Überblick

Stein, Tierfutter oder Parfum: Startups und das große Geschäft des CO2-Recyclings

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Jährlich emeritieren die Menschen Gigatonnen an Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre. Allein 2019 wurden 36,7 Gigatonnen in die Atmosphäre freigesetzt. Um die Pariser Klimaziele mit einer Erderwärmung von unter 2 Grad Celsius einzuhalten, müssen die CO2 Emissionen reduziert und die Menge des bereits in der Atmosphäre vorhandenen CO2 verringert werden. Auch wenn viele Staaten und Unternehmen bereits Ziele verkündet haben, bis wann sie CO2 neutral sein wollen, ist der Emissionen-Trend global betrachtet steigend. Zwei Technologien werden daher für einige als eine Art „Rettungsanker“ betrachtet, da die globale drastische CO2-Reduktion kurzfristig unwahrscheinlich ist.

Das Rennen um die beste Technologie

Bei der Technologie des Carbon Capture and Storage (CCS), zu Deutsch Kohlenstoff-Abscheidung, soll Kohlendioxid, welches in Kraftwerken entsteht, direkt aus den Rauchfängen entfernt werden. Spezielle Filter, Kunststoffoberflächen an denen das C02 hängen bleibt, werden dafür in diesen befestigt. Durch Erwärmung der Oberflächen kann das Klimagas danach wieder entfernt werden. Das aufgefangene CO2 wird dann entweder zu Bodenspeichern  weitergeleitet oder zu Treibstoff verarbeitet.

Ein anderes Prinzip verfolgt die Technologie des Carbon Removal oder des Direct Air Capture. Das geht zum einen ganz klassisch und erlebt in jüngster Zeit einen wahren Boom – Durch das Pflanzen von Bäumen. Für immer ist das CO2 dabei allerdings nicht gespeichert. Fällt der Baum Waldbränden zum Opfer,  wird das das CO2 wieder frei gesetzt. An technischen Varianten zum Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre wird daher weltweit seit Jahren bereits gearbeitet. Nicht zuletzt erhielt das Thema wieder viel Aufmerksamkeit durch das Angebot von Elon Musk 100 Millionen Dollar für einen vierjährigen Wettbewerb zur Erforschung zukunftsträchtiger Carbon Removal-Technologien bereits zu stellen.

Grün schimmernde Strände sollen CO2 aus der Luft fangen

Bisher sind die Technologien kaum wirtschaftlich rentabel und daher noch nicht im ausreichenden Ausmaß angewendet. Auch wird immer wieder kritisiert, dass die Technologien bisher viel Energie benötigen. Damit diese Prozesse also wirklich nachhaltig sind, müssen diese durch erneuerbare Energiequellen bereit gestellt werden.

Viele Startups arbeiten weltweit daran, die beiden Zukunftstechnologien anwendbar für die Gegenwart zu machen und haben dabei ganz unterschiedliche Ansätze, wie das CO2 weiterverwendet werden kann. Eines lässt sich sicher sagen: Das Rennen um die ausgereifteste Technologie hat bereits vor Elon Musks Ankündigung zum Carbon Capture Wettbewerb begonnen.

Diese Startups sind dabei:

Climeworks 

Das in Zürich angesiedelte, 2009 gegründete Unternehmen Climeworks verfügt über 14 Direct Air Capture-Anlagen, die CO2 direkt aus der Luft saugen. Climeworks ist eines der wenigen Startups, die sich bereits kommerziell mit ihrer Technologie behaupten können.Das Startup hat bei einer Finanzierungsrunde im September 2020 110 Millionen Dollar eingesammelt. Unter anderem arbeitet das Unternehmen mit Microsoft für deren Plan zur Klimaneutralität im Jahr 2030 zusammen. Außerdem kooperiert Climeworks momentan in einem Joint Venture mit der norwegischen Regierung und den Energie-Riesen Equinor, Shell und Total in  einem Projekt, das neben dem Auffangen von Emissionen auch deren unterirdische Speicherung ermöglichen soll.

