EU will Apply AI Strategy mit einer Milliarde Euro ausstatten

Zerrieben zwischen den USA und China, weitgehend ohne eigene große LLMs und ohne die riesigen Investments, die es anderswo schneit: Die EU steht im Rennen um die Zukunftstechologie KI nicht gut da. Nachdem die EU-Kommission im April bereits ihren „AI Continent Action Plan“ vorstellte, der die berühmten AI Gigafactories beinhaltet, soll nun diese Woche – konkret am Dienstag, dem 7. Oktober – die Apply AI Strategy folgen.
Die von EU-Kommissarin für technologische Souveränität Henna Virkkunen vorbereitete Strategie zielt darauf ab, die Abhängigkeit Europas von ausländischen Technologieanbietern zu verringern und eigene KI-Kapazitäten aufzubauen. Das geht aus Berichten unter anderem der Financial Times hervor.
Strategische Neuausrichtung
Die EU positioniert Künstliche Intelligenz nicht länger nur als Produktivitätswerkzeug, sondern als „strategisches Gut“, das fest in die institutionellen, industriellen und sicherheitspolitischen Systeme der Union integriert werden soll. Die Strategie sieht vor, europäische KI-Plattformen zu stärken und deren Einsatz in Schlüsselbereichen wie Gesundheitswesen, Verteidigung und Industrie zu beschleunigen.
Ein zentrales Element ist die Förderung skalierbarer, europäisch entwickelter generativer KI-Lösungen mit Schwerpunkt auf Open-Source-Technologien. Öffentliche Verwaltungen sollen durch verstärkte Nachfrage nach europäischen KI-Produkten zum Wachstum europäischer Startups beitragen. Für die Umsetzung mobilisiert die Kommission eine Milliarde Euro aus bestehenden Finanzierungsprogrammen.
Geopolitische Motivation
Die Strategie reagiert auf wachsende geopolitische Spannungen. Die Kommission warnt davor, dass externe Abhängigkeiten in der KI-Infrastruktur – von Software über Hardware bis zu kritischen Mineralien – von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren „als Waffe eingesetzt werden können“ und Lieferketten gefährden.
Die Rückkehr Donald Trumps ins US-Präsidentenamt hat in Europa Zweifel an der Verlässlichkeit der USA als Partner verstärkt. Gleichzeitig wird Chinas wachsender Einfluss in der KI-Entwicklung als Bedrohung für Europas Gestaltungsfähigkeit wahrgenommen.
Verteidigungspolitische Dimension
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Verteidigungssektor. Europäische Streitkräfte sind derzeit bei KI-gestützten Kommando- und Kontrollsystemen (C2) im Rahmen von NATO-Operationen stark von US-Technologie abhängig. Die Kommission plant, die Entwicklung und den Einsatz europäischer KI-fähiger C2-Systeme zu beschleunigen und „souveräne Frontier-Modelle“ für Bereiche wie Weltraumverteidigung zu fördern.
Wichtigste Punkte im Überblick:
- Hauptziel: Stärkung der europäischen KI-Souveränität und Verringerung der Abhängigkeit von USA und China
- Budget: 1 Milliarde Euro aus bestehenden EU-Finanzierungsprogrammen
- Fokussektoren: Gesundheitswesen, Verteidigung, Produktion und öffentliche Verwaltung
- Technologischer Ansatz: Förderung europäischer, skalierbarer Open-Source-KI-Lösungen
- Rolle öffentlicher Verwaltungen: Nachfragesteigerung für europäische KI-Produkte zur Unterstützung von Start-ups
- Sicherheitspolitik: Entwicklung eigener KI-gestützter Kommando- und Kontrollsysteme für europäische Streitkräfte
- Infrastruktur: Reduzierung externer Abhängigkeiten beim gesamten „KI-Stack“ (Software, Hardware, Mineralien)
- Verteidigungstechnologie: Aufbau souveräner KI-Modelle für Weltraumverteidigung
- Geopolitischer Kontext: Reaktion auf Unsicherheiten bezüglich US-Partnerschaft und chinesischen Einfluss
- Europäische KI-Landschaft: Unterstützung erfolgreicher europäischer Unternehmen wie Mistral (Frankreich) und Helsing (Deutschland)