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Ausgetrockneter VC-Markt: „Echte Unternehmer:innen kümmern sich nicht um Bewertungen“

Checkout.com-Gründer Guillaume Pousaz und Bolt-Gründer Markus Villig am Web Summit. © Web Summit
Checkout.com-Gründer Guillaume Pousaz und Bolt-Gründer Markus Villig am Web Summit. © Web Summit

Startups, Scale-ups, Unicorns – das alles ist sehr präsent am Web Summit in Lissabon, der größten Tech-Konferenz Europas mit Sicherheit. Aber auch viel Ungewissheit, was die Zukunft angeht. Denn die Finanzierungslandschaft ist ausgetrocknet, nach dem Hype-Jahr 2021 liest, hört und sieht man viel mehr von Massenkündigungen, Downrounds und Insolvenzen. Das betrifft auch Europas Unicorns-Landschaft, die in den Vorjahren wegen Massen an Investment-Geldern regelrecht aufblühte.

Doch Ende 2022, zwischen Energiekrise, Inflation und Ukrainekrieg, sieht die Lage anders aus. „Die Landschaft für Fundraising hat sich komplett geändert. Letztes Jahr konnte man mit einem PDF Millionen Dollar raisen, das ist vorbei“, sagt Checkout.com-Gründer Guillaume Pousaz bei der Podiumsdikskussion. Sein Payment-Unternehmen schaffte es Anfang 2022 auf eine Bewertung von 40 Milliarden Dollar. Sein Co-Speaker, Bolt-Gründer Markus Villig aus Estland, kann eine Mobility-Plattform mit einer Bewertung von 7,4 Milliarden Euro vorweisen. Aber wie lange noch?

„Es gibt viele Tech-Unternehmen in der Defensive, weil die nächste Finanzierungsrunde nicht ums Eck ist“, sagt Pousaz. Er ist in der glücklichen Lage, Anfang 2022 eine satte Milliarde an Bord geholt zu haben, hat dementsprechend Runway. „In den letzten Jahren war Geld gratis, das war einzigartig in der Geschichte. Jetzt ist Geld teuer geworden.“ Auch wenn Checkout.com monatlich weiter Transaktionen im Netz mit einem Volumen von hunderten Milliarden Dollar abwickelt, Wachstum gibt es keines mehr. Konsumentenausgaben in den USA seien weiter sehr hoch, aber im Heimatland von Checkout.com gäbe es Rückgänge zu verzeichnen.

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Nur wer kosteneffizient ist, wird überleben

Ob das die Bewertung auch von Checkout.com drückt? Von 40 Milliarden will Pousaz nicht sprechen. Die Valuation würde ihn aber ohnehin nicht kümmern. „Die echten Unternehmer:innen kümmern sich nicht um Bewertungen“, sagt er. „Bewertungen sind Investorensache. Ich kümmere mich als Gründer nicht um Bewertungen, sondern um den Umsatz und meine Marge.“ Indirekt lässt er aber schon durchblicken, dass Unternehmensbewertungen im Tech-Bereich gelitten haben. „Die Multiples des letzten Jahres sind nicht die selben wie dieses Jahr.“

Die Frage, die sich viele stellen, ist auch, welche Tech-Firmen in Europa die Wirtschaftskrise überlebe werden. Gerade der Mobility-Bereich sieht nicht erst seit 2022 Konsolidierung. Mittendrin steckt Bolt, das Vorzeige-Unicorn aus Estland, als umfangreicher Anbieter von Carsharing, E-Scootern, Taxis und Essenslieferungen in einer App. „Wir werden eines der wenigen Unternehmen sein, dass in unserem Bereich überbleibt“, sagt Markus Villig, der Bolt vor mehreren Jahren im Alter von 19 gründete. „Man muss sehr groß sein und sehr kosteneffizient operieren, wenn man überleben will.“ 

Aus seiner Sicht sei die aktuelle Marktsituation (in Estland liegt die Inflation bei mehr als 20 Prozent, was Konsument:innen-Spendings drückt) nur als Phase. „Wir machen uns wegen der kurzfristigen Marktänderungen keine Sorgen“, nächstes Jahr sei man dann wieder profitabel. Viele Alternativen gibt es wohl auch nicht. Bolt holte Anfang 2022 628 Millionen Euro an Bord, die geben dem Unternehmen einiges an Runway. Aber auf neuerliche riesige Finanzierungsrunden 2023 wettet Villig nicht. Profitabilität steht klar im Vordergrund.

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