Das isländische Startup Carbfix verwandelt tonnenweise CO2 in Stein

Carbfix 

Das isländische Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, aufgefangenes CO2 in Wasser aufzulösen und dann in den Untergrund zu pumpen. Innerhalb von zwei Jahren wird es dann den eigenen Angaben nach dauerhaft und sicher in Stein verwandelt wird. Ihre Technologie ist sowohl in der Industrie anwendbar, mit dem direkten Abscheiden des C02 aus den Rauchfängen und anschließenden Speicherung in Gesteinsform oder auch in Verbindung mit Direct Air Capture-Anlagen. Gemeinsam mit Climeworks arbeiten sie dafür in einem Projekt namens Orca zusammen.

Carbon Clean

Das im Jahr 2009 gegründete Londoner Startup Carbon Clean ist auf das Abtrennen von CO2 von anderen Gasen in Pipelines spezialisiert. Dem Unternehmen zufolge nutzen heute 39 globale Standorte die Technologie und fangen so jährlich 90.000 Tonnen CO2. Im Jahr 2020 hat das Startup bei einer Finanzierungsrunde 22 Millionen Euro eingesammelt, unter anderem von Equinor und ICOS.

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Soletair Power

Das finnische Startup Soletair Power filtert CO2 aus Ventilatoren in Bürogebäuden. Den Gründern zufolge reduziert das nicht nur die Emissionen, sondern verbessert auch die Leistungsfähigkeit von Angestellten. Der Energiekonzern Wartsila hat Soletair Power bei seiner Gründung im Jahr 2019 seine erste Finanzierung mit 500.000 Euro gegeben. Im Februar 2020 ist die erste kommerzielle Einheit gestartet. 

Carbon Engineering

Carbon Engineering ist ein 2009 in Kanada gegründetes Startup, das ebenso wie Climeworks auf Direct Air Capture spezialisiert ist. Das Unternehmen wird unter anderem von Bill Gates unterstützt. Mit dem E-Commerce-Konzern Shopify hat Carbon Engineering kürzlich einen ersten Großkunden gewonnen.

Blue Planet 

Das kalifornische Startup verwandelt ebenfalls CO2 zu Stein. Aber nicht in unterirdische Gesteinsschichten, sondern in einen künstlichen Kalkstein. Damit können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Zum einen wird das CO2 aus Rauchfängen aufgefangen und zum anderen der Abbau von Sand und Kies für die Betonherstellung verringert. Im letzten September konnte sich das Startup 10 Millionen Dollar in einer Investmentrunde sichern. Auch Leonardo DiCaprio hat im Zuge dessen investiert.

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Svante

Ein weiteres kanadisches Direct-Air-Capture-Unternehmen ist Svante, das 2007 gegründet wurde. Die Firma konzentriert sich auf CO2-Umwandlung im industriellen Bereich. Im Februar hat Svante in einer Finanzierungsrunde 75 Millionen DOllar eingesammelt und damit das Eigenkapital auf 150 Millionen Dollar verdoppelt.

Silicon Kingdom Holdings

Das irische Startup Silicon Kingdom Holdings baut sogenannte „MechanicalTrees“, die CO2 direkt aus der Luft saugen. Zwölf dieser etwa zehn Meter hohen Maschinen können den Gründern zufolge jeden Tag ein bis zwei Tonnen an Emissionen gewinnen. Das 2019 gestartete Unternehmen will in Zukunft größere Farmen mit bis 120.000 dieser Anlagen bauen. Pro Jahr sollen dadurch vier Millionen Tonnen CO2 aus der Luft verschwinden.

Deep Branch Biotech

Aus Industrieabgasen will das das britische Jungunternehmen Deep Branch durch Fermentierung ein Ein-Zellen-Protein gewinnen. Dieses Protein kann laut der 2018 gestarteten Firma unter anderem als Soja-Ersatz oder sogar als Fischfutter dienen. Bereit für den kommerziellen Markt ist es bisher aber noch nicht. Bisher ist der Markteintritt mit dem aus CO2-recycelten Tierfutter für 2023 geplant.

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