UK: 32% weniger Jobs für Einsteiger seit Launch von ChatGPT

Der britische Arbeitsmarkt zeigt im Mai 2024 ein zwiespältiges Bild: Während sich die Gesamtsituation vorsichtig erholt, ist bei Einstiegspositionen ein dramatischer Einbruch zu verzeichnen. Besonders der Einfluss von KI-Technologien wie ChatGPT wird als entscheidender Faktor für strukturelle Veränderungen identifiziert.
Laut dem aktuellen UK Job Market Report der Jobplattform Adzuna sank die Zahl der ausgeschriebenen Stellen im Mai geringfügig um 0,51 Prozent auf 858.465 Positionen. Im Jahresvergleich zeigt sich jedoch ein positiver Trend mit einem Wachstum von 0,49 Prozent. Besonders erfreulich entwickeln sich die Gehälter: Diese steigen bereits den zwölften Monat in Folge und erreichen nun durchschnittlich 42.403 Pfund – ein Anstieg von 9,38 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Drastischer Rückgang bei Einstiegspositionen seit ChatGPT-Einführung
Die markanteste Entwicklung betrifft Einstiegspositionen: Seit November 2022, dem Zeitpunkt der kommerziellen Einführung von ChatGPT, sind Entry-Level-Stellen um 32 Prozent zurückgegangen. Diese Kategorie umfasst Ausbildungsplätze, Praktika und Junior-Positionen. Besonders dramatisch zeigt sich der Trend bei Hochschulabsolventen: Deren Stellenangebote sanken im Mai um 4,2 Prozent und im Jahresvergleich sogar um 28,4 Prozent – der niedrigste Stand seit Juli 2020.
Der strukturelle Wandel wird durch eine weitere Kennzahl verdeutlicht: Einstiegspositionen machen mittlerweile nur noch 25 Prozent aller ausgeschriebenen Stellen aus, verglichen mit knapp 29 Prozent vor zwei Jahren. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass Routineaufgaben, die traditionell von Berufseinsteigern übernommen wurden, zunehmend durch KI-Technologien automatisiert werden können.
Branchenspezifische Entwicklungen zeigen gemischtes Bild
Verschiedene Wirtschaftssektoren entwickeln sich unterschiedlich: Saisonale Faktoren führten zu Wachstum in den Bereichen Logistik (+9,77 Prozent), Kreativ und Design (+6 Prozent) sowie Gastgewerbe (+5,61 Prozent). Überraschend verzeichnete der Gesundheitssektor einen Rückgang von 10,21 Prozent.
Im Technologiebereich zeigen sich positive Signale: Softwareentwickler sind wieder unter den fünf gefragtesten Berufen, was auf erneutes Interesse an qualifizierten Tech-Positionen hindeutet. Dies könnte darauf hinweisen, dass trotz der Automatisierung durch KI weiterhin Bedarf an spezialisierten Fachkräften besteht.
Arbeitsmarktdynamik im Detail
Die Wettbewerbssituation auf dem Arbeitsmarkt hat sich leicht verschärft: Durchschnittlich bewerben sich nun 2,02 Kandidaten pro Stelle, verglichen mit 1,98 im April. Gleichzeitig verkürzen sich die Einstellungszeiten: Offene Stellen werden im Durchschnitt nach 35,8 Tagen besetzt, verglichen mit 39,5 Tagen zu Jahresbeginn.
Andrew Hunter, Mitbegründer von Adzuna, bewertet die Situation als allmähliche Erholung: Nach drei aufeinanderfolgenden Monaten mit jährlichem Stellenwachstum zeige sich eine klare Trendwende nach über einem Jahr des Rückgangs. Die kontinuierlich steigenden Gehälter, die deutlich über der Inflationsrate liegen, unterstützen diese positive Einschätzung.