. Die Belegschaft wurde von 49 Mitarbeitern auf aktuell 15 Dienstnehmer:innen verringert.

Auch die Verbindlichkeiten, die das Unternehmen letztendlich in die Pleite trieben, sind ordentlich: „Den Verbindlichkeiten von rund EUR 2 Mio. stehen Vermögenswerte in Form des vorhandenen Anlage- und Umlaufvermögens in Höhe von rund EUR 175.00,00 gegenüber. Den größten Wert stellen dabei die Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie die vorhandenen Produktionsmittel dar.
Liegenschaftsvermögen ist nicht vorhanden, die Betriebsstätte ist angemietet“, heißt es beim AKV. Der Sanierungsplan sieht eine Quote von 20 %, zahlbar binnen 24 Monaten, vor.

Bitter ist die Pleite auch für all jene, die bei der Crowdinvesting-Kampagne von Conda in das Unternehmen investierten. Laut Conda investierten 257 Crowd-Investor:innen insgesamt 433.700 Euro. Die Kampagne wurde am 24. August 2023 gestartet, es war damals die Rede von einem „boomenden Fahrradmarkt“, einem „bewährten Geschäftsmodell“ und „hoher Nachfrage“. Kommuniziert wurde, dass man den „Output der Werkshalle bis 2026 von jährlich 25.000 Fahrrädern und E-Bikes auf 100.000 Stück pro Jahr steigern“ wolle. Trotz abgeschlossener Crowd-Kampagne bei Conda ist das Gegenteil passiert – der Output wurde nicht gesteigert, sondern er sank. Nun muss das Unternehmen saniert werden.

WSF: Wie das Bike-Startup dem „Bullwhip-Effekt“ trotzt

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