Galápagos-Inseln

„Bitte Meeresechsen zählen“ – Wie Laien von zuhause aus zu Forschenden werden

Laien sollen jetzt Meerechsen auf den Galapagos-Inseln zählen. ©Dr. Amy MacLeod
Laien sollen jetzt Meerechsen auf den Galapagos-Inseln zählen. ©Dr. Amy MacLeod
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Die Überschrift ist zunächst ein wenig kurios. „Es werden Laien gesucht, um Meeresechsen zu zählen.“ Genauer gesagt geht es um die Leguane, die auf den Galápagos-Inseln wohnen. Diese sind vom Aussterben bedroht. Umso wichtiger ist es daher, die genau Anzahl der Tiere zu kennen. Eine Reise rund um den Erdball ist dabei allerdings nicht inkludiert.

Ein Forschungsteam der Universität Leipzig hat in den vergangenen Wochen im Rahmen der „Iguanas from Above“-Kampagne  auf den Galápagos-Inseln mit Drohnen Luftbilder von den Meerechsen aufgenommen. Nun wird anhand dieser Aufnahmen der Bestand der Echsen eruiert. Jetzt hat im Rahmen dieser Kampagne ein zweites Projekt begonnen. Dieses ist ein Citizen-Science-Projekt. Bedeutet: Es werden Freiwillige gesucht, welche die Forschenden unterstützen wollen. Speziell bei dem Projekt sollen die Leguane auf den Fotos gezählt werden. So erhoffen sich die Forschenden eine schnellere Auswertung der Daten. Zudem soll bei der Foto-Zählung auch die Menge des Plastikmülls auf den Inseln und im Meer erfasst werden.

2021 Erfolgsjahr für heimische Greifvögel, aber schlecht für Haie

Naturschutz aus der Luft

„Der Einsatz von Drohnen macht viele Orte zugänglich, die zuvor nicht erreichbar waren. Er vermeidet das Anlanden von Booten auf diesen abgelegenen Inseln, was – selbst wenn möglich – aufgrund der rauen See und der scharfen Felsen normalerweise sehr gefährlich ist“, so die Leiterin der Kampagne und Zoologin Amy MacLeod von der Universität Leipzig. Bereits jetzt hätten die Forschenden festgestellt, dass an einigen Orten das Vorkommen seltener sei als zuvor erwartet, während an anderen Stellen bereits mehr entdeckt wurde, als bisher angenommen. Diese Erkenntnis sei unter Naturschutzaspekten wichtig, sind die Forschenden überzeugt.

Im Rahmen des Citizen-Science-Projekts können nun Interessierte diese unterstützen. Dafür wurden die Bilddaten auf der Citizen-Science-Plattform Zooniverse hochgeladen. Auch Daten zu anderen Arten, die auf den Bildern häufig vorkommen, wie Galapagos-Seelöwen und verschiedene Seevögel sind gesucht. Auch sollen so Aussagen zu Plastikverschmutzungen getroffen werden können, um diese dann für gezielte Reinigungsaktionen verwenden zu können.

Citizens Science für mehr Künstliche Intelligenz

Zudem sollen die Ergebnisse ebenfalls verwendet werden, um als ein Teil eines Trainingssets für maschinelles Lernen zu fungieren. So soll untersucht werden, ob auch mit künstlicher Intelligenz Leguane gezählt werden können. Das würde die Arbeit von zukünftigen lokalen Naturschutzmanager:innen einfacher, schneller und sicherer zu machen, so das Ziel der Forschenden aus Leibzig. Das gesamte Projekt soll bis 2025 laufen.

NASA entwickelt Videospiel, um Meeresboden-Satellitenbilder von Gamern auswerten zu lassen

Selbstverständlich ist die Citizen-Science-Plattform Zooniverse nicht die einzige Möglichkeit für Laien, die Wissenschaft zu unterstützen. Einen spielerischen Ansatz gab beispielsweise die NASA mit dem Projekt „NeMO-Net“ im Frühjahr 2021 bekannt. In dem Game werden den Spieler:innen echte Daten der NASA zur Verfügung gestellt und sie müssen auf den Bildern markieren, wo sich verschiedene Arten von Korallen auf diesen befinden. Zudem wird auch hier durch die Spieleraktionen der NASA-Supercomputer Pleiades in Ames trainiert. Durch die manuellen Korallenklassifizierungen der Spieler :innen soll der Computer mittels künstlicher Intelligenz selbstständig das klassifizieren der Meeresorganismen erlernen.

Rekord: 2020 wurden 40 Prozent mehr Schmetterlinge gesichtet

Österreich sucht ebenfalls

Auch in Österreich wird die Hilfe von Freiwilligen für wissenschaftliche Projekte regelmäßig gesucht. Im Rahmen der Aktion „Zeig‘ her deinen Schmetterlingsgartenin der Citizen Science-App „Schmetterlinge Österreichswird beispielsweise bereits seit einigen Jahren das Schmetterlingsaufkommen hierzulande versucht festzustellen. Im Jahr 2020 haben sich dabei laut der Initiative fast 19.000 Personen beteiligt und 147.120 Schmetterlinge gesichtet, fotografiert und gemeldet. Im Vergleich zu 2019 war das ein Zuwachs von etwa 40 Prozent, so das erfreuliche Resümee.

Darüber hinaus gibt es natürlich auch weitere zahlreiche Projekte, welche auch andere Themen als den Naturschutz und die Artenvielfalt bedienen. Eine Übersicht zu möglichen Projekte ist auf „Österreich forscht“ zu finden. Eine Übersicht zu weiteren europäischen Projekten ist zudem auf „EU-Citizen.Science“ einsehbar. So kann jede:r auch von zuhause aus, zu wissenschaftlichen Erkenntnissen beitragen.

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