2.000.000.000: Facebook wächst trotz Hass-Postings, Live-Selbstmorden und Datendebakel
Wie oft haben Kommentatoren schon den baldigen Absturz von Facebook vorhergesagt? Nun ja, wahrscheinlich so oft, wie Facebook mit immer neuen Wachstumszahlen um die Ecke kommt und die Kritiker Lügen straft. Gestern Abend hat Facebook-Gründer Mark Zuckerberg verkündet, dass das Social Network nun weltweit zwei Milliarden monatlich aktive Nutzer zählt. Bedeutet: Diese Nutzer (nicht gleichzusetzen mit Menschen, sondern vielmehr aktiven Accounts) kommen mindestens einmal in 30 Tagen mit Facebook in Kontakt – etwa auch, wenn der Facebook-Login zur Verwendung einer App genutzt wird.
Wachstum kommt vor allem aus Asien
Wichtig dabei zu wissen ist, dass das Wachstum nicht mehr aus den Kernmärkten USA und Europa kommt (dort macht Facebook pro Kopf den meisten Umsatz mit Werbung). Seit der Marke von einer Milliarde User sind 746 Millionen Nutzer aus Asien und dem Rest der Welt dazugekommen, während „nur“ 41 Millionen Nutzer aus den USA und Kanada neue Accounts anlegten. Dem Wachstum im asiatischen Raum sind aber auch Grenzen gesetzt, da das Social Network in China immer noch nicht offiziell starten durfte (und dort starke lokale Konkurrenz wartet).
Probleme an allen Ecken und Enden
Bei all dem Wachstum ist Facebook keine unbedingt beliebte Marke, sondern wird in punkto Datenschutz, Hasskommentare, gefährlichen Inhalten und Kopiervorwürfen ständig mit Kritik überzogen. Durch die Netzwerk-Effekte ist Facebook aber für viele zur Notwendigkeit geworden – egal ob Medien, die Reichweite suchen, Privatpersonen, die ihre Freizeit organisieren möchten, Politiker, die sich inszenieren wollen oder beruflich aktive, die schnelle Kommunikation zu potenziellen Geschäftspartnern suchen. Sie agieren damit allesamt auf einer Plattform, die von Problemen durchzogen ist:
- Datenschutz: Facebook wurde schon unzählige Male wegen dem schlechten Schutz der Nutzerdaten maßgeregelt. Zuletzt wegen WhatsApp: Die EU-Kommission bürdete Facebook eine satte Strafe von 110 Millionen Euro auf, weil es bei der Übernahme der Messaging-App falsche Angaben machte. So wurde behauptet, dass es zum Zeitpunkt des Deals nicht möglich gewesen sein, Facebook- und WhatsApp-Konten zu mergen – was aber tatsächlich machbar war. WhatsApp versprach seinen Nutzern, dass man die Konten nicht zusammenlegen würde, genau das aber wurde dann später trotzdem eingeführt (und dann wieder abgedreht). In Deutschland wird zudem vom Kartellamt geprüft, ob Facebook aufgrund der vielen Nutzerdaten seine marktbeherrschende Stellung zum eigenen Vorteil ausnutzt.
- Hasspostings: Facebook als sicheres Umfeld im Kreis der Freunde? Ein völlig falsches Bild. Das Social Network löscht derzeit im Schnitt monatlich 288.000 Postings mit unerlaubten Inhalten – und steht weiter in der Kritik, das nicht effizient und genau genug zu machen.
- Kopie-Vorwürfe: Wie ist Facebook dem Angriff der bis vor einiger Zeit noch boomenden Messaging-App Snapchat begegnet? Indem dessen populäre „Stories“-Funktionen (Videos und Bilder werden nach 24 Stunden wieder gelöscht) einfach kopiert und in alle Facebook-eigenen Apps (Instagram, WhatsApp, Messenger und Facebook) integriert wurde. Das hat Snapchat ordentlich den Wind aus den Segeln genommen.
- Tödliche Livestreams: Es gibt mittlerweile dutzende Berichte darüber, wie Livestreams auf Facebook Selbstmorde, Morde oder tödliche Unfälle von Menschen verbreitet haben. Diese Art von Content ist für das Social Network besonders schwer zu filtern, eben, weil es live passiert.