3.000 Dollar pro Werk: Anthropic zahlt 1,5 Milliarden Dollar, um Copyright-Klage zu entgehen

Kurz nach der Bekanntgabe einer Finanzierungsrunde von satten 13 Milliarden Dollar ist klar, was mit einem etwa Zehntel der Investmentsumme passieren wird: anthropic wird eine Copyright-Strafe berappen. Um einem Gerichtsverfahren zu entgehen, will Anthropic eine Sammelklage mit einem Vergleich beilegen.
Drei Autor:innen hatten dem KI-Unternehmen Buchpiraterie im großen Stil vorgeworfen. Autoren Andrea Bartz, Charles Graeber und Kirk Wallace Johnson warfen Anthropic vor, illegal Millionen von Büchern für das Training ihrer KI-Systeme verwendet zu haben.
Konkret soll das Unternehmen über sieben Millionen digitale Bücher von Piraterie-Websites heruntergeladen und dauerhaft gespeichert haben, darunter auch Werke der drei Kläger.
Details des Vergleichs
Die ursprünglich im vergangenen Jahr eingereichte Sammelklage wurde zunächst vom Gericht abgewiesen. Als Begründung führte das Gericht die Fair-Use-Klausel an, die bestimmte Verwendungen urheberrechtlich geschützter Werke erlaubt. Allerdings fallen nicht alle Praktiken von Anthropic unter diese Regelung, insbesondere die Beschaffung von Inhalten aus illegalen Quellen.
Der vorgeschlagene Vergleich sieht eine Entschädigung von etwa 3.000 US-Dollar pro betroffenem Werk vor. Die Auszahlung erfolgt, wenn mehr als 500.000 Werke von Rechteinhabern geltend gemacht werden. Bei einer geringeren Anzahl könnte die Entschädigung pro Werk entsprechend höher ausfallen.
Rechteinhaber können über die Libgen-Datenbank prüfen, ob ihre Werke betroffen sind, und sich anschließend über eine offizielle Vergleichswebsite registrieren. Anthropic hat zudem zugesagt, alle illegal heruntergeladenen Kopien endgültig zu löschen.
Das Unternehmen und die Kläger haben den US-Bezirksrichter William Alsup um Genehmigung des Vergleichs gebeten. Die Kläger bezeichnen die Vereinbarung als “wegweisenden Vergleich” und die “größte öffentlich bekannt gewordene Entschädigung im Urheberrecht in der Geschichte”.
Strategische Überlegungen
Mit dem Vergleich vermeidet Anthropic ein für Dezember angesetztes Gerichtsverfahren, bei dem der Schadensersatz auf Hunderte von Milliarden Dollar hätte ansteigen können. Die Einigung ermöglicht es dem Unternehmen, rechtliche Unsicherheiten zu beseitigen und das Geschäft fortzuführen.
Der Fall ist der erste in einer Reihe von Urheberrechtsklagen gegen KI-Anbieter, die geschütztes Material für das Training ihrer Modelle verwenden. Bereits 2023 reichte die New York Times Klage gegen OpenAI und Microsoft wegen millionenfacher Urheberrechtsverletzungen ein.
Die Einigung zwischen Anthropic und den drei Autoren könnte Präzedenzcharakter für künftige Verfahren haben und Standards dafür setzen, unter welchen Bedingungen urheberrechtlich geschützte Werke für KI-Training verwendet werden dürfen. Der Fall verdeutlicht die rechtlichen Herausforderungen, mit denen KI-Unternehmen konfrontiert sind, wenn sie große Datenmengen für das Training ihrer Systeme benötigen