Forschungsfrage

Warum Bio-Plastiksackerl nur selten im Kompost landen

Plastik, Plastiksackerl, Obst, Apfel
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Zuerst muss geklärt werden, was mit „Bio-Plastik“ (eigentlich sagt man ja Kunststoff!) überhaupt gemeint ist, dieser Begriff ist nämlich nicht definiert. So kann damit Kunststoff bezeichnet werden, der aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurde, ebenso wie Kunststoff, der biologisch abbaubar ist. Kunststoff kann jedoch auch aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und trotzdem nicht abbaubar sein. Und Kunststoff kann sogar auf Basis von Erdöl hergestellt und dennoch vermeintlich „abbaubar“ sein (das nennt man „oxo-abbaubar“, ist aber ab 2021 sowieso in der gesamten EU verboten).

Und wenn wir schon beim Begriff „biologisch abbaubar“ sind. Auch hier muss man unterscheiden, ob sich ein Produkt erstens in der freien Natur (in Boden, Salz- oder Süßwasser), zweitens auf dem Gartenkompost, oder drittens nur in Kompostwerken vollständig (das heißt zumindest zu 90% laut gültigen Normen) zersetzt.

Gütesiegel weist auf Art der Abbaubarkeit hin

Voraussetzung für eine Zersetzung von „abbaubaren“ Kunststoffen ist eine hohe und gleichmäßige Temperatur, die so in Kompostwerken vorherrscht. Eine Zersetzung in der freien Natur oder am Gartenkompost ist deshalb meist ausgeschlossen. Ablesen lässt sich das in der Regeln anhand eines Gütesiegels, das auf eine Zertifizierung nach Norm 13432 hinweist, meist mit dem Zusatztitel ob es nur in Kompostwerken (z.B. „OK compost industrial“), oder auch zuhause (z.B. „OK compost home“) abbaubar ist.

Hier gibt es einen Überblick über die entsprechenden Gütesiegel in Österreich

Kompostieranlage sortiert Sackerl aus

Wird nun Biomüll an ein Kompostwerk geliefert, so wird dieser vor der tatsächlichen Kompostierung zuerst von offensichtlichen Fremdstoffen befreit. Dies betrifft auch und besonders Sackerl aus Kunststoff. Eine Unterscheidung zwischen biologisch abbaubarem und nicht abbaubarem Sackerl wird dabei nicht gemacht. Und so wird auch das eigentlich abbaubare Sackerl aussortiert und anschließend verbrannt, der vermeintliche Vorteil somit zunichte gemacht.

Doch will man das überhaupt? Biologische abbaubare bzw. basierte Sackerl? Die meisten biobasierten Kunststoffe werden aus Mais oder Zuckerrohr hergestellt, wodurch viele Umweltprobleme entstehen. Pestizid- und Düngemittelverbrauch belasten Böden, Wasser und Luft und für das Bio-Plastiksackerl könnte sogar Regenwald gerodet worden sein. Und in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft (das ist auch Ziel der EU, siehe Kreislaufwirtschaftspaket) sollten Produkte im Kreis geführt werden, das Sackerl sollte am Ende seines Lebens also recycelt und dann im besten Falle wieder zu einem neuen Sackerl gemacht werden.

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit der FH Campus Wien. Der Autor, Bernhard Wohner, ist Forscher an der FH Campus Wien im Fachbereich Verpackungs- und Ressourcenmanagement. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Nachhaltigkeitsbewertung von Verpackungen mit den Schwerpunkten Ökobilanz, Lebensmittelabfällen und Recycling.

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